Page - 98 - in Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
Image of the Page - 98 -
Text of the Page - 98 -
Heiko Laß
98
Anders war dies in Altenburg, wo 1728/30 das Opernhaus im Schloss
garten entstand,
der nicht direkt am Schloss lag.37 Berühmtestes außerhalb des Schlossareals stehendes
Opernhaus ist wohl das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth von 1746/48 – heute
eine Welterbestätte.38 Dabei ist in Bayreuth zu berücksichtigen, dass am Ort des neuen
Opernhauses bei Errichtung bereits einige Bauten höfischer Nutzung standen. Das Ge-
bäude lag also nicht abseits, sondern gehörte zu einem höfischen Ensemble.
Zu den freistehenden Theatern gehörten auch Naturtheater wie etwa das Theater im
Tuileriengarten von 1664/71 oder die Heckentheater in Hildburghausen und Gera aus
dem 18.
Jahrhundert sowie das heute noch erhaltene Heckentheater in Hannover-Her-
renhausen von 1689/92 (Abb. S. 182).39
Bauten für das höfische Musiktheater standen aber nicht nur in der Residenzstadt,
sondern selbstverständlich auch auf dem Lande. Besonders Orte, die der Hof oft und
regelmäßig aufsuchte, erhielten feste Spielstätten wie das sachsen-weißenfelsische Jagd-
schloss Klein Friedenthal, das 1703/05 nicht nur einen Komödiensaal, sondern auch eine
Opernlaube bekam,40 das Kurhannoversche Jagdschloss Göhrde 171241 sowie das kurs-
ächsische Jagdschloss Hubertusburg 1741.42 Opernhäuser außerhalb der Residenz waren
aber kein deutsches Spezifikum. Bereits unter Philipp IV. von Spanien verfügte in der
ersten Hälfte des 17.
Jahrhundert fast jeder königliche Sitz über mindestens ein Theater.43
Die Zugänglichkeit höfischer Opernhäuser
Bei Bauten für das höfische Musiktheater handelte es sich nicht um öffentliche Archi-
tekturen. Allerdings konnte bei bestimmten Aufführungen weiteres Publikum zuge-
lassen werden – das war aber nur bedingt der Fall. Denn das höfische Musiktheater
richtete sich eben nicht an eine breite Öffentlichkeit, sondern an den Hof.44 Bedeutende
37 Frenzel 1965, S. 124; Schachtschneider 1993.
38 Zielske 1971, S. 93–96; Schrader 1988, S. 162–173; Forsyth 1992, S. 86; Krückmann (Führer) 2003,
S.
18, 113. Ähnlich waren die Markgrafen bereits in Erlangen vorgegangen, wo das Theater von 1715–19
auch mit anderen Bauten höfischer Nutzung wie einem Redoutenhaus zusammenlag. Vgl. zum Theater
in Erlangen: Zielske 1971, S. 89; Schrader 1988, S. 137–141.
39 Frenzel 1965, S.
203–204; Wallbrecht 1974, S.
79–81; Boeck 2006, S.
68–71. Vgl. auch den Beitrag von
Ronald Clark in diesem Band, S. 175.
40 Säckl 1999, S.
60.
41 Wallbrecht 1974, S. 103.
42 Landmann
/ Hochmuth 2015, S. 106. Vgl. auch den Beitrag von Michael Hochmuth in diesem Band,
S.
161.
43 Frenzel 1979, S. 78. In Buen Retiro gab es sogar zwei Bühnen im Freien, ein Theater mit Maschinen-
effekten in einem der Höfe, einen Spielort auf dem See etc. Vgl. den Beitrag von Solare in diesem Band,
S.
343.
44 Forsyth 1992, S.
21. Im Gegensatz zu Italien oder auch Großbritannien war das öffentliche Opernwesen
in Deutschland nicht sonderlich weit verbreitet. Veranstaltungen fanden in mehr oder minder privaten
back to the
book Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur"
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Title
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Subtitle
- Hof – Oper – Architektur
- Authors
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Editor
- Matthias Müller
- Publisher
- Heidelberg University Publishing
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Size
- 19.3 x 26.0 cm
- Pages
- 618
- Keywords
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Category
- Kunst und Kultur