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Im Bereich der Urfahrwänd, unmittelbar an die Donau grenzend, hatten die Eigner
schon in frühen Zeiten eine Fähre unterhalten, Steinabbau und Ziegelherstellung
betrieben, eine Schiffmühle und später [ua im 15. Jh belegt] eine Brauerei besessen,
was der Entwicklung, Erweiterung, Begehrtheit und dem Standard der Herrschaft
förderlich war.
Das aus kleinster Siedlungszelle zum Gut und Landgut gewordene Allodium
[Eigengut], welches mit zahlreichen bedeutenden Adelsgeschlechtern in
Verbindung trat, wie ua den Edlen vWilhering-Waxenberg, Haunsperg, Schönhering-
Plankenberg, Sunelburg, Amerang-Schleunz, Griesbach, Schaunberg, Leonberg,
Steyr-Storchenperg [=Starhemberg], gelangte um 1298 an das mächtige Geschlecht
der aus Bad Waldsee in Oberschwaben stammenden Herren vWallsee, die es bis
zu ihrem Aussterben 1483 als Eigengut besaĂźen und an ihnen unterstellte
Lehenträger verlehnten.37 Das Gut/Landgut Hagen muss schon frühzeitig eine
beachtliche Größe gehabt haben, zumal auch Heirats-Widerlagen adeliger Damen
darauf festgelegt/sichergestellt worden waren.
Nach dem Aussterben der Wallseer [1483] folgten die ihnen verwandten
Schaunberger als Erben, traten erneut mit dem Allodium (Eigengut) in Verbindung.
Ende 1491 zog der LandesfĂĽrst den Besitz jedoch an sich, ĂĽberlieĂź ihn aber
weiterhin den Hohenfurtern als Lehen [1492]. Unter Bernhard dem letzten
Hohenfurter wurde Hagen 1528 wieder Allodium. Mittels Einheirat in die Familie der
Hohenfurter vLustenfelden gelangte das Landgut an Christoph Häckhl
("vLustenfelden"). Dieser brachte im Jahre 1571 das bäuerliche Erbrecht an sich
und errichtete zwischen 1571 und 1574 auf dem Areal ein prächtiges Renaissance-
Schloss.38 Er stattete es mit zwei Prunksälen, einer schönen neuen Kapelle mit
Empore39 für die herrschaftlichen Besitzer, Archiv, Bibliothek und Raritätenkammer,
zahlreichen weiteren Räumlichkeiten, Reitstiege, erlesenen Kostbarkeiten,
exquisitem Mobiliar, prächtigen Kachelöfen etc aus, ersetzte die alte Brauerei durch
eine moderne, errichtete einen „Stock“ (Gesindehaus), einen "Kasten"
(Speicherturm), usw, nĂĽtzte das vormalige Landgut fortan als Meierhof fĂĽr den
herrschaftlichen Eigenbedarf. Etliche der aus dem Landgut erhalten gebliebenen
kostbaren Objekte sind heute im Linzer Schlossmuseum zu bewundern, weitere
befinden sich in bekanntem und unbekanntem Privatbesitz. 40
Nach Häckhl´s Tod im Jahre 1577 gelangte das bereits als Adelssitz wirkende
Schloss, was es damals trotz der prachtvollen Gestaltung de facto noch nicht war,
37 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 32; fol. 3, Urkunden Nrn 1>27. Schäffer, GHft Hagen/Linz, Bd I (Ms);
Schäffer Lehenträger Hagen. Barczyk, diverse PI, ua 2011, 24. April 2014: Dieser weit über die Grenzen
Oberschwabens/WĂĽrttembergs hinaus renommierte Autor /Historiker verfolgt in seinen BĂĽchern und Artikeln
(s.u., Literaturliste) ĂĽber die Herren vWallsee und ihre Heimat Bad Waldsee, deren Spuren auch in Ă–sterreich. Kg
Rudolf I. vHabsburg [1273>1291] nahm sie um das Jahr 1275 in seine Dienste und betraute sie ab 1278 in
Ă–sterreich mit einflussreichen Stellen und GĂĽtern. Sie erhielten 1298 ua Sindelburg-Sumerau/NĂ–, Waxenberg
und Hagen/OÖ, usw. Die Herren vWallsee waren hochgebildete, loyale, diplomatisch-, verwaltungsmäßig und
militärisch best-geschulte Gefolgsleute, stellten ca 200 Jahre hindurch den Landeshauptmann des Landes ob der
Enns (OÖ). 1331 traten sie ihre Schwäbischen Besitzungen gegen Pfänder und Allode in ihrer neuen Heimat
Ă–sterreich an die Habsburger ab. Waxenberg/Hagen und Nieder-Wallsee/Sindelburg hatten sie bis zu ihrem
Aussterben 1483 (Nieder-Wallsee bis 1506, dem Tod der Barbara vSchaunberg-Wallsee) inne. Ruine
Oberwallsee/OĂ– und Schloss (Nieder-) Wallsee/NĂ– erinnern noch heute an sie. Barczyk, Stadt Bad Waldsee,
110; Schäffer, Adelsgeschlechter Hagen, 267, 297. Schäffer, Lehenträger Hagen (Ms).
38 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 14, fol. 3/42. Schäffer, GHft Hagen/Linz, Bd I (Ms).
39 Schneider Horst, 23. September 2009 (s.u.).
40 Schäffer, GHft Hagen/Linz, Bd I; II (Ms). Schäffer, Blickwinkel Raritäten (Ms). Wacha, welcher das Schloss und
Teile seiner Pretiosen kannte, datierte zahlreiche ins 16. Jh, etliche auch ins 14., 15. Jh. Wacha, PI 5. Nov.
2001, 26. März 2003.
Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Title
- Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag Schäffer
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 44
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur