Page - 97 - in Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Image of the Page - 97 -
Text of the Page - 97 -
97
Manuela Hager
Virtuos, respektlos und satirisch:
Der italienische Dichter Giovanni Battista Casti am
Wiener Hof
Er war ein Poet und Diplomat. Als Poet verwendete er seine Kunstfertig-
keit zur Kritik an der Gesellschaft und den Mächtigen. Als Diplomat frequen-
tierte er in- und ausländische politische Kreise in Wien, bis er schließlich die
Aufmerksamkeit der Polizeihofstelle erregte und aufgrund von verdächtigen
Aktivitäten zur »persona non grata« erklärt wurde: Giambattista Casti, ab
1772 italienischer Hofdichter und ab 1792 poeta cesareo, Kaiserlicher Hof-
dichter, eine umstrittene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens im Wien des
ausgehenden 18. Jahrhunderts. Mit ihm neigt sich die goldene Ära der italie-
nischen Dichtung am Wiener Kaiserhof ihrem Ende zu.
Casti stellte seine poetische Feder in den Dienst harscher Attacken gegen
politische Gegner und gesellschaftliche Missstände. Er bespitzelte wahr-
scheinlich Persönlichkeiten aus Politik und Kultur und wurde als geschickter
Informant vielleicht gerade deshalb auf diplomatische Mission ins Ausland
geschickt. Sein schlechter Ruf interessierte die Biographen weitaus mehr als
seine dichterische Tätigkeit, so dass seine literarische Leistung vom Interesse
an der intriganten Persönlichkeit überdeckt wird. Hugo von Hofmannsthal hat
übrigens diesem Typus im Rosenkavalier ein boshaftes, komisches Denkmal
in der Person des Valzacchi gesetzt.
Ich werde steckbriefartig an Giambattista Casti herangehen und mich in
wenigen Seiten aus verschiedenen Perspektiven seiner schillernden Persön-
lichkeit nähern.
– Die Literaturwissenschaft interessiert im Besonderen seine literarische
Produktion. Was lässt sich von einem literaturhistorischen Standpunkt
zum Libretto Castis für die Salieri-Oper Prima la musica, poi le parole
sagen, die heute Abend neben dem Schauspieldirektor Gegenstand der
Untersuchungen ist?
– Welche sind seine genuin dichterischen Leistungen?
– Wie die Zeitgenossen Castis Werk beurteilten, erscheint auch relevant,
nicht zuletzt, weil diese Dichterkollegen für seinen Ruf in der Nachwelt
verantwortlich sind.
– Wie ist die Relation zwischen den künstlerisch-politischen Aussagen im
Werk und der Realität des 18. Jahrhunderts zu sehen?
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur