Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Page - 108 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 108 - in Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786

Image of the Page - 108 -

Image of the Page - 108 - in Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786

Text of the Page - 108 -

Reinhard Eisendle 108 des Theaters, das Schöne aber war, dass er selbst der feurigste Anbeter und Beschützer der beiden Damen war, die in dieser Posse auftraten.«7 In großer projektiver Manier sieht Da Ponte diese Veranstaltung durch sei- nen Ausschluß gegen sich gerichtet wie er sich gleichzeitig insgeheim, als abgründige Erfolgstrategie Castis, in den Mittelpunkt gerückt sieht. Die von Da Ponte so vermittelte Einheit von Absenz und imaginativer Präsenz, welche der Dichter in seinem dramatischen Werk so raffiniert zu inszenieren wusste, reflektiert auch indirekt Da Pontes narrative Strategie in den Memorie: ohne ursächlichen Zusammenhang markiert der Bericht über jenes Ereignis in der Orangerie subtil einen Umschlagpunkt in Da Pontes Wiener Karriere. Beginnend mit Il burbero di buon cuore setzt für Da Ponte im Jahr 1786 eine beachtliche Produktivität wie Kreativität ein. Fünf weitere Libretti wer- den in diesem Jahr folgen: darunter, drei Monate nach dem Fest in der Oran- gerie, die Commedia per musica Le nozze di Figaro, im November das Dramma giocoso Una cosa rara, wiederum komponiert von Martin y Soler, welches einen durchschlagenden Erfolg feierte und dessen Titel in Wien zum geflügelten Wort wurde8, sowie gegen Jahresende das Dramma buffo Gli equivoci, eine Bearbeitung von Shakespeares The Comedy of Errors, ge- schrieben für Stephen Storace. Da Pontes »neue« Position legt auch die Basis für eine neue Kooperation mit Antonio Salieri im Folgejahr 1787, für den er die italienische Verion des im Juni 1787 mit großem Erfolg in Paris uraufge- führten Tarare (Text Beaumarachais) vefassen wird. Für das in Folge von Lissabon bis St. Petersburg gespielte Dramma tragicomico Axur re d’Ormus schreibt Salieri weitgehend neue Musik, macht aus dem jenseits der tragedie lyrique angesiedeltem französischen Werk eine italienische Oper. Die Zu- sammenarbeit mit Salieri wird sich bis zu Così fan tutte fortsetzen, einem Projekt, aus dem sich der damalige Hofkapellmeister allerdings zurückziehen wird – für Da Ponte nach Don Giovanni Gelegenheit zu einer weiteren Zu- sammenarbeit mit Mozart. Für Casti hingegen war mit jenem Ausflug in die Welt des Metateatro seine theatralische Karriere auf der josephinischen Opernbühne vorüber. Der spätere Poeta cesareo verlässt noch im Jahre 1786 Wien Richtung Italien. Casti, als Dichter von Joseph II hochgeschätzt, schien beim Kaiser in Ungnade gefallen zu sein, speziell wegen Il poema tartaro, eine Satire auf den russischen Hof – in Wien trotz Zensurreform nur mäßig opportun, weil sich Joseph II. um ein Bündnis mit Katharina der Großen bemühte. Die für Salieri geschriebene Oper Cublai, gran Kan de’ Tartari, wird zu Lebzeiten sowohl des Dichters wie des Komponisten nicht mehr aufgeführt werden. In seinen Memorie charakterisiert Da Ponte den als Dichter hoch geschätz- ten Casti als Person mit einem besonderen Hang zu Ausschweifungen, zu 7 ebenda, S. 255f. 8 Siehe dazu Leslie Bodie: Tauwetter in Wien, Wien/Köln/Weimar 1995, S. 383. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
back to the  book Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786"
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Title
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Subtitle
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Author
Paolo Budroni
Publisher
V&R unipress
Location
Göttingen
Date
2008
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
135
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?