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172 XXXIX. Die Wehrmacht.
welche Summe auch für die weiteren sechs Jahre gilt. Das Rekrutenkontingent
BosniensundderHerzegowinawirdalljährlichvomgemeinsamenFinanzministerium
bestimmt; seit 1909 werden alljährlich 4000 Mann ausgehoben.
Diese Erhöhung der Rekrutenkontingente steht in einem engen inneren Zu-
sammenhange mit der Herabsetzung der Dienstzeit. Sie steigert die Wehrkraft
und erleichtert gleichzeitig die Erfüllung der Wehrpflicht. Die internationale
Stellung der österreichisch-ungarischen Monarchie erfordert es, daß die Ent-
wickelung ihrer Wehrkraft hinter jener der andern Großmächte nicht zurück-
bleibe. Es entspricht nicht nur den militärischen Interessen, sondern auch dem
Gedanken der staatsbürgerlichen Gleichheit, daß alle Wehrfähigen zur aktiven
Dienstpflicht herangezogen werden^). Ist das Heer das Volk in Waffen, so müssen
tatsächlich alle Waffenfähigen militärisch geschult werden. Die Vermehrung des
Rekrutenkontingents und damit auch des Heeres erhöht freilich die wtschaft-
lichen Lasten und die persönlichen Anforderungen an die Bevölkerung. Aber die
Militärlasten der österreichisch-ungarischen Monarchie sind erheblich geringer,
wie jene der andern europäischen Großmächte^) und die Vorteile einer starken
Wehrmacht wiegen die damit verbundenen Opfer reichlich auf. Das dadurch
erhöhte politische Ansehen bessert auch unsere wirtschaftspolitische Stellung
und die Vermehrung des Heeres gestattet es, die Liniendienstzeit für die Mehr-
zahl der Wehrpflichtigen auf zwei Jahre herabzusetzen und auch sonst
mancherlei Erleichterungen und Begünstigungen bei der Erfüllung der Wehr-
pflicht zu gewähren. Die militärische Schulung legt den Jünglingen zwarmanche
Mühsal undEntbehrung auf, allein sie kräftigt sie in körperlicherund moralischer
Hinsicht; sielehrt die Kunst des Befehlens und die Notwendigkeit des Grehorsams,
erzieht zur Pünktlichkeit und schärft das Verantwortlichkeitsgefühl. Für viele
bedeutet sie auch eine nützliche Erweiterung des Gesichtslireises und ein lang
*) Nach V e 1 1 z e's „Internationalem Armee-Almanach 1910/11" beträgt die Zahl
des Rekrutenkontingents der für den Kriegsfall ausgebildeten Leute
in Tausenden % «icf Bevölkerung in Tausenden '/o der Bevölkerung
Österreich-Ungarn. 135-0 0-30 3.700 8
Deutsches Reich . 280*0 0-47
, 6.500 10
Italien 90-0 0-26 3.300 10
Frankreich .... 289-0 0*73 5.600 14
Rußland 456-5 0*32 4.000 3
Großbritannien . . 150-0 0-33 700 1-5
") Nach V e 1 1 z 6's „Internationalem Armee-Almanach 1910/11" undW e y e r's „Taschen-
buch der Kriegsflotten 1911" betrugen die Ausgaben
für die für die zu- auf einen '/o
Landmacht Seemacht sammen Einwohner der Staats-
K ausgaben
Österreich-Ungarn
Deutsches Reich
Italien
Frankreich . . .
Rußland ....
Großbritannien . Millionen Kronen
448-8 67-0 515-8 9-92 11-7
952-8 522-0 1474-8 22-60 36-8
346-0 177-2 623-2 15-30 23-0
8290 356-5 1185-5 31-35 29-0
1409-0 228-0 1637-0 10-10 24-0
666-2 974-4 1640-6 35-60 33-3
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Österreichische Bürgerkunde
- Title
- Österreichische Bürgerkunde
- Author
- Heinrich Rauchberg
- Publisher
- Verlag von F. Tempsky
- Location
- Wien
- Date
- 1911
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.4 x 24.0 cm
- Pages
- 278
- Categories
- Geschichte Vor 1918