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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Page - 123 - in Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur

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Pathos der Distanz – die Etablierung der zentralen Hofloge im Theaterbau (1600–1750) 123 Die emilianische Tradition war bis etwa zur Mitte des 17.  Jahrhunderts durch eine variable Verbindung von gestuften Estraden  – gradinate  – und in mehreren Geschossen übereinander abgeteilten Logen  – palchetti oder stanzini  – definiert, die die differen- zierte Platzierung eines ständisch inhomogenen Publikums erleichterte und auf diese Weise eine repräsentative Ordnung in den räumlichen Kategorien oben und unten, offen bzw. separiert etablierte.20 In Parma konnte und durfte es 1628 kein Inkognito im Theater geben wie etwa in Venedig, wo aus solchen palchi segreti zehn Jahre später der Weg des öffentlichen Lo- gentheaters  – teatro pubblico  – mit kommerzialisiertem Betrieb begann und im Verlauf einiger Jahrzehnte zum am meisten verbreiteten europäischen Theatertypus der fol- genden zwei Jahrhunderte reifte.21 Dieser Prozess verdankt dem römischen Architekten Carlo Fontana, der frühere Versuche in Ferrara, Bologna, Padua systematisch optimier- te,22 um die akustisch heiklen Probleme ihrer Anpassung an die Bedürfnisse der neuen Opernform in optimalen Saalkurven zu finden, die überzeugendsten Lösungen und sollte den Fokus von den emilianischen Städten im letzten Drittel des Jahrhunderts ins päpstliche Rom verschieben.23 Christina von Schweden in Rom und die Erfindung der zentralen Hofloge (1666/71) Zuvor aber errichtete ein Florentiner, Cosimo Lotti, 1638–1640 in Kenntnis der in ihren räumlichen Lösungen differenzierten italienischen Praxis und unter Berücksichtigung der älteren spanischen Tradition der corrales mit dem Coliseo im Buenretiro-Palast in Madrid das erste teils öffentliche, teils höfische Theater in Spanien.24 Im ersten Fall er- zwang der öffentliche Zugang ins Parterre die Rezeption des brandneuen oberitalieni- schen Logenhauses, weil nur so der Hof und der Adel an den eigentlich städtischen Belustigungen der comedias teilnehmen konnten. Flankiert von seitlichen Inkognitolo- gen mit Jalousien, den aposentos, die der König nach Gusto den Grandes und hohen In- habern von Hofämtern zuwies, erhob sich über dem hinteren Stehparterre der Frauen, der cazuela, ein ebenfalls zur Bühne mit celosias versehener Balcon de su Maj.[estad], 20 Leclerc 1946, S.  190–209; Marchelli 1958; Lenzi 1985, S.  174–191 und Lenzi 1977. 21 Zorzi 1977, S.  235–291. 22 Lavin 1990, S.  522–523; Mamczarz 1988, S.  69–76; für den Anteil von Andrea Sighizzi plädieren Marchelli 1953. 23 Tamburini 2014. 24 Shergold 1967, S.  295–330; Varey 1984, S.  402–403; Díez Borque 1996, bes. S.  173–175; Flórez Asensio 1998, bes. S.  180–184; Blasco 2001, S.  121–124; siehe auch den Beitrag von Carlos Maria So- lare in diesem Band, S.  343.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa Hof – Oper – Architektur
Title
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Subtitle
Hof – Oper – Architektur
Authors
Margret Scharrer
Heiko Laß
Editor
Matthias Müller
Publisher
Heidelberg University Publishing
Date
2020
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-947732-36-4
Size
19.3 x 26.0 cm
Pages
618
Keywords
Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
Category
Kunst und Kultur
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa