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Tochter zu Selbstständigkeit in Denken und Handeln. S. B. war bereits während des Aus-
trofaschismus mehrmals in Haft: Im August 1933 wegen einer Antikriegsdemonstration,
im Herbst 1933 für eine Woche rund um den Katholikentag, und im Frühjahr 1935 war
sie drei Monate in Haft. Vor der Volksabstimmung im April 1938 agitierte S. B. dafür, mit
„nein“ zu stimmen. Am 19. 9. 1938, also kurz vor der Volksabstimmung, ging sie zum Ar-
beitsamt. Dort wurde sie umgehend verhaftet mit der Begründung: „Wegen ihres Vorlebens
besteht Grund zur Annahme, dass sie sich gegen das NS-Regime vergehen wird.“ S. B. wur-
de zwar Ende April aus der Haft entlassen, aber am 19. September erneut festgenommen.
Ihre Tochter Tatjana, zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt, war nun auf sich allein gestellt.
Sie berichtet: „Bis zu meiner Anstellung ab März 1939 lebte ich von Milch- und Zeitungs-
austragen, Bedienungen, Hunde ausführen und ähnlichen Hilfsleistungen. Außerdem hatte
ich ein Zimmer vermietet.“ Nach ihrer erneuten Festnahme im September 1938 wurde S. B.
zuerst in der Hahngasse im 9. Wiener Gemeindebezirk in Polizeihaft verwahrt. Anfang
1939 wurde sie ins KZ Lichtenburg überstellt. Dort schloss sie sofort Freundschaft mit Ma-
ria Günzl, die berichtet, dass S. auch im KZ „eine Gerechtigkeitsfanatikerin außergewöhn-
licher Art“ war. Sie trat für eine bessere Behandlung der Häftlinge ein und widersprach
groben Anweisungen der Aufseherinnen, was sie umgehend bereits in der Lichtenburg in
das Gefängnis des KZs brachte. Sie verbrachte ein Jahr im Lager und durchlitt Zwangsar-
beit, Mangelernährung, Demütigungen und Schikanen von Seiten der SS. S. B. verstarb im
Frühjahr/Sommer 1940 im KZ. Die Todesumstände sind nicht geklärt. Sie wurde entweder
bei einem Arbeitseinsatz oder im so genannten Bunker von einer Aufseherin ermordet (ver-
mutlich erschlagen).
L.: Gothe 2002
Benfey-Schuppe Anna, geb. Schuppe; Komponistin
Geb. Landeck, Tirol, 19. 9. 1830
Gest. Weimar, Deutsches Reich (Deutschland), 27. 5. 1903
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Justizbeamten Schuppe. Ihr Vater wurde mehr-
mals versetzt, was einen häufigen Wohnortwechsel nach sich zog.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1879 Rudolf Benfey, Schriftsteller.
Ausbildungen: Unterricht in Komposition bei Ludwig Meinardus; Studium der Komposi-
tion in Breslau beim Kirchenkomponisten Moritz Brosig und in Berlin bei Georg Vierling
und Hubert Rieß.
Laufbahn: Sie schrieb schon mit 11 Jahren Gedichte, Aufsätze, allegorische Erzählungen
und einen Reisebericht. A. B.-S. wandte sich jedoch schon sehr früh der Musik zu. Sie war
als Musiklehrerin am Stift der Ursulinerinnen in Glogau tätig, gab aus finanziellen Grün-
den auch privaten Klavierunterricht und komponierte nebenbei. Ihre ersten Kompositionen
waren Stücke für das Klavier, später schuf sie Chor- und Orchesterwerke sowie Kammer-
musik. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Musik zu „Romeo und Julia“. Sie hielt in
Wien, wo sie ab 1877 lebte, 14-tägig stattfindende „Novitäten-Soirées“. Als ihre Schwer-
hörigkeit zunahm, begann sie sich vermehrt ihren literarischen Interessen zu widmen und
veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, Novellen und Feuilletons.
L.: Marx/Haas 1991
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika