Page - 64 - in Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)
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Krieges entvölkerte Region stärkten. Wain gelangte schließlich in das Fideikommiss
der Freiherrn von Herman(n).339 Auch in Ostheim und etlichen weiteren Orten bei
Ulm siedelten Exulanten aus dem „österreichischen Ländlein ob und nieder Enns“.340
In Regensburg wurden die Flüchtlinge von Glaubensbrüdern durch Vertrauensleute,
den regierenden Stadtkämmerer oder Gesandte beim corpus evangelicorum
empfangen. Von Spionen der österreichischen Regierung nach ihrer Herkunft
befragt, erklärten sie scheinbar einfältig, sie kämen von Einöden, die weiter keinen
Namen hätten. Oft schlossen sie sich Bücherträgern an, die sich „in dem
Verführungshandwerk gebrauchen“ ließen.341
Die Entscheidung für den Abzug aus der Heimat bedingte meist schwere finanzielle
Opfer. Viele der Adeligen verloren als Protestanten ihren Besitz an den Kaiser. Wie
zahlreiche Lutheraner fanden Jobst Schmidtauer dJ und Erasmus von Starhemberg
in der österreichischen Gemeinde der evangelischen Reichsstadt Regensburg,
Zuflucht. Phasen der Beruhigung der konfessionspolitischen Verhältnisse
ermöglichten immer wieder eine Heimkehr auf Zeit. Die Emigration brachte vielerlei
Probleme mit sich, wie ua Aufkündung des Bürgerrechts, Passbrief, Nachsteuer laut
Vermögensspezifikation, Verlust des Amtes, etc.342 Der übrige Teil des Adels
arrangierte sich mit dem Kaiser und konnte so seine gesellschaftliche und
wirtschaftliche Machtstellung erhalten. Dies bedeutete allerdings den Verzicht auf
religiöse Freiheit und ständische Libertät. 343
Viele Adelige, wie zB Simon Engl/Engel, der ebenfalls Khuepergers Großfamilie
angehörte, begaben sich der aktiven Ausübung ihres Glaubens wegen des Öfteren
ins benachbarte Ausland.344 Auch der Gemahl von Khuepergers Enkelin, Jobst
Schmidtauer dJ nahm zeitweilig Zuflucht in der reichsfreien Donaustadt
Regensburg.345 1620 schien er unter jenen auf, die „außer Landt sein gezogen der
Religion halber“.346 Schmidtauer lebte zB 1629 nachweislich in Regensburg, wie aus
einer Bestätigung des Hanns Koch, „Burger und Geschworener Statt Pott in der
Heyl. Röm. Reichstatt Regenspurg“ hervorgeht, welcher die Übergabe eines
Landeshauptmännischen Befehls an Jobst Schmidtauer in dessen „bestandt
Logament“, Quartier, bezeugte.347
In Feldkirchen an der Donau, welches zur Vogtei Oberwallsee gehörte, wurde 1597
Pfarrer Michael Huber abgesetzt, da er sich ua als Wegelagerer betätigt, seinen
Nachfolger bedrängt und sich die Taverne Mühllacken gekauft hatte. Der Vogt, Jobst
Schmidtauer d.Ä., soll sich Eingriffe in die Kirchengüter erlaubt, die Schlosskapelle
339
Litz, PI 31. August 2009. Der Weiler „Bethlehem“ bildete mit Wain ein Dorf. Internet, Wain. Pfarrpatronat: Fh
von Herman(n).
340
Internet, Ostheim.
341
Krauß/Enzner, Exulanten Regensburg, 603 ff. Auch Info Eichmeyer Ulrike, Gattin des ehem.
Superintendenten Hansjörg Eichmeyer, PI 31. August 2009.
342
Der Regensburger Rat (ausgenommen die vier katholischen geistlichen Reichsstände) hatte im Oktober 1542
die Einführung der Reformation beschlossen. Pfarrkirche der evangelischen Pfarrei wurde die Neupfarrkirche.
Krauß/Enzner, Exulanten Regensburg, 23 ff. Rottko, Literatur, 60. Mecenseffy, Protestantismus, 104. Siehe
Schäffer, GHft Hagen, Bd II, Schmidtauer (Ms). Heilingsetzer, Erasmus vStbg, 289. AStL, LR B 1 A 3, 127/3025.
Memoralien der Emigrierenden.
343
Heilingsetzer, Erasmus vStbg, 289.
344
Schnabel, Exulanten, 39.
345
Schnabel, Exulanten, 39. Winkler, Stadtapotheke, 6. Schäffer, GHft Hagen, Bd II (Ms).
346
OÖLA, Schlüsselbergerarchiv, Hs 30, fol. 515. In einer Auflistung trug Heinrich Wilhelm von Starhemberg
neben seinem Namen das Zeichen jener, die „Ihr Religion haben geändert und sein Zur Päbbstischen Lehr
getreten“, ebenso wie Georg Christoph und Carl Christoph von Schallenberg (fol. 514, 515), nicht so Jobst
Schmidtauer, er weilte immer wieder in Regensburg. Frank, PI 18. Jänner 2007.
347
OÖLA, A Stbg, Diverse Herrschaften, Sch. 209, HA Oberwallsee, V 1, dat. Regensburg, 17. Dezember 1629.
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book Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)"
Niclas Khueperger
(1531 bis 1597)
Bürgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
- Title
- Niclas Khueperger
- Subtitle
- (1531 bis 1597)
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2013/2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 162
- Category
- Geographie, Land und Leute