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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Manuela Hager 102 Womit wir wieder im 18. Jahrhundert angelangt sind. In Castis Prima la musica, poi le parole verlangt Graf Opizio zum Entsetzen von Dichter und Komponisten, dass sie in nur vier Tagen eine Oper für ein Fest fertig stellen. Panik breitet sich aus, aber beide Künstler wissen sich zu helfen: Sie werden Älteres aus der Schublade hervorzaubern und neu adaptieren. Der Librettist wird jedoch das Nachsehen haben, weil er sich viel mehr als der Komponist den Wünschen von Sängerinnen, Sängern und Maestro wird beugen müssen. Bei der fieberhaften Zusammenarbeit sucht der Maestro ganz wahllos Arien aus und will sie zu seiner Musik umdichten lassen, so dass der Poeta ganz lakonisch bemerkt : »Was vorher komisch war, versuche ich jetzt, heroisch (ernst) zu machen.« (354). Es kommt offensichtlich beim Text nur auf die Anzahl der Silben an, die zur Musik passen. Sollte sich der Komponist beim Lesen irren, besteht er trotzdem auf seine Version: Als er an einer Stelle im Libretto statt ital. »costato«, also Partizip der Vergangenheit von »kosten«, das Wort »castrato« liest, wird aus der Sopranstimme einfach ein Kastrat. Dichter und Komponist machen hinter den Kulissen im Grunde ähnliche Erfahrungen: im gespannten, auf den Publikumserfolg orientierten Klima muss jeder um seine künstlerische Verwirklichung kämpfen. Casti legt seinen Maestro di cappella die Worte in den Mund, dass der Dichter mit der dümm- lichen Vorstellung aufräumen soll, dass die Welt sich um Worte drehe, nein, »musica ci vuole«, »Musik werde gebraucht« (355) Der »Entlehnmodus« war also gang und gäbe und wurde dadurch erleich- tert, dass Bravour- und Affektarien in Wort und Ton eine wiederkehrende Typisierung zeigten (R. Strohm analysierte 1976 die italienischen Opernarien des Settecento). Andere Gestalten der Opernprobe als Theateraufführung waren neben Dichter und Komponist der Impresario, die Sängerinnen als Primadonna seria oder witzige Soubrette, die Sänger, die Kopisten und in manchen Stücken sogar die nervenden Mütter der Sängerinnen. In Castis Prima la musica, poi le parole gestaltet sich die Begegnung der Sängerinnen zur Opernsatire: Donna Eleonora lebt von den Erzählungen ihrer Erfolge auf den Bühnen fremder Länder, wo ihr das Publikum zu Füßen lag (347), wo sie viel Geld verdiente und ihr Vorzimmer von »Galanen, Liebhabern, Kavalie- ren, Geschäftsmännern« (»cicisbei, amanti, cavalieri, mercanti«, 347) bela- gert war. Poeta und Maestro sind skeptisch, die Buffo-Sängerin Tonina ver- ulkt das pathetische Gehabe der Primadonna und lässt auch Dichter und Komponisten nicht ungeschoren (»Oh, der Maestro ist ein kleiner Säufer!« verkündet sie, als sie ein Glas Wein entdeckt). Die temperamentvolle, schlag- fertige und selbstbewusste Tonina ist der Idealtypus der Zofe und die Gegen- spielerin der Primadonna seria; sie erwacht in Ariadne auf Naxos als Zerbi- netta zu neuem Leben. Nach Michtner (186) wurde die Partie der Eleonora bei der Uraufführung am 7. Februar 1786 von Ann Selina, genannt Nancy, Storace mit großem Erfolg gesungen. Ihre Gegenspielerin war der Mezzosop- ran Celeste Coltellini, die vom Kaiser selbst engagiert worden war. Beide Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Title
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Subtitle
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Author
Paolo Budroni
Publisher
V&R unipress
Location
Göttingen
Date
2008
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
135
Category
Kunst und Kultur
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?