Page - 25 - in Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)
Image of the Page - 25 -
Text of the Page - 25 -
25
Vom 6. März 1589, Khueperger war abermals Bürgermeister, datiert die
Beschwerde von Mag. Johannes Caementarius mit sechs eingebrachten
Vorschlägen zur Abschaffung der Übelstände in Schul- und Kirchensachen. Da
heißt es ua, dass „im Urfahr viel schwangere dirn sein sollen und erst vor drei
Wochen etliche khumben, die sich verheiraten und offentlich haben wöllen
verrueffen lassen“, ganz zu schweigen vom Martinsberg beim Schloss. Er beklagt
auch die Unordnung bei Hochzeiten (Fastenzeit). Die Stände vertraten in ihrer
Antwort die Ansicht, dass jede Herrschaft selbst die Abstellung der Unsitten
vorzunehmen gefordert sei, auch der Rat der Stadt Linz und die Geistlichen mĂĽssten
sich bemĂĽhen.127
Im Juli 1613 erschien ein erweitertes Gutachten der Verordneten der Evangelischen
Stände betreffend Schul- und Kirchensachen. Dieses brachte der Ordnung halber
den Vorschlag, Trauungen in Sommerszeiten nur um 8 Uhr, in Winterzeiten um 9
Uhr abzuhalten. Hochzeits- und Leichenpredigten sollten ausschließlich spätestens
um 8 Uhr abgehalten werden, um Unordnung bei der Landschaftsschule zu
vermeiden. Was das Nachlassen der Sitten betreffe, hätte sich die Stadtobrigkeit
streng an das ksl Generale zu halten und auch die Prediger waren gefordert,
schärfer vorzugehen. Die Stände sollten genügend geprüfte Hebammen anstellen.
Die Predigten seien zu kürzen, die gesamte Andacht dürfe nicht länger als eine,
höchsten fünfviertel Stunden dauern. Bei Leichen-Begängnissen wäre es besser,
wenn das Geläute jedem zuteil würde, das Besingen durch die Landschaftsschule
jedoch nur Landleuten und den vornehmsten Offizieren der Landschaft, dem
Bürgermeister, Richter und dem Rats-Ältesten, jedoch bei Schlechtwetter und im
Winter nur durch die Knaben aus den drei oberen Klassen. (Demnach zu urteilen,
müsste das Begräbnis Khuepergers in Anbetracht seiner innegehabten Ämter mit
Geläute und Gesang abgehalten worden sein.) Personen, die Almosen empfangen,
hätten bei anderen Armen gegen Bezahlung von 10 kr pro Tag die Krankenwartung
zu ĂĽbernehmen. 128 Wegen des evangelischen Gottesackers wĂĽrde mit der Stadt
Linz verhandelt.129
Der Friedhof hatte sich zunächst bei der Heilig-Geist-Kirche befunden. 1570 wurde
weiter von der Stadt entfernt ein neuer Gottesacker angelegt, auf welchem sich die
prunkvollen Epitaphien der meist protestantischen Linzer BĂĽrgerfamilien erhoben. 130
In Khuepergers BĂĽrgermeisterphase 1589 fiel der Anfang des Prozesses betreffend
Taz-Versilberung (Ausschank) durch die Handwerker, die vom Magistrat zu Strafen
von 2 Talern verurteilt wurden, sich aber dahingehend verteidigten, es habe sich nur
um einen Haustrunk gehandelt, der ja gestattet wäre. Infolge von Inhaftierungen,
Strafzahlungen etc wandten sich etliche Handwerker direkt an den BĂĽrgermeister
selbst, manche erdreisteten sich sogar, ihm das Strafgeld durch ihre Frauen ins
Haus zu schicken, während er bei der Mahlzeit saß. 131
Khueperger wurde am 5. September 1589 als BĂĽrgermeister in eine delikate
Angelegenheit bezĂĽglich eines Streites zwischen Thomas Seeauer und Blasi
127
AStL, LR B II A /10706 a und b dat. 6. März 1589 (Antwort der Stände).
128
AStL, LR BII A 9, Annalen 1604 – 1613 /11640.
129
AStL, LR BII A 8/10691. Glas, Burg/SchloĂź Linz, 45.
130
Wacha, Kunst in Linz um 1600, 17.
131
Wilflingseder, MitbĂĽrger; 77 ff.
back to the
book Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)"
Niclas Khueperger
(1531 bis 1597)
BĂĽrgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
- Title
- Niclas Khueperger
- Subtitle
- (1531 bis 1597)
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2013/2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 162
- Category
- Geographie, Land und Leute