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Schicksal herausgefordert als alle ĂĽbrigen Thiere zusammen genommen: er,
der grosse Experimentator mit sich, der Unbefriedigte, Ungesättigte, der um
die letzte Herrschaft mit Thier, Natur und Göttern ringt, – er, der immer noch
Unbezwungne, der ewig-Zukünftige, der vor seiner eignen drängenden Kraft
keine Ruhe mehr findet, so dass ihm seine Zukunft unerbittlich wie ein Sporn
im Fleische jeder Gegenwart wühlt: – wie sollte ein solches muthiges und
reiches Thier nicht auch das am meisten gefährdete, das am Längsten und
Tiefsten kranke unter allen kranken Thieren sein?… Der Mensch hat es satt,
oft genug, es giebt ganze Epidemien dieses Satthabens (– so um 1348 herum,
zur Zeit des Todtentanzes): aber selbst noch dieser Ekel, diese MĂĽdigkeit,
dieser Verdruss an sich selbst – Alles tritt an ihm so mächtig heraus, dass es
sofort wieder zu einer neuen Fessel wird. Sein Nein, das er zum Leben
spricht, bringt wie durch einen Zauber eine Fülle zarterer Ja’s an’s Licht; ja
wenn er sich verwundet, dieser Meister der Zerstörung, Selbstzerstörung, –
hinterdrein ist es die Wunde selbst, die ihn zwingt, zu leben…
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Zur Genealogie der Moral
- Title
- Zur Genealogie der Moral
- Author
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 148
- Category
- Geisteswissenschaften