Page - 10 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Image of the Page - 10 -
Text of the Page - 10 -
1 DerDomalsMetropolitankirche
Am3.Sonntag jedesMonatsgabes inderMetropo-
litankirche das 7-stündigeGebetmitProzession der
Corporis-Christi-Bruderschaft und der Aussetzung
des Allerheiligsten, bei der „die Hochfürstl. Herrn
Truchsessen (jedochwann IhreHochfürstl. Gnaden
etc. etc. zugegen) denHimmel über dasVenerabile“
tragen durften. Priesterweihen und Firmungen fan-
den vierteljährlich an derDomkirche statt47, wobei
zu oder nachPfingsten dieHauptterminewaren.
Der Jänner hattemit demNeujahrstag (1. Jänner)
und demDreikönigstag (6. Jänner) zweiFesta Pallii,
daneben dasFest SS.Nominis Jesu (3. Jänner), ein
FestumPraepositum, das in der zweiten Jahrhundert-
hälftemehrmalsgenanntwird.48Am20.Jänner,„dem
FestSt. Sebastiani, eines absonderlichenPatronwider
die leydigePest“49, führte nach der Predigt imDom
eineProzession den gesamtenHof nach St. Sebastian.
Der Februar begannmit demPalliumsfestMariä
Lichtmess am2. Februar, bei demamDomauch die
Wachsweihe stattfand. Bei diesemFest handelte es
sich um einen sogenannten „Frauentag“, alsoMarien-
Feiertag, anwelchen sichderErzbischof inBegleitung
seinesDomkapitels regelmäßig amNachmittag in die
Dreifaltigkeitskirche begab, umdort einePredigt und
eine darauffolgendeLauretanischeLitanei zuhören.50
Am Samstag nach dem Aschermittwoch begannen
nach der Litanei die Fastenpredigten, die täglich in
der Fastenzeit wechselweise von Kapuzinern, Dom-
predigern, Professoren der Benediktineruniversität,
Franziskanern, Theatinern, aber auch anderenPries-
tern gehaltenwurden.51
47Vgl.Staatskalender 1795: „Den 28. [Februar] ist die zu jeder
Quatemberzeit üblichePriesterweihe undFirmung“.
48Vgl.Hofkalender 1751;Hochfürstlich-Salzburgischer Hof-
Kalender oder SCHEMATISMUSauf das Schalt-JahrNach
der gnadenreichenGeburt unssers Heilands und Seligma-
chers JESU Christi M. DCC. LXXX. Alles zusammen
getragen, und auf eigeneKosten in denDruck gegeben von
FranzMehofer, hochfürstl. Truchses undKammerfourier,
zu haben in deroQuartier auf demMarktplatz in demKauf-
mannWeiserischenHaus, Salzburg: FranzProdinger 1780;
Staatskalender 1795.
49Hofkalender 1751.
50Vgl. z.B.Hofkalender 1765.
51Vgl.Hofkalender 1751: „NB.Die ganze heilige Fasten=Zeit
werdenWerchtags Frühe um6Uhr die Predigen von denen
PP.Capucinern alsOrdinari=Dompredigernwechselweis:
Nachmittag aberMontags von einemHerrnP.Professore
Ord. S. Benedicti aus der Hochfürstl. Universität. Diens-
tag undFreytag von demOrdinari=nachmittägigen Sonn-
tags=Prediger Or[d]o. S. Francisci. Mittwoch von einem
P.Augustiner.Donnerstag von einemTheatiner. Samstag
von einem aus denenHerren Consistorial-Räthen, Rural- Am 19. März wurde das „Fest deß Heiligen
Stadt= und Landspattron des grossen Patriarchen
undNähr=VattersChristi deßH. Josephi“ begangen,
das Max Gandolph von Kuenburg (1668–1687) im
Jahre 1677 amSchneeherrenaltar des SalzburgerDo-
mes alsHauptfest der von ihmgegründeten Josephs-
Bruderschaft eingeführt hatte und dasmit einer fei-
erlichen Josephs-Litanei52 undProzession begangen
wurde.DasFestderSiebenSchmerzenMarienswurde
amFreitagvordemPalmsonntagmit einemHochamt
imDomund einer andenMarien-Feiertagenüblichen
Lauretanischen Litanei in der Dreifaltigkeitskirche
gefeiert.
EndeMärz oder imApril folgtemit derKarwoche
derHöhepunkt desKirchenjahres, dermit demPalm-
sonntagbegann,der zugleichBeginndes40-stündigen
Gebets (→S. 9) amDomunddergroßenSakraments-
litaneienwar, die diesesGebet an drei Tagen abends
beschlossen:
„NB.Während dieser grossen hochlöbli-
chen bis in den vierdtenTag daurendenAn-
dacht, werden von unterschidlichen Geist-
lichen, und Religiosen zwey und zwantzig
Lob=undSinnreichePredigen, undSermo-
nes vomAllerheiligisten Sacrament deßAl-
tars, undAllerhöchstenGeheimnis gehalten.
Abends aber gegen halbe 7. Uhr auf dem
grossenChor unter zahlreich=undwohlbe-
setzterMusic ein Litaney.“53
Auch derGründonnerstagwar einFestumPallii54,
an dem der Erzbischof die für die Liturgie benötig-
tenÖleweihte und „zwölff armenMännern die Füß“
wusch, bevor diese an der Hoftafel verköstigt wur-
den.55AmKarfreitagwurde das „allerhöchste Sakra-
ment deßAltars in das heiligeGrab“ getragen.56Am
Decanen, oder Pfarrherren, um 4. Uhr bis den 13. April
inclusive gehalten.“
52Hintermaier, Ernst: „Vorwort“, in:ErnstHintermaier
(Hrsg.):Heinrich Ignaz Franz Biber: Litaniae de Sancto
Josepho zu 20 Stimmen, Salzburg: Selke 1999, (Denkmäler
derMusik inSalzburg, 9; zugl.Schriftenreihe des Salzburger
Konsistorialarchivs, 4), S. VII–XI.
53Hofkalender 1751.
54Haspel:Mozarts Vespermusiken, S. 44,mitVerweis auf das
BreviarumRomanum [...], Antwerpen 1697, in demder
Ostersonntag samt den drei vorhergehenden und zwei nach-
folgendenTagen als „duplicia primae classis“ klassifiziert
war.
55Hofkalender 1751, fol. B2r.
56Ebd., fol. B2v.
10
Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Title
- Musik am Dom zu Salzburg
- Subtitle
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Authors
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Size
- 21.0 x 30.2 cm
- Pages
- 432
- Category
- Kunst und Kultur