Page - 106 - in Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Reinhard Eisendle
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der Kaiser, der auch die Rolle eines geheimen Theaterdirektors1 nicht ungern
spielte, als diskreter Regisseur hinter der Bühne auf auf.
An der Inszenierung dieses höfisch-theatralischen Festes war Da Ponte
nicht beteiligt und die diesbezüglichen Ausführungen in den Memorie2, de-
nen zufolge diese Veranstaltung nicht im Ambiente der Orangerie, sondern
im »kleinen Theater«3 des Schlosses stattgefunden haben soll, lassen den
Schluß zu, dass Da Ponte am Abend des 7. Februar 1786 nicht einmal als
»Observateur« beteiligt war. Anstelle des »Poeta de’ teatri imperiali« war
dem Dichter-Rivalen Casti aufgetragen, den Text für die italienische Oper zu
schreiben, jenem von Da Ponte ob seiner literarischen Qualitäten hochge-
schätzten Dichter, dem es in den vorangegangenen zwei Jahren gelungen
war, auch das Interesse der theatralischen Öffentlichkeit auf sich zu ziehen.
Auf dem Feld der Operndichtung war Casti – wenn wir von einem in St.
Petersburg für Giovanni Paisisello geschriebenen Libretto4 (1778) absehen –
wie Da Ponte Neuling. Sein erstes Libretto für Wien – den bereits erwähnten
Il re Teodoro in Venezia – schrieb Casti 1784 wiederum für Paisiello, der
sich gerade auf dem Weg von St. Petersburg nach Neapel befand. Seine zwei-
te Wiener Operndichtung verfasste er 1785 für Antonio Salieri, der sich nach
dem Misserfolg von Il ricco d’un giorno, Da Pontes erstem eigenständigen
Libretto, vom »Poeta de’ teatri imperiali« abgewandt hatte. Gemessen an
Casti und seinen zwei Opernerfolgen stand Da Ponte noch zu Beginn des
Jahres 1786 ohne jeden sichtbaren Erfolg da. Dies war für den Dichter aus
Ceneda umso schmerzlicher, da er den Erfolg des Re Teodoro miterleben
musste, während er sich noch immer mit seinem Erstlingswerk herumquälte,
welches erst gegen gegen Ende des Jahres 1784 – am 6. Dezember – seine
1 Rudolf Payer von Thurn: Joseph II. als Theaterdirektor. Ungedruckte Briefe und
Aktenstücke aus den Kindertagen des Burgtheaters. Wien/Leipzig 1920.
2 Lorenzo Da Ponte, Memorie di Lorenzo Da Ponte, da Ceneda in tre Volumi.
Scritte da Esso, Vol [I], II, III, Nuova Jorca, Gray & Bunce, 1823; La Parte prima
del Vol. Ultimo, Gray & Bunce, 1826. Lorenzo Da Ponte, Memorie di Lorenzo Da
Ponte, da Ceneda in tre Volumi. Scritte da Esso. Seconda Edizione Corretta,
Ampliata e Accresciuta d’un intero Volume e di Alcune Note. Pubblicate dall’ Au-
tore. I. Volume, Parte 1ma, I. Volume, Parte II., II. Volume, Parte Ima, Nuova Jor-
ca: Gray & Bunce 1829; II. Volume, Parte II, Gray & Bunce 1830; III. Volume,
Parte Ima, II. Parte del III Volume, Saggi Poetici di Lorenzo Da Ponte. Libera
Traduzione della Profezia di Dante. Di Lord Byron. Terza Editione, con Note Pe’
Miei Allievi, Nuova Jorca: John H. Turney 1830. Im Rahmen dieses Essays zitiert
nach der deutschen Übersetzung von Gustav Gugitz: Denkwürdigkeiten des Vene-
zianers Lorenzo da Ponte, Dresden 1924, in 3 Bänden
3 Ebenda, Bd. I, S. 255
4 Lo sposo burlato. Dramma giocoso in due atti. Diesbezüglich ist ein St. Petersbur-
ger Librettodruck aus dem Jahre 1779 überliefert. Siehe Sartori 22543 (Claudio
Sartori. I Libretti italiani a stampa dalle origini al 1800, Cuneo 1992,
Bd. V)
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur