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Der Komponist als Unternehmer
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Der Hofkapellmeister Antonio Salieri
Eine Generation später – zur Zeit Mozarts – zeigt die Auswertung biogra-
phischer Daten bedeutender Komponisten, die in Wien tätig waren, dass
bereits mehr Komponisten ausserhalb des höfischen Systems ihren Unterhalt
bestreiten konnten. Neben Mozart, der in Wien bis zu seinem Tod an keine
Hofhaltung gebunden war, gelang es auch noch Emanuel Alois Förster
(1748–1823) seit 1779 und Johann Baptist Schenk (1753–1836) seit 1780 als
freischaffende Komponisten und Musiklehrer in Wien ihr Brot zu verdienen.
Franz Anton Hoffmeister (1754–1812), der seit 1786 als Musikverleger unter
anderem auch für Haydn, Mozart und Beethoven tätig war, trat auch als sehr
fruchtbarer Komponist an die Öffentlichkeit, der den Vorteil hatte, seine
Werke im Eigenverlag herauszubringen. Die beiden neben Mozart bekanntes-
ten Komponisten aus dieser Generation – Antonio Salieri (1750–1825) und
Franz Vinzenz Krommer (1759–1831) waren hingegen zeitlebens im höfi-
schen System integriert. Salieri war bis 1788 ein vom Hof besoldeter Kom-
ponist für die Wiener Hoftheater und diente von 1788 bis zu seinem Tod
insgesamt 3 Kaisern2 als Hofkapellmeister. Als solcher bezog Salieri ein
Jahresgehalt von 1.200 Gulden, unbeschadet der Vergütung für seine Tätig-
keit an der Hofoper, für die er 200 Dukaten (= 900 Gulden) erhielt. Insgesamt
belief sich die vom Hof gewährte Besoldung für Salieri auf 2.100 Gulden,
was unter den Einnahmen von 2.535 Gulden lag, die Mozart 1789 lukrierte.
Damit wird klar, dass bereits in den letzten beiden Jahrzehnten des 18. Jahr-
hunderts für renommierte Musiker und Komponisten mehr Geld am Markt zu
verdienen war als am Kaiserhof.
Die Entstehung des Musikmarktes
Der Kaiserhof war das Vorbild für die vielen großen und kleinen Fürsten-
höfe der Habsburger-Monarchie. Der Höhepunkt dieser spätbarocken, aristo-
kratischen Musikpflege war aber um 1780 bereits überschritten. Die Ausga-
ben für die Hofmusik nahmen immer größere Teile des Gesamtbudgets in
Anspruch. Sogar in den kleinen Hofhaltungen war ein Orchester mit 24 Köp-
fen keine Seltenheit. Die Musiker wurden auch immer professioneller und
bildeten bald schon Berufsensembles. Für die kleinen Hofhaltungen bildeten
sich kleine Bläserensembles (Bläserquintett oder -sextett). In Zeitungsannon-
cen begannen solche Gruppen ihre Leistungen anzubieten (z.B. im Wieneri-
schen Diarium). Den Musikern war es wichtig geworden nicht mehr als Be-
dienstete, sondern als Berufsmusiker angesehen zu werden. Die zu spielende
Musik erforderte zusehends eine immer professionellere Ausbildung.
Diese dadurch immer kostspieliger werdende aristokratische Repräsentati-
on durch große Hoforchester konnten sich aber immer weniger Fürsten leis-
2 Kaiser Joseph II., Kaiser Leopold II. und Kaiser Franz II.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur