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2.2 Von derHofkapelle zurDommusik:Das frühe 19. Jahrhundert
200-Jahr-JubiläumderDomweihe.283 Spätestens in
derVorbereitung auf dieses Fest dürften dieDiskus-
sionenumeineNeuorganisationderDommusikbegon-
nen haben, die ab 1827 in ausführlichenVorschlägen
und Stellungnahmen ihrenNiederschlag in denAk-
ten fanden. In diesem Jahrwar das fest angestellte
„Musikpersonal“ desDomes vor allemdurch natürli-
chenAbgang respektiveTodesfälle auf „8 Individuen“
zusammengeschrumpft, nämlich den „provisorischen
MusikDirigensFuetsch“, denOrganistenJosephHöß,
denFagottistenAndreasWeiss (1756–1837), den vor-
maligenWaldhornistenMichaelMayer (1751–1832)
als Pauker undViolinspieler, Peter Pirchl (Pirkl, Pir-
kel, Pirchel), damals bereits Thurnermeister, als Vio-
linist, JohannBaptistWeindl alsKontrabassist und
zweiKalkanten, nämlich JohannGeorg Schlier und
LeopoldNeubau.284
Die Dienste, die Joachim Joseph Fuetsch in sei-
ner Eingabe vom5.Mai 1827 auflistet, waren in der
Hauptsache die gleichen, die vor 1807 von der viel
besser besetzten Hofmusik geleistet worden waren.
Selbstverständlichwaren sechsMusiker und zweiKal-
kanten zuwenige, um sie abzudecken.
„DieKirchendienste, welche die besolde-
ten Individuen gratis zu leisten verbunden
synd, bestehen in denDonnerstag=Ämtern,
SamstagLytanejen, auchdenLytanejenwel-
che imJahrehindurchanL.FrauenVoraben-
de oderTägen gehalten zuwerden pflegen.
Josephi undAnnaBruderschaft Lytaneyen.
Die 3 grossen Lytaneyen beym40stündigen
Gebethe.Die 9Lytanejen unddasHochamt
in der Johann v. Nepomuk noven, wofür
aber jedesmahliger dirigens 5 f: 24 xrR:W:
als Tafelgeld für sich erhält. Auch geheren
zu den verpflichtenDiensten alle figurirten
SonntagsÄmter, alleVespern undÄmter in
Festis Praepositi, Decani undPalii [!], wie
283Unkelbach, Peter: Augustin Gruber (1763–1835). Ka-
techet, Staatsbeamter, Bischof und Metropolit im jose-
phinischen Österreich, Limburg u. Salzburg: Erzbischöf-
lichesKonsistorialarchiv Salzburg 1999, (Schriftenreihe des
Erzbischof-Rohracher-Studienfonds, 6), S. 192.
284AES,Dommusikverein undMozarteum,AT-AES-1.2.AXd,
263, Stellungnahme vonAloysHoffmann zumSchriftstück
Den inVorschlag zu bringendenMußik-Personalstand für
die dasigeMetropolitankirche betreffend.Vgl. auch die Ein-
gabe von JosephMarchner und das SchriftstückFuetschs
vom5.Mai 1827. auch ehemals in festis Canonici. DieÄmter
zu St. Sebastian nach der Sebastiani Pro-
cession imMonat Jänner, dasAmt bey den
Ursulinerinnen amSt:Markustag, wenn die
Procession ausgehen kann.Die 2Ämter in
derFronleichnamsoctav,daserstebeymP:P:
Augustinern, und das andere zu St: Sebasti-
an.“285
Danicht nur die sogenannte „Figuratmusik“, son-
dern sowohl derDomchormit nurmehr siebenDom-
chorvikaren, von denen einer die Ripien-Orgel im
Presbyterium versehenmusste286, als auch die Ka-
pellknaben unterbesetztwaren, wurden verschiedene
Möglichkeiten inBetracht gezogen, die vonderEinbe-
ziehung von „Dilettanten“, wie sie in St. Peter schon
mitErfolg gepflegtwurde (siehe oben), bis zumVer-
zicht auf den Ripien-Chor oder auf die colla parte
begleitendenPosaunen reichten, „indemdiese 3Po-
saunendie3SingstimmenalsdenAlt,TenorundBass
zwar verstärken, äusserst selten obligat sind, dabey
aber das Gesang [sic!] in dieser großen Kirche bey
sowenigen undmanchmal schwachen Sängern über-
schreien, da doch derGesang immer vorherrschend
und die übrigen sowohl Saiten als Blasinstrumente
größtentheils nur begleitend seyn sollen“287.
Der Thurnermeister und seine Gesellen übernah-
men immermehrAufgaben:Hatte dieser in derVer-
gangenheitderHofmusikbeidenDiensten imDomdie
dreiPosaunistengestelltundselbstbeidenStreichern
gespielt, sowar er nach derAuflösung derHofmusik
und ihrem Corps von Hoftrompetern auch für die
Stellung derTrompeter in derDommusik zuständig.
Zunehmenddürften seine dreiGesellen auch an der
Metropolitankirche288 fürandere Instrumenteverwen-
detworden sein, ja, eswurde sogar vorgeschlagen, sie
alsKirchenmusiker anzustellen.289WelcheReformvor-
schläge tatsächlich umgesetzt wurden, konnte noch
nicht erforschtwerden, dieKosten dürften aber die
285AES,Dommusikverein undMozarteum,AT-AES-1.2.AXd,
263.
286SowohlDomchorvikarAloisDietrich (1774–nach 1827) als
auchDomchoralistMatthiasKracher jun.werden indiesem
Zusammenhang erwähnt.
287AES,Dommusikverein undMozarteum,AT-AES-1.2.AXd,
263.
288InderStadtpfarrmusikwarensie ja schon im18.Jahrhundert
als Instrumentalisten aktiv, vgl. weiter unten.
289AES,Dommusikverein undMozarteum,AT-AES-1.2.AXd,
263.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Title
- Musik am Dom zu Salzburg
- Subtitle
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Authors
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Size
- 21.0 x 30.2 cm
- Pages
- 432
- Category
- Kunst und Kultur