Page - 68 - in Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)

68 Dabei kam dem religiösen Moment „sapiens et eloquens pietas“ wie bei allen evangelischen Schulordnungen eine tragende Rolle zu.360 Da an der protestantischen Landschaftsschule, mit wenigen Ausnahmen, zunächst nur unverheiratete Lehrer (Schul-Zölibat) angestellt wurden, welche die volle Verpflegung im Landhaus erhielten, auch dort wohnten, traf dies anfangs gewiss ebenso auf Memhard zu. Erst Ende des 16. Jahrhunderts wurden auch verheiratete Lehrer aufgenommen. 361 Am 9. März 1577 ersuchte Magister Johannes Memhard die Stände um eine Privatwohnung, hatte wohl bis dahin ledigen Standes im Schulgebäude gewohnt und stand zu diesem Zeitpunkt vor einer privaten Veränderung, die dann im Februar 1578 in Form seiner ersten Verehelichung eintrat. Die Eintragung betreffend die Verkündigung vom 16. Februar 1578 lautet: „der ehrenfeste und wohlgelahrte Herr Johannes Memhardius, der freien Künste Magister und P.t., jetztiger Zeit beider Stände von Herrn-und Ritterstand des Erzherzogtums odE bestellter Landschulrektor, und die edle tugendsame Jungfrau Elisabet, des edlen ehrenfesten Herrn Hans Ehinger362 eheliche Tochter.“ Für einen „Erchtag“ vermerkt die ELM - Kartei die Hochzeitspredigt zu Mag. Memhards erster Eheschließung.363 Als ab 1580 vermehrt Klagen wegen des Verfalles des Schulwesens auftraten, wurde die Hauptschuld Memhard zugewiesen. Nach zahlreichen Verweisen von Seiten der Verordneten, wurden ihm zB 1592 schlechte Nachsichtspflege beim Personal, „Ergebenheit zum Trunke“, Unverträglichkeit, mangelndes Benehmen gegenüber Lehrpersonal und Eltern der Schüler vorgeworfen, auch reise er nach Belieben fort, gehe spazieren statt Schule zu halten. Als es mit der Landschaftsschule bergab ging, wurden auch viele Unwahrheiten über den Rektor verbreitet. Zwei der drei Inspektoren Caementarius und Achaz von Hohenfeld (der dritte war Reichard von Starhemberg) empfahlen die Entlassung Memhards und die Einstellung des Arztes Dr. Matthäus Anomaeus. Memhard beteuerte seine Unschuld, nahm schließlich doch seinen Abschied und ersuchte um ein Empfehlungsschreiben zur Erlangung des Bürgerrechts in Regensburg, sowie um Pension und Erziehungsbeihilfe für seine Kinder, was ihm gewährt wurde.364 Nach der Wiederbelebung der Linzer Landschaftsschule 1608 übernahm Memhard auf Bitten der Stände provisorisch die Leitung der Schule bis zum Dezember 1609.365 Einen Blick auf die Stadt Linz im Jahre 1608 bietet der Kupferstich des Dominicus Custodis. 360 Schiffmann, Schulwesen, 213. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I (Ms). 361 Schiffmann, Schulwesen, 176. Mayrhofer/Katzinger, Linz, 184. 362 Hans Ehinger war der Stiefsohn des Wolfgang Schickh, welcher wiederholt Stadtrichter und Bürgermeister von Linz gewesen und 1571 verstorben war. Ehingers Stiefbruder Christoph Schickh erlangte ebenfalls das Bürgermeisteramt. Mecenseffy, Reformation/Gegenreformation, 22, 31. 363 AStL, ELM. Salomon, Memhard, 171. Bereits 1577 findet sich in den ELM die Ankündigung der Verehelichung, jedoch ohne nähere Datierung. Hans Ehinger verstarb noch im Jahr 1578. Elisabeths Bruder, der „Edl vnnd vesst“ Wolf Ehinger, Pfleger der Hft Erlach und starhembergischer Lehenspropst zu Österreich ob und udE, kümmerte sich später, nach Memhards Tod, um das Erbe seiner Nichten Christina und Susanna. OÖLA, LA, Sch. 487, fol. 279 ff. Lehenbriefe Ferdinands I. betr Hans Ehinger 1540, 1550, 1559 im ÖStA, HHStA, Reichs- und Haus- Kanzlei Registraturbücher, Adelsbriefe II/3/2, 9. 364 Mecenseffy, Reformation/Gegenreformation, 36. Schiffmann, Schulwesen, 111 ff, 122. Stauber, Ephemeriden/ Stände, 41. 365 Mecenseffy, Ebd., 36. Schiffmann, Schulwesen, 111 ff, 122. Stauber, Ebd., 41.