Page - 63 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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2.1 Das 17. und 18. Jahrhundert
Probezeit am14. Februar 1783188 angetreten.189Aus
Lazise amGardasee stammend,wo seinVaterOrga-
nist gewesenwar, hatte LuigiGatti inMantuaTheo-
logie studiert undwar zumPriester geweihtworden,
hatte sich jedoch bald einermusikalischenLaufbahn
zugewandt. ImKarneval des Jahres 1768 trat er erst-
mals alsKomponist derOperAlessandro nell’Indie
LG 1.1190 hervor, deren Resonanz beim Publikum
überauspositiv ausfiel. InderFolge erhielt er die Stel-
le eines zweitenTenoristen anderHofkircheS.Barba-
ra inMantua. Bereits ein Jahr späterwurde er zum
zweitenKapellmeister der angesehenenKunst- und
WissenschaftsakademieReale Accademia di Scienze,
lettere ed Arti (auch:Reale Accademia di Scienze e
Belle Lettere diMantova) bestellt. Für das ersteKon-
zert dieser Akademie anlässlich der Eröffnung des
Teatro Scientifico am3.Dezember 1769 komponierte
Gatti die heute verscholleneKantateVirgilo eManto
LG2.2.191
188SeinAnstellungsdekret vom selbenDatumhat sich imSalz-
burger Landesarchiv, HZA 1783/1/H, erhalten: „In der
Zuversicht, daß der Kapellmeister Gatti sich besonders
angelegen seyn lassenwird, daß furdersamst derKirchen
Dienst gut vollzochen,wie nichtminder dieKammer oder
andereMusique gut besorgetwerde, unddaß derselbe so-
wohl die Scholarn aus demKapellhaus, als andere, welche
ihme werden anvertraut werden, gut unterrichte, daß al-
lesmit gutterOrdnung undWürtschaft gepflogen, sofort
auch die Inventarien richtig gefasset und verwahretwerden,
damit von derMusique nichtes entzochen werde, daß er
sich allemdemewillig füge, waswir ihme sowohl in betref
der Instruction alsComposition auftragenwerden,wollen
wir denselben hiemit zu einenKapellmeistere an unseren
Hof und bey unserer Kirche mit dem nemlichen Gehalt
von acht hundertGulden unter demVorbehalt aufnehmen,
daß es in unsererWillkühr stehen solle, demselben einen
Theill dessenGehalts auchmittels einesBeneficii anweisen
zu können.Hieronymus.“
189Für die folgendenAusführungen zuLuigiGatti vgl.Hinter-
maier, Ernst/LarsE. Laubhold/EvaNeumayr: „Luigi
(Maria Baldassare) Gatti (1740–1817). Salzburgs letzter
Hofkapellmeister“, in:EvaNeumayr/LarsE. Laubhold
(Hrsg.):Keine Chance für Mozart. Fürsterzbischof Hie-
ronymusColloredo und sein letzter Hofkapellmeister Luigi
Gatti (1740–1817). Symposiumsbericht, Lucca: Libreria
Musicale Italiana 2013, (Veröffentlichungen zur Salzbur-
gerMusikgeschichte, 10; zugl.Musicologica Transalpina, 2;
zugl. Schriftenreihe des Archivs der Erzdiözese Salzburg,
12), S. 23–67.
190DieNummerierung derweltlichenWerke folgt demneuen,
in Vorbereitung befindlichenWerkverzeichnis: Lattanzi,
Alessandro:Catalogo tematico delle opere di Luigi Gatti
(1740–1817), 2 Bände, Lucca: LibreriaMusicale Italiana
[inVorb.], für die geistlichenWerkemusste auf das ältere
Verzeichnis inGehmacher,Monika:Luigi Gatti. Sein Le-
ben und seine Oratorien. Mit thematischemKatalog des
Gesamtschaffens, Dissertation,UniversitätWien 1959, zu-
rückgegriffenwerden.
191Lattanzi, Alessandro: „Luigi Gatti andAntonTheodor
Colloredo, Archbishop of Olomouc“, in: Eva Neumayr/
Lars E. Laubhold (Hrsg.): Keine Chance für Mozart. WenigeWochen später, am16. Jänner 1770, stellte
sich der 14-jährigeWolfgangAmadéMozart im zwei-
ten Konzert demMantuaner Publikum vor. Dabei
trafen Leopold undWolfgang AmadéMozart auch
mit Luigi Gatti zusammen, der sich bei dieser Ge-
legenheit eineMesse –möglicherweiseKV 66 – zur
Abschrift erbat. Dass sie einander in Salzburg wie-
dertreffen sollten,wussten sie damals noch nicht, es
gab aber noch weitere Berührungspunkte. Für die
Hochzeitsfeierlichkeiten desGeneralgouverneurs der
Lombardei, ErzherzogFerdinandKarl vonÖsterreich
(1754–1806), mit Prinzessin Maria Beatrice d’Este
(1750–1829), die am 15. Oktober 1771 in Mailand
stattfanden, schriebMozartalsAuftragswerkdieOper
Ascanio inAlba (KV111). LuigiGatti komponierte
anlässlich der Ankunft des Brautpaares inMantua
die ‚Azione lirico-drammatica‘ Il certame LG2.3, die
mit vier eingeschobenen Instrumentalkonzerten für
verschiedene Streichinstrumente imTeatro Scientifico
aufgeführtwurde.192Wenn er auchmit seiner Bewer-
bung umdie ersteKapellmeisterstelle an S. Barbara
nicht erfolgreichwar,machteGatti in den folgenden
Jahren doch zunehmendmit dramatischenWerken
auf sich aufmerksam.193
Im folgenden Jahr begannen sichBeziehungenGat-
tis zum Salzburger Hof anzubahnen194, als Anton
Theodor Graf Colloredo von Waldsee-Mels (1729–
1811), ein Cousin des Salzburger Fürsterzbischofs,
am6.Oktober 1777 vomOlmützerDomkapitel zum
Bischof gewählt undnach einer kurz danach erfolgten
Aufwertung derDiözeseOlmütz zu derenErzbischof
erhoben wurde. Kurz darauf reiste Anton Theodor
nachMantua, um seineMutter und andereVerwand-
te zu besuchen und am 30.März 1778 das Pallium
entgegenzunehmen.Der vierMonate dauerndeAuf-
enthaltAntonTheodors inMantuawar von einigem
öffentlichen Interesse begleitet, und auchLuigiGatti
FürsterzbischofHieronymusColloredo und sein letzterHof-
kapellmeister LuigiGatti (1740–1817). Symposiumsbericht,
Lucca: LibreriaMusicale Italiana 2013, (Veröffentlichun-
gen zur SalzburgerMusikgeschichte, 10; zugl.Musicologica
Transalpina, 2; zugl. Schriftenreihe des Archivs der Erzdiö-
zese Salzburg, 12), S. 343–357.
192Bernardi, GianGiuseppe:Lamusica nella Reale Accade-
miaVirgilianadiMantova,Mantua:CasaEditriceMondovi
1923, S. 27.
1931775:ArmidaLG1.2,Lamadre deiMaccabei (Oratorium,
LG5.1); 1777/78:Germanico inGermania LG4.1.
194Vgl. dazuLattanzi: „LuigiGatti andAntonTheodorCollo-
redo“.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Title
- Musik am Dom zu Salzburg
- Subtitle
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Authors
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Size
- 21.0 x 30.2 cm
- Pages
- 432
- Category
- Kunst und Kultur