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len PartisanInnengruppe „Österreichische Freiheitsfront“ eingebunden. So stellte sie nicht
nur ihre Wohnung für die Herstellung von Propagandamaterial zur Verfügung, sondern
fungierte auch als Kurierin, sammelte Spenden für die KPÖ und gewährte flüchtigen Par-
tisanInnen Unterschlupf. Die dreifache Mutter, die nur zwei Monate zuvor zum letzten
Mal entbunden hatte, wurde verhaftet und nach zwei Tagen am Kreisgericht Leoben nach
Graz überstellt, wo sie zusammen mit Marianne Krasovec wechselweise im Polizeigefan-
genenhaus und im Landesgericht Graz festgehalten wurde. Jahre später gab Frau C. A.
die grausamen Misshandlungen durch Gestapobeamte zu Protokoll, denen sie in dieser
Zeit ausgesetzt war. Unter den schweren gesundheitlichen Folgen litt sie noch viele Jahre
danach. C. A.s Ehemann, der von Beruf Uhrmachermeister war, wurde ins Konzentrati-
onslager Mauthausen verschleppt und musste dort bis zur Befreiung ausharren. In Haft
waren ebenso die beiden älteren Söhne. Frau C. A. war eine der 59 Frauen, die mit einem
so genannten Sondertransport am 29. September 1944 von Graz nach Ravensbrück depor-
tiert wurden. Während der folgenden sieben Monate im Lager hatte Frau C. A. Kontakt zu
anderen steirischen Mithäftlingen, wie beispielsweise den Familien Sagode oder Lengger
sowie Mathilde Auferbauer oder Angela Prater. Zu Ende des Krieges wurden die Ge-
fangenen auf „Evakuierungsmarsch“ Richtung Malchow getrieben; auf diesem konnte sie
gemeinsam mit Charlotte Walden flüchten. Erst am 10. Juli 1945 kam die nun 36-Jährige
in ihrem Heimatort Göss an und konnte endlich ihre Familie wiedersehen. Aber auch die
Zeit nach dem Krieg war nicht einfach, da C. A. unter schweren gesundheitlichen Proble-
men litt und immer wieder um eine staatliche finanzielle Unterstützung kämpfen musste.
Zusätzlich war ihr Mann, bedingt durch seine Haft in Mauthausen, sehr angeschlagen,
wodurch sich die Familie in einer prekären finanziellen Situation befand. Der Kampf um
eine Haftentschädigung und um die Wiedererstattung der von den Nazis geraubten Güter
gestaltete sich aufreibend und langwierig, ebenso die Einstufungen bzgl. der Erwerbsmin-
derung aufgrund der Gefängnis- und KZ-Haft. Am 31. März 1964 verstarb C. A. im Alter
von 54 Jahren in Leoben.
Qu.: Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Häftlingsdatenbank; Landesarchiv
Steiermark: Opferfürsorgeakte; Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.168; 50.170/51;
50.151/34a.
L.: Muchitsch 1966 Brigitte Halbmayr
Andrén Greta, Ebba; Diakonisse und Widerstandskämpferin
Geb. Marstrand, Schweden, 4. 3. 1909
Gest. Schweden, 31. 10. 1971
Laufbahn: Gehörte seit 1929 dem Diakonissenhaus in Göteborg an. Von 1934 bis 1941 ge-
hörte sie dem Wiener Stützpunkt der Schwedischen Israelmission in Wien 9, Seegasse 16,
an, wo jüdische Konvertiten betreut wurden. Über einen ihrer Schützlinge (Gerty Fischer)
und dessen Deportation verfasste sie ein Buch, das zugleich ein Zeugnis über die Arbeit der
Schwedenmission in den Jahren 1938 bis 1941 darstellt. 1942 bis 1946 Hausmutter in der
schwedischen Missionszentrale, gleichzeitig Jugendsekretärin des Bistums Stockholm. Von
1946 bis 1971 Hausmutter des Schwedisch-theologischen Instituts in Jerusalem.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika