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Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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Page - 40 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult

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2 Geschichte derMusik an derMetropolitankirche In allen Berichten wird die „überaus ansechliche Music“währendderMessfeier hervorgehoben, die der Erzbischof im Anschluss an die Prozession und in Gegenwart der geladenenGäste „solenniter verrich- tet“ hat. Vor allemwird das abschließendeTe De- um erwähnt undhervorgehoben, das „sehr stattlich gesungen worden“ ist und, wie die Berichterstatter übereinstimmendbemerkten, „von den besten unnd fürtrefflichisten Musicis auff underschidlichen Chö- ren gehalten“wurde.DieBeschreibung vonThomas Weiss17, des ersten Rektors der von Paris Lodron gegründetenUniversität, vermittelt uns eineVorstel- lung,wodieMusikeraufdenzurVerfügungstehenden Emporenmusizierten: „Unterdessen begann der durchlauchteste und hochwürdigste Erzbischof, dasMessop- fer zu verrichten.Da aber verteilte derGe- sangslehrer [!], Herr StephanBernardi aus Verona, eine gewaltigeAnzahl seinerMusi- ker auf dieChöre.WasglaubstDu,wie viele eswaren? Ich versichereDir, eswaren zwölf, welche sich auf denMauervorsprüngen, die manOratorien nennt und die ausMarmor sind, überall zur Schau stellten.Hier ist al- les vollmitKrummhörnern, Lauten, Posau- nen, Pfeifen, Zithern und allerlei anderen Musikinstrumenten.Man gelangt zumTe deum laudamus: OGottheit, o ihrHimm- lischen! Es klingt und singt der Lobpreis. Kaum jemand ist in diesemGotteshaus, der dies nicht hört. Die Anwesenden sind aufs Höchste ergriffen,undes trügtnichtdieMei- nung,man sei imHimmel, jawahrlich unter denhimmlischenVölkern.Und sogabesnie- manden, und sei er derFrömmigkeit noch so widersetzlich und so verschlossen, demnicht einambrosisches (liebliches)Seufzerleinoder „DasFest zurWeihe des SalzburgerDomes 1628“, in:Pe- terKeller (Hrsg.):Erzbischof Paris Lodron (1619–1653). Staatsmann zwischenKrieg und Frieden. [Dommuseumzu Salzburg 2003, 16. Mai bis 26. Oktober 2003], Salzburg: DommuseumzuSalzburg 2003, (Mitteilungen derGesell- schaft für Salzburger Landeskunde/Ergänzungsband 20), S. 84–87. 17Weiss,Thomas:BasilicaeMetropolitanaeSalisburgensisDe- dicatio SS: Ruperti et Virgilii in eandem translatio [...], Salzburg:ChristophKatzenberger 1628, zit. in:Hintermai- er: „Es kundt imHimmel“, S. 139f. ein demütig flehendesWörtchen entschlüpft wäre.“18 ThomasWeiss erwähnt dieVerteilung derMusiker auf zwölf Emporen unddamit auch die beidenEmpo- ren an den altarnahen, bereits 1628mit zweiOrgeln ausgestattetenVierungspfeilern. Neben zahlreichen Instrumenten nennt er – was ungewöhnlich ist und in späterer Zeit in bildlichen und schriftlichenDoku- menten nur ganz selten vorkommt – auch denjenigen namentlich, der dieMusiker auf dieChöre verteilte, nämlich StefanoBernardi, der eineinhalb Jahre zuvor nach Salzburg berufen worden war.19 Bernardi fiel fortan auch dieAufgabe zu, dasMusikrepertoire der neuenDomkirche vonGrund auf neu zu erstellen. Dafür wurde ihm der Notenkopist Georg Moser beigestellt, der dafür zu sorgen hatte, dass die erfor- derliche figuraleMusik inChorbücher kopiert (ingros- siert) wurde. Eigentlich hätte sich Erzbischof Paris Lodron vonBernardi liturgischeNeukompositionen erwarten können,wasBernardi jedoch nur zu einem geringenTeil erfüllte. Er stellte seinem Ingrossisten Moser für dessenChorbuchnotierungen überwiegend Kompositionen zur Verfügung, die er bereits Jahre zuvor in Stimmendrucken überwiegend in Venedig veröffentlicht hatte und dieMosermitOpuszahlen in die datiertenChorbücher aufnahm.20 StefanoBernardi verließ Salzburg 1634 und kehr- te in seineGeburtsstadtVerona zurück, wo er 1637 starb. Seine letzte gedruckte Sammlung geistlicher Musik, dieEncomia sacra (Geistliche Lobreden), er- 18Übersetzung vonKerstinHederer, zit. nachHintermaier: „Es kundt imHimmel“, S. 139f. „Sub haec Jllust. &Re- verendis. Archiepiscopus sacris operari coepit. Tumautem PhonascusD. StephanusBernardiVeronensis,Musicorum suorummaximumnumerum inChoros distribuit, quot cen- ses? duodenos affirmo, quos projecta è parietibus quae vo- cantOratoria [demarmore composita] ubique exponebant. Hic omnia plena panduris, testudinibus, tubis, buccinis, fistulis, Citharis, quaeque aliamusicis instrumentasunt. Ve- nituradTeDeumLaudamus, oNumen,oCoelites! sonatur, cantatur, psallitur: pene inTemplo non sunt, qui audiunt. Altissimèpresentespenetravit, nonvanaopinio, se inCoelo, reverà interCoelites adesse, id circò tamadpietatemobsti- natus nemo,& tam clausus nemo, cui non aut ambrosium suspiriolum, aut supplex verbulume lapsum fuisset.“ 19SeinBericht hatte für die SalzburgerMusikgeschichtsschrei- bung des späten 19. und 20. Jahrhunderts gravierendeFol- gen, die noch heute nachwirken. 20A-Sd, W.b.VI. ([Opus I], 1629): Messen und Requiems; W.b.XI. (Opus II, 1630): doppelchörigeMessen undOffer- torien;W.b.XX. (Opus III, 1631):Magnificat-Vertonungen undResponsorien;W.b.XXXVIII.: Officiumdefunctorum. Vgl.Hintermaier:Katalog (1992), sowieHintermaier: „Es kundt imHimmel“, S. 141–146. 40
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Musik am Dom zu Salzburg Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Title
Musik am Dom zu Salzburg
Subtitle
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Authors
Eva Neumayr
Lars E. Laubhold
Ernst Hintermaier
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-540-0
Size
21.0 x 30.2 cm
Pages
432
Category
Kunst und Kultur
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