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gemacht wurde, die vom »freien Willen«, von der absoluten Spontaneität des
Menschen im Guten und im Bösen, nicht vor Allem gemacht sein, um sich ein
Recht zu der Vorstellung zu schaffen, dass das Interesse der Götter am
Menschen, an der menschlichen Tugendsich nie erschöpfen könne? Auf dieser
Erden-Bühne sollte es niemals an wirklich Neuem, an wirklich unerhörten
Spannungen, Verwicklungen, Katastrophen gebrechen: eine vollkommen
deterministisch gedachte Welt würde für Götter errathbar und folglich in
Kürze auch ermüdend gewesen sein, – Grund genug für diese Freunde der
Götter, die Philosophen, ihren Göttern eine solche deterministische Welt nicht
zuzumuthen! Die ganze antike Menschheit ist voll von zarten Rücksichten auf
»den Zuschauer«, als eine wesentlich öffentliche, wesentlich augenfällige
Welt, die sich das Glück nicht ohne Schauspiele und Feste zu denken wusste.
– Und, wie schon gesagt, auch an der grossen Strafe ist so viel Festliches!…
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Zur Genealogie der Moral
- Title
- Zur Genealogie der Moral
- Author
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 148
- Category
- Geisteswissenschaften