Page - 107 - in Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Ein Fest ohne Da Ponte
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erfolglose Uraufführung erlebte. Ergebnis eines mühevollen Prozesses, wei-
ter hinausgeschoben durch Salieris erfolgreichen Aufenthalt in Paris, wo der
Komponist einen sensationellen Erfolg mit seinen Danaiden5 feierte – neben
Beaumarchais’ Figaro die Sensation im Pariser Theaterleben des Jahres
1784, welche Salieri als legitimen Nachfolger Glucks profilierte.
Auf seinen ersten Erfolg musste Da Ponte bis zu Beginn des Jahres 1786
Jahres warten – dieser gelang ihm mit dem Dramma giocoso Il burbero di
buon cuore, eine Zusammenarbeit mit dem Komponisten Vicente Martin y
Soler, Newcomer in Wien (Uraufführung am 4. Jänner 1786 am Wiener
Burgtheater). Zum Zeitpunkt besagten Festes in der Orangerie schien Da
Ponte somit seine größte Krise überwunden haben, wenn auch – folgt man
seiner Darstellung in den Memorie – seine Position als Theaterdichter durch
die beharrliche Vorgangsweise des Konkurrenten Casti wie seines einfluss-
reichen Förderers, Wolfgang Franz Xaver, Reichsgraf von Orsini und Rosen-
berg, nicht gesichert erschien. Und nicht zufällig erwähnt Da Ponte gerade in
diesem Kontext jenes Fest in der Orangerie:»Nachdem der Graf [...] alle
erdenkliche List und alle verborgenen Mittel umsonst angewendet hatte, um
seine Absicht zu erschleichen, wagte er nun ganz offen, für seinen neuen
Petronuis die Stelle des kaiserlichen Hoftheaterdichters vom Kaiser selbst zu
fordern [...] Der Kaiser hatte den Damen von Wien ein prächtiges, schönes
Fest in Schönbrunn gegeben, in dessen kleinen Theater der Direktor der
Schauspiele eine kleine deutsche Komödie und eine italienische Oper auffüh-
ren ließ, deren Text auf seinen Rat von Casti geschrieben worden und die »Le
parole dopo la Musica« betitetlt war.«6 Über Castis Werk für das Fest in der
Orangerie fällt Da Ponte – im Unterschied zu seiner differenzierten Einschät-
zung des Teodoro oder der Grotta di Trofonio – ein vernichtendes Urteil,
indem er überdies zu suggerieren versucht, dass Prima la musica beim Publi-
kum durchgefallen wäre: »Um sich zu überzeugen, dass es ein schlechtes
Machwerk war, ohne Witz und Charakter und ohne ansprechenden Inhalt,
wird wohl zu wissen genügen, dass es niemand als der Graf von Rosenberg
zu loben gewagt hat. Um des Erfolges sich um so mehr zu versichern, kamen
sie überein, eine galante Satire über den Theaterdichter einzuflechten und
man kann sich leicht denken, dass der Herr Casti mich darin nicht so artig
behandelt hat wie der Apollo den Antigonus. Wenn man aber die Art, wie ich
mich kleidete und wie ich meine Haare zu tragen pflegte, davon wegnimmt,
so war das übrige mehr eine Abbildung des Casti selbst, als die meinige. Er
sprach unter anderen Sachen von meinen Liebschaften mit den Sängerinnen
5 Siehe dazu u. a.: Rudolph Angermüller: Salieris Opern Le Danaides, Les Horaces
und Tarare, in: Herbert Lachmayer/Theresa Haigermoser/Reinhard Eisendle (Hg.):
Salieri sulle tracce di Mozart, Kasel/Basel/London/ New York/Prag 2004
6 Lorenzo da Ponte: Denkwürdigkeiten, op. cit., Bd. I. S. 255
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur