Page - 109 - in Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Bauten für das höfische Musiktheater im 17. und 18. Jahrhundert
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und im 18. Jahrhundert platzierte man sie am Kaiserhof in Wien zwischen Bühne und
Zuschauerraum.83 In Bayreuth haben sich beiderseits der Bühne die Logen für Pauker
und Trompeter erhalten. Sie sind mit Säulen geziert. Über ihnen sind Monogramm-
kartuschen des markgräflichen Paares angebracht.84 Ähnlich hielt es das Paar auch im
Opernhaus in Erlangen.85
Landesherrliche Zeichen, Wappen und Monogramme fanden jedoch nicht nur an
Logen Anwendung. Beliebt war der Bühnenbereich und hier vor allem das Bühnenpor-
tal. Der Kurfürst von Hannover brachte in seinem Schlossopernhaus am Bühnenbogen
sein Wappen an.86 Im Großen Opernhaus von Kaiser Leopold I. in Wien wurden 1700
über dem Bühnenportal das kaiserliche Wappen mit geteiltem Schild für Österreich
und Burgund präsentiert sowie rechts und links davon über den Trompeterlogen die
Wappen der Königreiche Ungarn und Böhmen.87 In Altenburg wurden beiderseits der
Bühne 1730 Namenszüge und Profilbilder des Herzogspaares gezeigt. Das herzogliche
Wappen befand sich auf dem Vorhang. Im Opernhaus waren beiderseits der Bühne der
Namenszug des Herzogs Friedrich II. und sein Profilbild, das Bilder seiner Frau Mag-
dalena Augusta im Profil mit Namenszug und die Courtine trug das Wappen des Her-
zogs.88 In Bayreuth wurden über dem Bühnenportal Wappen und eine Krone präsen-
tiert.89 Auf Bühnenvorhänge kann an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.90
Letztlich konnte aber auch der Raum in seiner Gesamtheit überzeugen. Am 1690
vollendeten Schlossopernhaus in Hannover rühmte man die zahlreichen goldglän-
zenden Skulpturen, die reiche Wandverkleidung mit feuerrotem Samt mit gestreiftem
Goldstoff.91 Häufig erhielten die Zuschauerräume im 18. Jahrhundert aufwendige De-
ckengemälde. Waren sie vorhanden, waren sie integraler Bestandteil der landesherr-
lichen Selbstdarstellung.92 Das Bayreuther Beispiel kann die Funktion der Gemälde
verdeutlichen. Wie so oft, ist Apoll an der Decke zu sehen. Es ist jedoch nicht auf die
83 Greisenegger 2016, S. 68.
84 Zielske 1971, S. 93–96; Forsyth 1992, S. 88; Krückmann 2003, S. 50; Krückmam (Führer) 2003, S. 74.
85 Schrader 1988, S. 137–141.
86 Ebd., S.
54–60.
87 Hadamowsky 1962, S. 9.
88 Frenzel 1965, S. 125.
89 Krückmann (Führer) 2003, S. 74; Schrader, 1988, S. 162–173.
90 Vgl. aber Bachler 1972, S. 37–68.
91 Wallbrecht 1974, S. 49; Schrader 1988, S. 54–60.
92 Etwa im Komödienhaus am Taschenberg mit einem Gemälde von Johann Oswald Harms. (Reeckmann
2000, S.
173–185. Vgl. auch Schrader 1988, S.
65). Das Gemälde zeigte den Sonnengott Apoll in seinem
Wagen, begleitet von Aurora und ihren Genien. Es folgte zwei Stichen aus dem Libretto eines Paris-Bal-
letts von 1679. Das Münchner Residenztheater erhielt ein Deckengemälde von Johann Baptist Zimmer-
mann, das Merkur und Minverva zeigte (Schrader 1988, S.
107–111). Im Potsdamer Stadtschloss zeigte
das Deckengemälde von Amadeus Van Loo im Theater ebenfalls Apoll, aber hier mit den Musen (Fren-
zel 1959, S. 56).
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Title
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Subtitle
- Hof – Oper – Architektur
- Authors
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Editor
- Matthias Müller
- Publisher
- Heidelberg University Publishing
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Size
- 19.3 x 26.0 cm
- Pages
- 618
- Keywords
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Category
- Kunst und Kultur