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14)* Eine im Schlossarchiv im „Clam´schen lerbuechl 1741“84 vermerkt gewesene
Geschichte aus dem Jahre 1741 gibt Kunde von einem „Musicaeum“.
Auf dem ehemaligen Maut-Häusel unweit des
Moserhäusels, wo früher die Weg-Maut eingehoben
wurde,85 hatte der „Vyner“ (Weinbauer) namens
Moos einstmals ein Musicaeum aus Holz errichtet, in
welchem die Kinder des Moos, deren Fähigkeiten
von der Herrschaft gefördert wurden, zuweilen mit
der Klampfn, der Schalmei und der Lochpfeife fĂĽr
die Mit-Untertanen und fallweise auch für Gäste der
Herrschaft musizierten.
Vereinzelt fanden hier auch „Gastspiele“ von
Musikern statt, welche im Landgut und später im
Schloss Hagen getafelt hatten. Anlässlich eines
Konzertes im August 1741 brannte das Musicaeum
durch Unachtsamkeit ab; unversehrt jedoch konnte
die aus der Wallseer Zeit stammende Lochpfeife
geborgen werden, auf welcher somit noch zu Clam´s
Zeiten das sogenannte Wallseer-Lied“ gespielt
wurde. Nicklas vClam lieĂź das Musicaeum wieder
aufbauen und an der Wand neben dem Westfenster,
das Wappen des ersten hier ansässigen Wallseers Nicklas vClam; Foto/VE Fam.Clam-Martinic
anbringen.86
15)* Dass im Hagen Gesänge jeder Art, auch religiöse anzutreffen waren, belegt ua
die Erzählung von der Errichtung der Pöstlingbergkirche (zw 1743>1748) bzw ihre
Vorgeschichte (um 1720):
Die Wallfahrtskirche verdankt ihre
Entstehung der Meierin vom Hagen.
Diese hatte sich um 1720
schmerzgebeugt mit zwei KrĂĽcken zum
Andachtsbild auf den Pöstlingberg
geschleppt, und fand in zwei Wallfahrten
Linderung bzw Heilung. Graf Gundemar
vStarhemberg [1679 bis 1743], dem es
ebenfalls schlecht ging und dem man
von diesem „Wunder“ erzählte, ließ sie
kommen und befragte sie. Daraufhin bot
sie an, ihn mit den guten Betweibern im
Hagen, auf den Berg zu begleiten, was
er gerne annahm.
Oratorium Pöstlingbergkirche; Foto Schäffer
84 Nicklas vClam, 1725>1748 im Hagen.
85 Das Maut-Häusel (neben dem unmittelbar angrenzenden Gerichtssäulen-Monument) stand direkt am Fahrweg,
welcher durch die Herrschaft Hagen auf den Pöstling-Berg und weiter ins Mühlviertel führte; die durchgehende
DonauuferstraĂźe nach Puchenau existierte damals noch nicht.
86 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 19. Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 54.
Klampfe=volkstĂĽmlicher Ausdruck fĂĽr Gitarre. Schalmei= Holzinstrument mit Doppelrohrblatt und konisch
gebohrter Röhre, 7 Grifflöcher, Schallbecher; Instrument der Hirten und Spielleute; Vorläuferinstrument der Oboe.
Goodman, Wörterbuch Musik, 102, 202.
Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Title
- Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag Schäffer
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 44
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur