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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Reinhard Eisendle 110 zu beneiden, sondern mir auf tausenderlei Arten nachstellte, um mich um diese Stelle zu bringen«10 Da Ponte beschreibt die Wirkung dieser Begegnung wie ein Allmachts- narkotikum, das den Dichter gleichsam infiziert – auf Basis seiner poetischen und intellektuellen Kompetenz, die ihn stets auch als Spieler auftreten lässt, der seine eigenen Wege geht, seine Grenzwege. Das Spiel, an dem der Herr- scher und sein Dichter teilhaben, nimmt unterschiedliche Formen und Facet- ten an. Zuerst der Misserfolg der ersten Oper, dann der erste Schritt auf der Siegesetappe mit Il burbero di buon cuore: »Wir haben gesiegt«11, legt der Dichter dem Kaiser in den Mund, den Lorenzo Da Ponte auch in weiterer Folge als geheimen Verbündeten« ins Spiel bringt – so beim Täuschungsma- növer im Falle der Cosa rara, wobei das Wiener Publikum im wohlweislich gestreuten Irrtum belassen wird, der Text wäre von einem geheimnisvollen venezianischen Dichter geschrieben worden. Aber auch der vom Kaiser als Poet hochgeschätzte Casti, der in der narrativen Struktur von Da Pontes Me- morie gewissermaßen auch als Alter Ego erscheint, ist Teil des Verwegen- heits-Spiels – gerade durch seine »ausschweifende« Art. Durch das gleich einem »Schachspiel12 entfaltete Netz von Intrigen wird in Da Pontes Erzäh- lung die soziale Kehrseite der individuellen Selbst(re)konstruktion als Künst- ler konstituiert, dessen Individualität notwendigerweise permanente Reibun- gen im künstlerischen wie sozialen Umfeld erzeugt. Mit dem Aufstieg erhöht sich zwangsläufig die Reibungsfläche. Die »Intrige« wird zum Wahrneh- mungshorizont von Realität – und sie wird in der Welt des Theaters gewis- sermaßen symbolisch verdoppelt. Sie schafft einen theatralischen Bezugs- rahmen im Leben, und sie steigert sich gerade dort, wo das Theater sich selbst zum Gegenstand seiner Inszenierung macht. So auch im Falle der für Da Ponte erfolgreichen Aufführung von L’ ape musicale im Jahre 1789, wel- che aufgrund von Da Pontes Bevorzugung der Sängerin Adriana Ferrarese gegenüber der unter Salieris Protektorat stehenden Sängerin Caterina Cava- lieri die seit 1787 erneuerte Kooperation zwischen Da Ponte und Salieri er- neut schwer belastete. Die Welt des Metateatro, welches Da Ponte im Hin- blick auf das Fest in der Orangerie als Hintergrundfolie des sich abzeichnen- den Aufschwungs dichterisch einsetzt, wird dort, wo er nunmehr selbst er- folgreich die gesamte Inszenierung lenkt, erneut zum narrativen Umschlag- punkt, allerdings einem, der a la longue Da Pontes unfreiwilligen Abgang aus Wien vorbereitet. 10 Lorenzo da Ponte: Denkwürdigkeiten, Bd. I, op. cit., S. 198f. 11 Lorenzo da Ponte: Denkwürdigkeiten, op. cit., S. 223. 12 Gilberto Pizzamiglio: »Wien, Mozart und Figaro in den amerikanischen Memoiren Da Pontes«, in: Mozart. Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 18. Ja- hrhunderts. Essayband zur Mozartausstellung, Hg. Herbert Lachmayer, Ostfildern 2006, S. 639. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Title
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Subtitle
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Author
Paolo Budroni
Publisher
V&R unipress
Location
Göttingen
Date
2008
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
135
Category
Kunst und Kultur
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