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Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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Page - 91 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult

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3.4 DieAufgaben derMusiker an der Stadtpfarre 3.4 DieAufgaben derMusiker an der Stadtpfarre DiemusikalischenAufgaben der Stadtpfarrmusikan- ten umfassten zumeinen diemusikalischeGestaltung der „pfarrlichen Verrichtungen“, also der Pfarrgot- tesdienste, Litaneien,Vespern in den verschiedenen SalzburgerKirchenund fürdie zahlreichengestifteten „Jahrtage“, zumanderenwaren sie als „Totensinger“ zurMitwirkung an den zahlreich anfallenden kirchli- chenBeerdigungsfeierlichkeiten verpflichtet. Aus dem Jahr 1738 ist uns ein Vertrag zwischen demStadtpfarrsängerTobiasMayr und demehema- ligen Thurnergesellen114 und ehemaligen Sänger in Admont115 JohannPaulHuetterer (1699–1764)116 er- halten.Mayr überläßt laut diesemVertragHuetterer „als seinembishero gebrauchten Substituto“: „1moDieVerrichtung aller bey allhiesiger StattPfarr gestüfftenFiguralÄmbter, und von solchen die helffte derBezahlung: 2do: von denen extra vorfahlend=und ei- nemStattPfarrsMusicomit 22 xr 2 d vor- fallendenGottsdiensten 10 xer, von 29 xer 14: von 30 xr oder etlichen daryber 15: von 45 xer 18: von 50 xr. 20 xr. 3tio:Vondenen inderburgerSpittalsKür- chenunterdenwochenaneinfahlendenFest- tägenhaltendenLitaneyendiehelfftederBe- zahlung:DieSambstäglichenLitaneyenaber daselbst, ingleichen die in Berchtesgadner Hof117 undS:NicolajGottshaus118 vorfah- lendeVerrichtungen und die hiervon zuge- 114Vgl.Huetterers ersteBewerbung an der Stadtpfarre für die Stelle einesAltisten vom23.1.1725: „[... ] als habe ichmich EndtsUnterschriebner auf erlaubnisTit: derH: Statt: ca- pella[ni]mitmeinerAltfalset Stimme ein und andersmahl zur probhörren lassen,wie auchhatmichH. Samber öfters durchdasJahrhindurchzudenenRequien, ambternund ly- tanien inViolin,Violon,Pusaun, undWalthorn gebrauchet, welichen hoffe in die Instrumentis contento werde göben haben, und ich als Thurnergesöll bey alhiesigerH.Thurner Maister ein Jahr lang schon inDiensten stehe, so versichere, daß wan ich von dem starkhen blassen hinwökh komme, meine Stimme vonTag zuTag auch bösserwerde.“ 115AES,Altbestand,AT-AES 1.2.5/25/8,AnsuchenHuetterers vom13.10.1745. 116Hintermaier:Die Salzburger Hofkapelle, S. 194–196. 1171813 aufgehoben, vgl. Greinz: Kurie und Stadtdekanat, S. 209. 118ImKaiviertel, schon 1328 urkundlich erwähnt, vonFürsterz- bischofWolf Dietrich 1603 neu erbaut, 1788 aufgehoben, vgl. ebd., S. 207. niessen habende ergözlichkheit völlig yber- lasset: hingegen 4to: die choral Dienst, sambt der Statt- Pfärrlichenbesoldung, Ihmeselbsten reservi- ret:/ allerdings ratificirt, beyuebers auch Ih- meHuetterer auf ersagtenMayrs seinreZeit vacirend werdenden StattPfarrs-Bassisten Dienst, die exspectanz, iedoch auf sein be- ständigeswohlverhalten, erthaillet.“ In diesemVertrag, in demHuetterer noch zuLeb- zeitenMayrs zu dessen designiertemNachfolger als Bassist in der Stadtpfarrmusik ernanntwird und in demdeshalb die finanziellenBelange genau geregelt werden, erschließen sich uns dieAufgaben der Stadt- pfarrmusikanten in derMitte des 18. Jahrhunderts: Während das tägliche Choralsingen nicht über das Grundgehalt hinaus abgegoltenwurde,waren festli- che, figural gestalteteMessenmeist durch Stiftungen finanziertundwarfen jenachGrößederBesetzung für den einzelnenMusiker finanziellmehr oderweniger ab.DarunterfielenzahlreicheSeelenmessen,vorallem in derKirche St. Sebastianmit dem sie umgebenden Friedhof, die von den Stadtpfarrmusikanten gestaltet wurden,währenddieSeelenmessen indervomzweiten wichtigenSalzburgerFriedhof umgebenenStiftskirche St. Peter in die Zuständigkeit der sankt-petrischen Musikantenfielen.Litaneien inderBürgerspitalkirche und inderheutenichtmehrbestehendenSt.Nikolaus- KircheundderKapelle imBerchtesgadnerHof fanden immer amSamstag oder amVorabend eines Festes statt. Interessanterweise entsprechen die erwähnten finanziellenAbgeltungen fast genau jenen derweiter unten diskutiertenSpecification [...]119 desChorre- gentenJohannJakobFreystädtler ausdemJahr 1766, sie dürften sich folglich zwischen 1738 und 1766 nicht wesentlich geändert haben. EinweitererwichtigerAufgabenbereich der Stadt- pfarrmusikanten erschließt sich aus ihrer zweitenBe- nennung: Als „Totensinger“ waren sie für diemusi- kalische Umrahmung aller Zeremonien undGottes- dienste bei Begräbnissen, aber auch für die festliche Gestaltung der Gottesdienste an den sogenannten „Jahrtagen“, den Jahrestagen desTodes, zuständig. 119AES,Altbestand,AT-AES 1.2.5/25/8,Specification. /Was ieder Statt=PfarrMusicus von denen / vorfallendtenGot- tesdiensten, auch waß / ieder Instrumentist hat wie folgt. vom29.11.1766,Übertragung→S. 102. 91
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Musik am Dom zu Salzburg Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Title
Musik am Dom zu Salzburg
Subtitle
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Authors
Eva Neumayr
Lars E. Laubhold
Ernst Hintermaier
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-540-0
Size
21.0 x 30.2 cm
Pages
432
Category
Kunst und Kultur
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