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unbedenklich seine Bosheit und grausame Neckerei auslassen konnte (– man
erinnere sich etwa Don Quixote’s am Hofe der Herzogin: wir lesen heute den
ganzen Don Quixote mit einem bittren Geschmack auf der Zunge, fast mit
einer Tortur und wĂĽrden damit seinem Urheber und dessen Zeitgenossen sehr
fremd, sehr dunkel sein, – sie lasen ihn mit allerbestem Gewissen als das
heiterste der BĂĽcher, sie lachten sich an ihm fast zu Tod). Leiden-sehn thut
wohl, Leiden-machen noch wohler – das ist ein harter Satz, aber ein alter
mächtiger menschlich-allzumenschlicher Hauptsatz, den übrigens vielleicht
auch schon die Affen unterschreiben würden: denn man erzählt, dass sie im
Ausdenken von bizarren Grausamkeiten den Menschen bereits reichlich
ankündigen und gleichsam »vorspielen«. Ohne Grausamkeit kein Fest: so
lehrt es die älteste, längste Geschichte des Menschen – und auch an der Strafe
ist so viel Festliches! –
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Zur Genealogie der Moral
- Title
- Zur Genealogie der Moral
- Author
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 148
- Category
- Geisteswissenschaften