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Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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Page - 37 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult

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2.1 Das 17. und 18. Jahrhundert Pfarrkirchen, einzuführen.UmdieseReformumzuset- zen, bestellte ermit JohannesLampeausHalberstadt einenZeremoniar, der ebenfalls amCollegiumGerma- nicum seine Studien abgeschlossen hatte und den er mit allendazu erforderlichenVollmachtenausstattete. Ein erster Erfolg dieserReformenwar die päpstli- cheBewilligungdesOrdoRomanus für dieErzdiözese Salzburg durch Papst Clemens VIII. am 26. Okto- ber 1596. Etwas verspätet wurde 1605 einMissale Salisburgense iuxta ritum& consuetudinemSanctae Romanae Ecclesiae restitutum, ausgestattetmit zahl- reichenKupferstichen, u.a. vonHansWaldburger, in derOffizinvonConradKyrner inSalzburg gedruckt.6 Der erst 28-jährigeErzbischof trachtete seineHof- haltungandenbenachbartenResidenzenzuMünchen undWien bzw. Prag zu orientieren und zumessen, wo unterOrlando di Lasso inMünchen undPhilippe deMonte (1521–1603) inWien und Prag die geist- licheMusik der Spätrenaissance außerhalb Italiens einen letztenHöhepunkt erreichte. ImGegensatz zu seinemCousin undNachfolgerMarkus Sittikus galt dasAugenmerkWolfDietrichs offensichtlichweniger der höfischen als der geistlichenMusik, insbesondere jener, die für diewürdevolleGestaltung der Liturgie imGottesdienst geschaffenwurde. Mit der „Fundation einer neuenChormusik“ erhoff- te sichWolfDietrich in einem zweiten Schritt einen grundlegendenWandel der liturgischenMusikpflege amDom. Sie hatte zumZiel, die „Dommusik“, die demDomkapitel unterstand,mit der aus dermittelal- terlichen „Cantorey“ hervorgegangenen „Hofmusica“ zu verbinden und auch sie demErzbischof zu unter- stellen, da das Domkapitel die von ihmmehrmals vorgebrachtenBeschwerdennicht ernstnahmundnur wenigeVerbesserungsmaßnahmen treffenwollte. Be- reits zwei Jahre zuvor hatteWolfDietrich auch die Musik ander Stadtpfarre neuorganisiert und ihr eine finanzielleGrundlage gegeben (→S. 78). DieNeuorganisation der „hochfürstlichenMusica“ bedurfte jedoch eines längeren Zeitraumes. Im Sep- tember 1589 berichteteDomscholasticusAntonGraf Lodron demKapitel, dass derErzbischof „ummeh- rerer zierlicher Verrichtung des Gottesdienstes und Aufrichtung einerMusicen imDomchor jährlich 2000 6DasArchiv derErzdiözese verwahrt heute in seinerBiblio- thekmehrereExemplare alsDepositaverschiedenerPfarren derErzdiözese. Gulden hergebenwolle“7. DasDomkapitel reagierte daraufunderließneueStrafbestimmungen fürwillkür- licheAbsenzendesDomchorpersonals inderHoffnung, dasNiveauderChormusikamDomdadurchhebenzu können.DieAufsicht undObsorge für die Chormusik wollte das Domkapitel jedoch noch nicht abgeben. Ein Jahr später konfrontierteWolf Dietrich erneut dasKapitel in dieser Sache und ließ diesemmitteilen, dass er dieAbsicht hege, eine „ordentlicheChormu- sik“ zu gründen, da „der größte Teil der Vikarien gar übel bestimmt und der Chor schlecht versehen sei“8. Eine Kommission sollte deshalb prüfen, „wie manmit besseren, tauglicheren und bas [= besser] bestimmtenPersonenmüge aufkommen“. ImJänner 1591 forderte er „wegen der Fundation einer neuen Chormusik“ noch einVerzeichnis aller Chorausgaben und Chorpersonen an9, ließ jedoch den Status quo bis Jänner 1597 auf sich beruhen. ImDezember zuvor veranlasste nämlich einVorfall denErzbischof, die Idee derReformierung derDom- musikwieder aufzugreifen.DenAnstoß dazu gab ein Domchorvikar, derwährend der liturgischen Zeremo- nien imDomdasMissfallen desErzbischofs erregte. Über dieAuseinandersetzungenmit demErzbischof berichtet derDomdechant demKapitel, „dassunserFürstentdecktundmitbeweg- temGemütsichhabevernehmenlassen:dass fürstlicheGnadenMissfallen tragenundsich beschweren, nicht allein ob dem, dass der DomchordiesesErzstiftesmitVikarien oder Priesternübelbesetzt, sondernauchsolchem unvollkommlich besetztenChor noch dazu defectuosi, (wie jüngstlich beschehen) und dergleichenPersonen aufgenommenwerden, darob die Gemain des Volkes (defect hal- ber,mit denen sie beladen), sich zu ärgern verursachtwerde.Demnach haben dieselbe [fürstlicheGnaden] ernstlichenGemütes be- gehrt, dass bemelter Chor mit tauglichen Priestern wieder besetzt werde.Widrigen- 7Domkapitel-Protokoll vom 28. September 1589, zit. nach Spies: „DieTonkunst in Salzburg“ [Teil 1], S. 47. 8Domkapitelprotokoll vom27. September 1590, zit. nach ebd., S. 47. 9Domkapitelprotokoll vom 22. Jänner 1591, zit. nach ebd., S. 47. 37
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Musik am Dom zu Salzburg Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Title
Musik am Dom zu Salzburg
Subtitle
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Authors
Eva Neumayr
Lars E. Laubhold
Ernst Hintermaier
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-540-0
Size
21.0 x 30.2 cm
Pages
432
Category
Kunst und Kultur
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