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Luthers. Rezeption und Auseinandersetzung mit dem Neuen spalteten das Land
immer mehr.260
In der Zeit des Aufblühens des Luthertums fand auch die von der Schweiz
ausgehende friedliche Wiedertäuferbewegung 1523/24 in Linz Eingang und
erreichte ihre größte Bedeutung 1527/28. Diese Wiedertäufer wurden mehr oder
weniger ein Opfer der lutherischen Landstände, welche die Vorwürfe der
katholischen Seite auf diese Gruppierung als Sekte abzuwälzen trachteten, um ihre
eigene Glaubensrichtung als rein und richtig darstellen zu können. Ferdinand I.
verurteilte die Täufer, es gab Ketzerprozesse mit Hinrichtungen, die das Ende der
Bewegung mit sich brachten. Als deren geistlicher Führer aus Passau, Wolfgang
Branthueber /Brandhuber 1528 nach Linz kam, wurde er ergriffen und mit den 78
Wiedertäufern der hiesigen Gemeinde gefangen gehalten. Viele leisteten Widerruf,
Pranthueber und andere starben durch das Schwert des Scharfrichters, einige
retteten sich durch Flucht. 261 Die Wiedertäufer wurden auch andererorts, so im
schwäbischen Waldsee, der Urheimat der Herren von Wallsee, hingerichtet.262
Mit dem 1. Juni 1525 erhob sich der 1. obderennsische Bauernaufstand aus
wirtschaftlichen und religiösen Gründen unter der Devise „für ein reines
Evangelium“, wobei die Bauern laut Preuenhuber in 12 Punkten ihre Ziele
präsentierten:
1.) Die Bauernschaft begehrt das Recht für jede Gemeinde einen Pfarrer, der das hl.
Evangelium lauter und klar und ohne menschlichen Zusatz „verkündte“, ein - und
absetzen zu dürfen.
2.) Für seinen Unterhalt sorgt die Gemeinde mit so viel vom Bauernzehent, als er
braucht; was bleibt, bekommen die Armen oder wird für die Landesnot zur
Verhinderung von neuen Steuern aufgewendet. Den kleinen Zehent wollen sie nicht
mehr geben, denn Gott habe das Vieh frei geschaffen für den Menschen, der Zehent
sei nur von Menschen erdacht.
3.) Aufhebung der Leibeigenschaft, weil Christus durch sein Leiden alle Menschen
erlöste und befreite.
4.) Freie Verfügung über Wild und Fische.
5.) Holz und Wald soll, soweit es nicht von der Obrigkeit gekauft worden ist,
Gemeinbesitz sein.
6.) Dienst und Herrenforderung sei beim alten Ausmaß bleiben zu lassen.
7.) Bezahlung der Robot.
8.) Billige Schätzung für den jährlichen Gültenertrag.
9.) Strafen nicht zu erhöhen.
10.) Gemeindegut nicht zu schmälern.
11.) Die Todfall-Besteuerung abzuschaffen; die Hinterlassenschaften den Witwen
und Waisen zu lassen.
260
Haider, Gesch. OÖs, 162 ff. Heilingsetzer, Entwicklung OÖs, 69 f. Ebner/Würthinger, Dokumente, 15.
261
Kreczi, Linz, 284. Haider, Gesch. OÖs, 165 f. Die Wiedertäufer erhielten ihren Namen von der Einführung der
zweiten Taufe, im Erwachsenenalter. Der Wiedertäufer Ambros Spittelmeier aus Linz soll erklärt haben: „Ich halt
in Summa nichts von meiner ersten Tauf. So oft ein Kind getauft wird, wird Gott gelästert“. Mayrhofer/Katzinger,
151 f. Internet, http://www.pfarre-neulengbach.at Haider, Gesch. OÖs, 165 f. AK Wolf Dietrich von Raitenau, 408.
262
Buck/Barczyk, Waldsee 330>1810, 2. Die Herren von Wallsee besaßen von ca 1300 bis zu ihrem Aussterben
1483 ua die Grundherrschaft Hagen. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I, Wallsee (Ms).
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book Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)"
Niclas Khueperger
(1531 bis 1597)
Bürgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
- Title
- Niclas Khueperger
- Subtitle
- (1531 bis 1597)
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2013/2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 162
- Category
- Geographie, Land und Leute