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Einleitung8
gangenheit zu suchen, die der Frau nur beschränkte Möglichkeiten zu Darstellung und
Aktion im öffentlichen Leben ließ“, sondern auch in dem Umstand, „dass die historische
Betrachtung sich auf das öffentliche Leben von Männern fokussierte und daher kaum In-
formationen über die private Sphäre, auf welche die Frau vielfach reduziert wurde, produ-
ziert und zugänglich gemacht worden sind.“3
Die Selektionsprinzipien dessen, was bislang als würdig gegolten hat, aufgezeichnet, ge-
sammelt und für die Zukunft bewahrt zu werden, sind aber weitaus umfassender: Es fehlen
in der kollektiven Erinnerung nämlich nicht nur lediglich die Sphären des Privaten, son-
dern vor allem ganz offensichtlich auch das Wissen über jene Bereiche des öffentlichen Le-
bens, in denen Frauen ausgesprochen aktiv waren. Hinzuweisen ist auf die vielverzweigten
Aktivitäten der ‚Frauenbewegung‘ als tiefgreifendste Bildungs- und Emanzipationsbewegung
der neueren Geschichte, welche die Tätigkeitsbereiche der zahlreichen Frauenvereine eben-
so umfasste wie Organisation und thematische Gestaltung von Publikationsmedien. Im Be-
reich der Bildung, der Politik und der Erschließung von Berufsfeldern waren Bereiche ent-
standen, die von Frauen in ganz besonderem Ausmaß geprägt wurden.
Bereits in den 1970er Jahren wurden mit Unterstützung der damaligen Wissenschafts-
ministerin Hertha Firnberg
– unter der Leitung von Erika Weinzierl und Ruth Aspöck und
in Zusammenarbeit mit zahlreiche ForscherInnen
– umfangreiche Recherchen zu einem ös-
terreichischen Frauenlexikon geleistet. Mangels längerfristiger Ressourcen blieb die Samm-
lung „ein relativ stattlicher Torso“4 und das geplante umfassende Standardwerk bis heute
ein Desiderat.
Mittlerweile kann zumindest auf publizierte grundlegende Arbeiten in Einzelbereichen
hingewiesen werden. So erschien beispielsweise im Jahr 2001 das von Eva Marx und Gerlin-
de Haas herausgegebene Lexikon „210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert
bis zur Gegenwart“5, 2002 das von Brigitta Keintzel und Ilse Korotin herausgegebene Lexi-
kon „Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken“6 und 2008 das
von Elsbeth Wallnöfer herausgegebene Kompendium „Maß nehmen – Maß halten. Frau-
en im Fach Volkskunde“7. Das im Zuge der Redaktionsarbeit aus den im Lexikon versam-
melten Biografien entwickelte umfangreiche Literaturverzeichnis zeigt zudem die enorme
Vielfalt an neuerer einzelbiografischer Literatur, die auf eine „Wiederentdeckung“ des bio-
grafischen Ansatzes hindeutet.
Zur Idee einer umfassenden historisch-biografischen Aufarbeitung der Lebens- und Wir-
kungsgeschichte österreichischer Frauenpersönlichkeiten trugen schließlich auch bereits exis-
3 Mentschl, Christoph: Biographisch-lexikalisches Arbeiten. Gedanken zu Theorie und Praxis fächer-
übergreifender Lexika, mit besonderer Berücksichtigung des Österreichischen Biographischen Le-
xikons. In: Winkelbauer, Thomas (Hg.): Vom Lebenslauf zur Biographie. Geschichte, Quellen und
Probleme der historischen Biographik und Autobiographik. Horn, Waidhofen/ Thaya 2000. S. 50.
4 Weinzierl, Erika: Einleitung. In: Lebensaft, Elisabeth (Hg.): Desiderate der österreichischen Frauen-
biografieforschung. Wien 2000. S. 10.
5 Biographie, Werk und Bibliographie. Ein Lexikon. Salzburg, Wien, Frankfurt 2001.
6 Wien, Köln, Weimar.
7 Wien, Köln, Weimar.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika