Page - 69 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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2.2 Von derHofkapelle zurDommusik:Das frühe 19. Jahrhundert
genommenenMusikern zusammengestellt.Wie aus
einemAntragGattis „inbetreffderAufnahmeeiniger
brauchbarer IndividuenzurHerstellungeinervollstän-
digenMusik fürdenDomchor“238hervorgeht,wurden
von Gatti Lorenz Bergmayr (1773–1845)239 als Te-
norist und als Ersatz für den zur Hofkapelle nach
Wien gegangenenFranz dePaula JosephOtter240 an
derVioline, BenediktHacker (1769–1829)241, Georg
Hodspodsky242 sowie FerdinandBlumlachner243 und
Domchoralist ChristophKunrad244 für die Violine,
Richter undWeninger245 als Trompeter vorgeschla-
gen.Oboisten, dritter Trompeter und zweites Fagott
sollten,GattisVorschlag zufolge, je nachBedarf „zu-
gekauft“werden.
Inwieweit Gattis Antrag angenommenwurde, ist
zur Zeit nicht abschließend zu klären:WährendBe-
nediktHacker bis zu seinemTod 1829Mitglied der
Dommusik war, bewarben sich Georg Hodspodsky
undFerdinandBlumlachnernochEndeder20er-Jahre
des 19. Jahrhunderts um die Aufnahme. Immerhin
wurdedas Schicksal derDommusik anhöchster Stelle
entschieden: Am 21. Juni 1807 genehmigte Kaiser
Franz II./I. höchstpersönlich in einem Schriftstück,
auf das noch 20 Jahre später als „Handbillet“Bezug
genommenwurde, die Summe von 3320 fl. für den
künftigen „Personal- undBesoldungsstand derMusi-
ker, undDiener für die SalzburgerDomkirche“246, in
demer folgendeMusiker vorschlägt: „1Kapellmeister,
1 Organisten, 1 Tenoristen, 1 Bassisten, 4 Violinis-
ten, 2 Violetisten [= Violaspieler], 1 Violoncellist,
1Violonist, 1 Fagotist, 2Hoboisten, 2Klarinetisten,
2Trompeter, 1 Pauker“.
238Ebd., S. 54–57.
239Bergmayr lässt sichnoch1841alsViolinistdesDommusikver-
ein undMozarteums nachweisen.Angermüller,Rudolph:
„Das ‚Denkbuch desDomMusikVereines undMozartums
zu Salzburg‘“ [Edition undKommentar], in:Mitteilungen
derGesellschaft für Salzburger Landeskunde, 134 (1994),
S. 433–584, hier: S. 552.
240Hintermaier:Die Salzburger Hofkapelle, S. 303–306.
241Musiker,Komponist undVerleger in Salzburg, vgl.Amme-
rer,Gerhard/RudolphAngermüller/AndreaBlöchl-
Köstner (Redaktion): Salzburger Mozart Lexikon, Bad
Honnef: Bock 2005, S. 148–149.
242Eitner,Robert:Biographisch-BibliographischesQuellen-
Lexikon derMusiker undMusik-Gelehrten der christlichen
Zeitrechnung bis zurMitte des 19. Jahrhunderts, 10Bände,
Leipzig: Breitkopf&Härtel 1900–1904, Bd. 5, S. 164.
243Die genauenLebensdaten beider sind bis dato unbekannt.
244Domchoralist und Stadtpfarrsänger, gestorben 1817.
245Vornamen sind bis dato unbekannt.
246AES,Dommusikverein undMozarteum,AT-AES1.2AXd
262. Bezüglich der Bläser wird bemerkt, dass sie ge-
ringer besoldet seien,weil sie nur anFesttagen zum
Einsatz kämen. Auffallenderweise enthält der Vor-
schlag nur eine,mit 60 fl. Jahresgehalt äußerst gering
bezahlteOrganistenstelle, obwohlamSalzburgerDom
bekanntlichmehrereOrgeln zu versorgenwaren, weil
es damals noch üblich war, unter der Kuppel auf
den Emporen zu musizieren. Auch der Plan, zwei
Klarinettisten anzustellen, wie es in derHofkapelle
Ferdinands III. vonToskana in Salzburg ab 1803 ge-
bräuchlich gewesenwar, fand nicht die Zustimmung
des nunmehrigenDomkapellmeisters LuigiGatti. Er
entgegnete am 22. November1807, vielleicht in ei-
nerAntwort auf das oben beschriebene „Handbillet“:
„[... ] denn derAntrag 2Clarinettisten aufnehmen zu
wollen, ist nicht anwendbar, indemalle gewöhnliche
Kirchen-Compositionen theils für dasClarinett nicht
geschrieben sind und theils das Instrument selbst
in seiner Stimmungmit derDomorgel nicht brauch-
bar ist.“247 Die vomKaiser bewilligte Summe von
3.320 fl. indeswurde noch 1827, zwanzig Jahre spä-
ter, als wichtiger Kostenpunkt betrachtet, der bei
derNeuorganisation derDommusikmöglichst nicht
überschrittenwerden sollte.248
Ein interessantesDokument imZusammenhangmit
der Frage, welcheMusiker im fraglichen Zeitraum im
Dommusizierten, ist eineRechnung über dieAuffüh-
rung einesRequiems vonLuigiGatti249 bei denExe-
quien für den am20.Mai 1812 inWien verstorbenen
FürsterzbischofHieronymusColloredo 1812. In dieser
„IVteDesignation / über den Sr. Hochf[ür]stl. Gna-
denT.H.H.ErzbischofHieronymus / zur höchsten
Ratification vorgelegtenExequien- /Konten“werden
diemitwirkendenMusiker namentlich aufgeführt.
247Zit. inHintermaier:Die Salzburger Hofkapelle, S. 539.
248Vgl. AES, Dommusikverein und Mozarteum, AT-AES-
1.2.AXd 263, Stellungnahme von Aloys Hoffmann zum
Schriftstück Den in Vorschlag zu bringenden Mußik-
Personalstand für die dasigeMetropolitankirche betreffend
von JosephMarchner und das Schriftstück Joachim Joseph
Fuetschs vom5.Mai 1827.
249Mit hoherWahrscheinlichkeit handelte es ich dabei umdas
Requiem inC, vgl.Neumayr: „DieRequiemkompositionen
LuigiGattis“.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Title
- Musik am Dom zu Salzburg
- Subtitle
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Authors
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Size
- 21.0 x 30.2 cm
- Pages
- 432
- Category
- Kunst und Kultur