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gerzeig anzukünftigeEuropa-Bürgerheißt esweiter: »DiePerserkriegehatten
gezeigt,dassdieGriechenkeineMachtzufürchtenhatten,wennsiegemeinsam
handelten.«42
InGeschichteundGeschehen scheint dieErwähnungderPerserkriegeober-
flächlichnurnochalsErklärungdafürzudienen,dassAtheneineThalassokratie
errichten konnte. Gleichwohl nimmt die Schlacht von Salamis in der ein-
drücklichenRekonstruktionszeichnungPeterConollysbeinaheeinehalbeSeite
ein. Hier feiert griechisches Heldentum in makellosen Körpern, blitzenden
Helmenund schneidigenTrieren fröhlicheUrständ.43MosaikwidmetdenPer-
serkriegen sogar noch eineDoppelseite – inkulsive einer grobenRekonstruk-
tionszeichnung, die sichoffenbar anConollysDarstellungorientiert und (hier
wie dort aus attischer Perspektive) zeigt, wie die Athener die persisch-phöni-
zischeFlotteversenken.ImDarstellungstextheißtesunbeteiligt,dassdiePerser
ein großesReich errichtet hättenund einigeGriechen sich zu einemAufstand
erhoben, der dannniedergeschlagenworden sei. Daraufhin »schwor«Daraios
denAthenernwegen derenUnterstützung der Aufständischen »Rache«. Ohne
dassaufdieBedeutungderfolgendenSchlachtvonMarathoneingegangenwird,
bewertetderTextdenattischenSiegals»unglaublich«.44 ImMaterialteil aufder
Seitegegenüber findet sichdannHerodotmiteinerPassage, inderXerxesdem
Kriegsrat seinePläneerklärt.Dort legt der persischeGroßkönigu.a. dar: »Ich
will einHeerdurchEuropanachHellas führen,umdieAthenerzubestrafen.«45
Die Passage weist auf den oben angesprochenen Umstand hin, dass sich die
GriechenselbstnichtalsTeilEuropasverstanden,undsuggeriertzugleich,dass
Europa durch den Feldzug des Xerxes gar nicht gefährdet gewesen sei. Zum
Schluss des Quellenauszuges lässt der Großkönig verlauten: »Wenn wir die
Athener undderenNachbarvölker unterworfenhaben, sodehnenwirdasPer-
sischeReich soweit aus, dass esmit demHimmel zusammenstößt.«46Fortge-
lassen wird der in Anmerkung17 zitierte Satz, demzufolge Xerxes nach der
EroberungAthens »durch ganz Europa« zu ziehen beabsichtigt habe. Obwohl
dieSchülerinnenundSchüleralsooffenbargarnichterstaufdiedemMythoszu
Grunde liegende IdeevonderRettungEuropaskommensollen,wird ihnendas
Geschehendennochsinnentleertalsein»unglaublichesGeschehen«dargeboten.
42 Austermann und Lendzian, Zeiten und Menschen, Bd.1, 2008, 106. Das entsprechende
Unterkapitel heißt: »Die Perserkriege: Griechen kämpfen gemeinsam«. Das folgende ist
betitelt: »DerPeloponnesischeKrieg:Griechenkämpfengegeneinander«.
43 MichaelSauerundRolfBrütting (Hg.),GeschichteundGeschehen, Bd.1, Stuttgart/Leipzig:
Klett,2010,88;vgl.PeterConolly,DiegriechischenArmeen,Hamburg:Tessloff,1978,42–43.
44 JoachimCornelissen,MartinEhrenfeuchter,ChristophHenzler,MichaelTochaundHelmut
Winter (Hg.),Mosaik,D1,München:Oldenbourg, 2008, 98.
45 Ebd., 99.
46 Ebd.
FelixHinz44
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
- Title
- Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
- Subtitle
- Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
- Authors
- Roland Bernhard
- Susanne Grindel
- Felix Hinz
- Editor
- Christoph Kühberger
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0686-6
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 294
- Category
- Lehrbücher