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Vor 1918
Österreichische Bürgerkunde
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XLII. AllgemeineGesichtspunkte der Wirtschaßs-und Sozialpolitik. 187 Geschäftsbetrieb zu fördern. Je nachdem die Teilnehmer für die Verbindlichkeiten der Genossenschaft mit ihrem ganzen Vermögen oder nur bis zu einem bestimmten Betrage haften, werden Genossenschaftenmit unbeschränkter odermit beschränkter Haftung unterschieden. Die durch die Genossenschaften angestrebten wirtschaft- lichen Zwecke sind sehr mannigfach; die wichtigsten derselben sind die folgenden: billige Beschaffung von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen (Konsum- genossenschaften), Befriedigung des Wohnbedürfnisses (Baugenossenschaften), gemeinsamer Bezug von Rohstoffen oder gemeinsamer Absatz der Erzeugnisse (Rohstoff-, Magazins-, Verkaufsgenossenschaften), Beschaffung büligen Kredits und Verwaltung von Ersparnissen (Kreditgenossenschaften), endlich gemeinsame Herstellung von Erzeugnissen und der Verkauf derselben (Produktivgenossen- schaften). Für den Gewerbestand sind insbesondere die Genossenschaften, deren Vorbild von Hermann Schulze aus Delitzsch geschaffen wurde, wichtig geworden, für Landwirte die auf Anregung von F. W, Raiffeisen geschaffenen und nach ihm benannten ländlichen Darlehenskassen. Das gewerbliche und noch mehr das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen Österreichs ist in raschem Auf- schwünge begriffen. Die Genossenschaften sind untereinander in verschiedenen Ver- bändenvereinigtundhaben mehrfache zentraleKreditorganisationen geschaffen, die jedoch bis jetzt noch nicht einlieitlichzusammengefaßt sind. Hingegen sind die Er- wartungen, die man eine Zeitlang in die Produktivgenossenschaften gesetzt hat, im großen ganzen nicht erfüllt worden^). [4. Das gegenseitige Verhältnis der einzelnen Wirtschaftszweige. Die einzelnen Produktionszweige der Volkswirtschaft sind aufeinander an- gewiesen; einer lebt vom andern und so muß jedem an dem Wohlergehen aller anderen gelegen sein^). Gleichwohl bestehen zwischen ihnen mancherlei Interessen- gegensätze, die sie zu manchen einander widersprechenden Forderungen an die Gesetzgebung und an die öffentliche Verwaltung veranlassen. Infolge der fort- schreitenden arbeitsteiligen Ausbildung unserer Volkswirtschaft und ihrer Ver- flechtung in die Weltwirtschaft treten derartige Gegensätze insbesondere zwischen der Landwirtschaft und den zahlreichen Berufen zutage, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiten oder verzehren. Das gut in erster Linie von der Industrie, die sich in Österreich wie in Ungarn immer kräftiger entwickelt und in der Berufsgliederung einen immer breiteren Raum einnimmt. Industrie, Handel und Verkehr und die anderen städtischen Berufe haben die ganze Volks- zunahme der letzten Jahrzehnte an sich gezogen. Sie tragen den größeren Teil der Steuerlast und werden durch ihren Nachwuchs immer wichtiger für die Wehrmacht. Trotzdem bildet die Landwü-tschaft noch immer die Grund- 1) Ende 1909 bestanden in Österreich 15.161 registrierte Genossenschaften, darunter 7303 mit beschränkter und 7858 mit unbeschränkter Haftung. 10.098 waren Vorschußvereine, 1260 Konsumvereine, 2609 landwirtschaftliche, 2910 gewerbliche, 236 Baugenossenschaften; 48 Ge- nossenschaften verfolgten andere Zwecke, 59 waren Genossenschaftsverbände. Die registrierten Vorschußvereine System Schulze-Delitzschhatten 1908 1757'5MillionenK,dieVorschußvereinenach dem System Raiffeisen 157 Millionen Kreditegewährt. Es betrugen ferner dieUmsätze derKonsum- vereine 124-5 Millionen, die Verkaufserlöse der landwirtschaftlichen Genossenschaften 107 Millionen Kronen, der gewerblichen Genossenschaften 95 Millionen Kronen. — *) Die Be- setzung der großen Berufsabteilungen ist aus der Tabelle 10, die soziale Gliederung derselben aus der Tabelle 12 des Anhangs zu entnehmen.
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Österreichische Bürgerkunde
Title
Österreichische Bürgerkunde
Author
Heinrich Rauchberg
Publisher
Verlag von F. Tempsky
Location
Wien
Date
1911
Language
German
License
PD
Size
16.4 x 24.0 cm
Pages
278
Categories
Geschichte Vor 1918
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