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Anna | A 121
fürwortern einer Königswahl Albrechts. Am Vorabend der die Entscheidung bringenden
Schlacht von Göllheim zogen sie es zusammen mit den Kurfürsten jedoch vor, das Lager
Albrechts zu verlassen, um nicht gegen den gesalbten König Krieg führen zu müssen.
Nach der Erhebung Albrechts zum König wurden die Beziehungen zu den Askaniern nicht
weiter vertieft. In der Krise, die zwischen König Albrecht I. und seinem Schwager König
Wenzel II. von Böhmen (reg. 1278 –1305) ausbrach, als dieser 1300 in Gnesen zum König
von Polen gekrönt wurde und sein Sohn Wenzel III. 1301 König von Ungarn wurde, und
durch den Machtzuwachs des böhmischen Königs die habsburgischen Herzogtümer im
Osten bedroht waren, bat Wenzel, der einen Kriegsausbruch unbedingt vermeiden wollte,
Hermann von Brandenburg um Vermittlung. Dieser Versuch scheiterte allerdings. In der
Folge kam es zu einem offenen Bruch zwischen Albrecht und seinem Schwager, als Wen-
zel die Mark Meißen an Otto IV. und Hermann von Brandenburg verpfändete. Gegen
Hermann von Brandenburg, der mittlerweile zu Wenzels Statthalter in Böhmen avancierte,
während sich dieser in Ungarn aufhielt, eröffnete Albrecht einen als Reichskrieg dekla-
rierten Plünderungszug, der allerdings am Widerstand der Knappen der Silberminen von
Kuttenberg und ob des herannahenden Winters zum Erliegen kam und im darauffolgen-
den Jahr nicht fortgesetzt wurde, da Wenzel II. am 21. Juni starb. Im Friedensschluss mit
Wenzel wenige Wochen später (18. August 1306) wurden die Brandenburger explizit mit
einbezogen. Die Einigung über die von Albrecht geforderte Herausgabe von Böhmen und
Mähren wurde obsolet, da Wenzel am 4. August auf dubiose Weise ermordet wurde. Durch
die Belehnung der Askanier mit der Mark Lausnitz machte er sich diese gewogen, Böhmen
für seine Familie zu sichern.
Mit der Beilegung der böhmischen Krise endeten auch die näheren Beziehungen Hermanns
zu seinem Schwiegervater, und zusammen mit Markgraf Otto IV. war er fortan beschäftigt,
seine Landesherrschaft auf Kosten der benachbarten slawisch besiedelten Gebiete auszu-
bauen. Doch Hermann starb am 1. Februar 1308.
Der Ehe mit A. entstammten drei Töchter, Agnes, Mechthild und Jutta, allesamt Namen in
habsburgischer Tradition, sowie der kleine Sohn Johann, der beim Tod seines Vaters etwa
fünf Jahre war. Noch auf dem Totenbett hatte Hermann seinen Sohn der Schutzgewalt vier
von ihm bestimmter Räte anvertraut, die Vormundschaft aber oblag der Markgräfin A.
Woldemar aus der johanneischen Linie, der Neffe Ottos IV., mittlerweile die Regentschaft für
den kränkelnden Kurfürsten Otto IV. führend, sah seine Chance gekommen die getrennten
Besitzungen der beiden askanischen Linien wieder zu vereinen, wenn er den kleinen Johann in
seine Gewalt bekäme. Um dem vorzubeugen, wurde Johann auf Ratschlag der Räte ins befes-
tigte Spandau gebracht, was sich allerdings als vergeblich herausstellte, denn Woldemar nahm
die Festung in einem Gewaltstreich ein und brachte so Johann in seine Hand.
Als die Räte außer Landes gingen, um den Nachstellungen Woldemars zu entgehen, und auch
noch ihr Vater Albrecht am 1. Mai 1308 ermordet wurde, hatte A. wohl kaum eine Wahl als sich
auf Woldemars Bedingungen einer Versöhnung einzulassen. In einer Urkunde vom Juni 1308
wird die Nennung des Markgrafen Woldemar als Vormund ihres Sohnes erstmals fassbar. Die
Einigung mit Woldemar hatte wohl auch die Heirat mit der Tochter Agnes, mit der er bereits ver-
lobt war, zur Folge. In den Urkunden, ausgestellt in der folgenden Zeit, tritt A. als Mitausstellerin
bei Verträgen, die die ottonischen Besitzungen Brandenburgs betreffen, in Erscheinung.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika