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in Wien sehr gefördert, vor allem mit Hilfe des Kardinals Khlesl, der großen Einfluss auf die
Kaiserin besaß. A. starb im Alter von dreiunddreißig Jahren, wenige Monate vor ihrem Gat-
ten. Mit ihm gemeinsam stiftete sie testamentarisch nicht nur das Wiener Kapuzinerkloster,
sondern auch die spätere Kaisergruft. Bis zu deren Fertigstellung und Einweihung ruhte das
kaiserliche Paar provisorisch im Königinkloster, von wo die Särge 1633 als erste Belegung
feierlich in die Kapuzinergruft übertragen wurden.
Seit 1633 werden die KaiserInnen und KönigInnen, die ErzherzögInnen aus dem Hause
Österreich in dieser Gruft bestattet. (Habsburg, Lothringen)
L.: Andics 1999, Hamann 2001
Anna von Ungarn, auch: Anna von Böhmen; Königin von Böhmen und Ungarn
Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 23. 7. 1503
Gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 27. 1. 1547
Herkunft, Verwandtschaften: Jagiellonische Prinzessin. Erstes Kind von König Wladislaw V.
von Böhmen und Ungarn und der Gräfin Anne de Foix.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1515 kamen ihr Vater und Kaiser Maximilian überein, die Kin-
der Wladislaws, A. und deren Bruder, und Maximilians Enkel miteinander zu verheiraten.
Zunächst heiratete der Kaiser sie stellvertretend für seinen Enkel Ferdinand (1503 –1564)
(Kaiser Ferdinand I. HRR 1558 –1564). Die Kinderhochzeit fand im Stephansdom statt. Ziel
der Ehe war es, die böhmischen und ungarischen Länder zu erheiraten und mit dem Stamm-
land Österreich zu vereinen. Nachdem die Vollmacht für eine Vermählung per procurationem
aus Spanien eingelangt war, verzichtete der Großvater auf die Braut, die 1516 mit dem gleich-
altrigen Infanten „ferngetraut“ wurde. Erst fünf Jahre später traf sich das Brautpaar in Linz,
wo Kardinal Lang von Salzburg 1521 die „echte“ Trauung vornahm. A. brachte 15 Kinder
zur Welt. Es überlebten 3 Söhne und 10 Töchter, deren standesgemäße Verheiratung durch
den Ausschluss protestantischer Ehepartner erschwert wurde: Elisabeth (* 1526), der spätere
Kaiser Maximilian II. (* 1527), Anna (* 1528), Ferdinand II. (* 1529), Maria (* 1531), Magda-
lena (* 1532), Katharina (* 1533), Eleonore (* 1534), Margareta (* 1536), Johann (1538 –1539),
Barbara (* 1539), Karl (* 1540), Ursula (1541–1543), Helene (* 1543), Johanna (* 1547). A. über-
lebte die Geburt des jüngsten Kindes nicht. Für die im sicheren Innsbruck, oft fern von den
Eltern, aufwachsenden Kinder ließen Ferdinand und A. 1533 ein Erziehungsprogramm ausar-
beiten, das auch für die Mädchen ein beachtliches Bildungsniveau postulierte.
Laufbahn: Mit ihrem Namen verbindet sich einer der weitreichendsten politisch-dynasti-
schen Verträge des Hauses Habsburg: der Wiener Kongress von 1515. Im Jahr 1526, nach
dem Tod ihres Bruders, gelangten Böhmen und Ungarn in habsburgischen Besitz. A. gilt
als Stammmutter des österreichischen Zweiges des Erzhauses. Obwohl die Ehe aus reinem
Kalkül geschlossen wurde, soll sie sehr glücklich gewesen sein. Schon kurz nach der Hoch-
zeit hatte Ferdinand seine junge Frau als Statthalterin („per principem“) für die Zeit seines
Brüsseler Aufenthaltes und zusammen mit dem Bischof von Triest als Vorsitzende seines
Hofrates eingesetzt. In den folgenden Jahren führte sie in seinem Namen den Vorsitz bei
Landtagen. Abgesehen vom Ausbau der Linzer Burg, die A. bei Kriegsgefahr Sicherheit bot,
ließ Ferdinand Schloss Belvedere in Prag für sie errichten. A. war berühmt durch ihre Reli-
giosität, Mildtätigkeit und Klugheit, sie sprach lateinisch, tschechisch, ungarisch und deutsch.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika