Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Page - 85 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 85 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult

Image of the Page - 85 -

Image of the Page - 85 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult

Text of the Page - 85 -

3.3 NachweisbareMusiker ab dem17. Jahrhundert Johann Paul Huetterer (um 1699–1764)63 erhält die Stelle als Stadtpfarrsänger Anfang des Jahres 1740, nachdem Tobias Mayr am 12. Jänner dieses Jahres gestorben ist. Gleichzeitigwird erChorregent, weil er als Substitut TobiasMayrs „bißhero sowoll inArteMusica alß ander aufführung allen fleiß und eyfer zu unseren sonderbahrenContento bezaiget.“64 AlsHuetterer 1745Hofviolonistwird, darf er seinen Dienst als Chorregent der Stadtpfarre auchweiterhin versehen. Dass sich nicht jeder der gepflogenen Praxis un- terwerfen wollte, bei der Erringung eines Dienstes auchdieTochter desVorgängers ehelichen zumüssen, zeigt einBrief, den der schon approbierteKandidat für die Nachfolge des Tenors Johann Georg Reger, der SeekirchnerChorregentenssohn JohannGabriel Hainz65, andenChorregentenJohannPaulHuetterer richtete: „Bitte der Herr wolle mir nit ungiettig ersehen, wie daß ich den Herrn mit mei- nen wenigen und geringen Concept bemo- lestire, alleinig die Uhrsach dessen, werde en H: selber besser bewußt sein, dan ich im vor allemall vill zu jung bin, mich in solche sachen einzelassen, weillen ich noch nichts versuecht habe, ist alsomeine Intenti- on,mein fortunweitters ze suechen, und in meinem Instrumenten bessers perfectionirt zumachen. [...] L: J: Ch: gegeben den 9. May 1740DesHerrn allzeit undergebrister und gehorsambsterDiener. JoannGabriel Hainz. Thurnergsöll: Tod JohannesChrysostomus Sambers dieOrganisation der Kirchenmusikübernimmt.Vgl.Neumayr: „ZurMusikpflege imSalzburgerUrsulinenkonvent“, S. 92 f. 63Hintermaier:Die Salzburger Hofkapelle, S. 194–196. 64AES, Altbestand, AT-AES 1.2.5/25/8, Bericht der Stadt- kapläne vom29. Jänner 1740. 65AES, Altbestand, AT-AES 1.2.5/25/8, Bericht der Stadt- kapläne vom17.Mai 1740: „Under denen umbdesRögers StattPfarrsMusiciDienst concurrienden 3 competeten zaigt auf eingenomeprobohneZweiflJohannGabrielHainzChor regenten Sohn zu Seekhürchen, und deme der alte Röger seinenDienst gegen ehelichung seinerTochter resignieren zu derffen sub 7. Aprilis nochthin selbst suppliciert, tam quoad voce qua artem cantandi der beste zu sein,mithin zur StattPfarr Tenoristenstöll der tauglichiste befunden werden:Allein, wie auß beyligente an unsernChorregenten JohannPaulHuetterer seinen aigenenHandZeillen zuerse- chen, hatderselbedeprecirt, undweillenEr sichdieTochter zu ehelichen alß ein noch alzu jungerMensch nit einlassen will.“ P: S: Bitte auch an die Jungfrau Anna Miell vill schensweillen es der göttlichewil- len nit ist,mir solches nit ybl auf zenehmen ichwinsch daßGott derAllmechtige ihr ein tauglichesundguetes subiectumzue schikht, vorwelches ich auch inmeinen gebett inge- denkh seinwerde.“ Für ihn sprang seinNamenskollege JosephAnton Hainz,vielleicht seinBruder66, ein,der sicham22.Ju- ni 1740 nicht nur verpflichtete, „des JohannGeorg Regers nunmehro seel. Hinterlassene Tochter eheli- chen, sondern auchdenbeydemPortenmacherHand- werkh auf gedingten Sohn ausLehrnen lassen, auch zu demandte sowoll das erforderlicheFreysage gelt bezallen, in gleichen denselben wehrender Lehrzeit mit anderenNothwendigkheiten versechen, demJün- gerenRegersch: Sohn aber nit allein das Lesen und Schreiben selbst lehrnen, sondern auch ein andere Profession, womit er seiner Zeit sein Stückh brodt selbst gewünnen möge, erlehrnen [zu] lassen“, mit- hin die ganze Familie desVorgängers zu versorgen.67 Weitere Anstellungen in den 50er-Jahren betrafen Philipp JosephWestermayer (gest. um 1780) und Georg Wimmer (gest. 1786), über die aber nichts Weiteres bekannt ist. AlsJosephAntonHainz1757starb, trat seineNach- folge der ausEichstätt stammende, zur Zeit derBe- werbung sich als „TheologioMoralis et Juris Canoni- ci Studiosus“ bezeichnende Johann JacobFreystädt- ler (ca. 1720–1787) an, der als Vater des Mozart- Zeitgenossen und -Schülers Franz JakobFreystädtler 66DessenBruder, FranzXaverHainz, seines Zeichens Lehrer und „Cantor“ inThalgau, bewarb sich 1757 umdieNach- folge, vgl.AES,Altbestand,AT-AES1.2.5/25/9,Ansuchen undZeugnis vonGottfried v.Moll vom22.November 1757. 67Dass aus dieser schwerenBelastung nichtsGutes erwuchs, illustriert einBrief seiner drittenFrau, die ihrerseits nach ihm seinenDienst-Nachfolger Johann JakobFreystädtler ehelichte und so dieMutter desMozart-Schülers Franz Ja- kobFreystädtler (1761–1841)wurde: „[... ] damanmichdes zwischen uns gehabten unfridlichenHausstand halber und meistentheils außmeiner fälschlingVerschwärzung beschul- digenwill, so ist doch in g[nä]d[i]gste erwägung zu ziehen, daß offmentioniertermeinMannmit seinen ersteren beiden Weiberen in immerwährendenZankundHader gelebet, und selbemit herben streichenvillmahls tractiret habe,wie dan die erster die an leib von schlagen gehabte blande Zeichen, und die andere keine Haar wegen beschehung ausreissen in das grab brachten, folglich dißertwegenmir etwas zur schuld zu legenmit billichkeit nit geschechen kan, indeme beyligendesAttestatummeiner gute aufführung genugsam beweißet“,AES,Altbestand,AT-AES1.2.5/25/9, 5.Mai 1758. 85
back to the  book Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult"
Musik am Dom zu Salzburg Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Title
Musik am Dom zu Salzburg
Subtitle
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Authors
Eva Neumayr
Lars E. Laubhold
Ernst Hintermaier
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-540-0
Size
21.0 x 30.2 cm
Pages
432
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Musik am Dom zu Salzburg