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Bernstein-Porges284
Bernstein-Porges Elsa, geb. Else Agnes Porges (Friedrichs), Ps. Ernst Rosmer;
Dramatikerin, Schriftstellerin und Kinder- und Jugendbuchautorin
Geb. Wien, 28. 10. 1866
Gest. Hamburg, Deutschland, 12. 7. 1949
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Heinrich Porges (1837–1900), Musiker und Musik-
schriftsteller, Richard Wagner nahestehend, ab 1871 Musikdirektor der Königlichen Musik-
schule in München. Mutter: Wilhelmine Merores; Schwester: Gabriele Porges (starb im KZ
Theresienstadt).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ab 1890 verheiratet mit Max Bernstein, Rechtsanwalt und
Dramatiker (1854 –1925). Kinder: Eva (geb. am 9. 11. 1894) gab später als Geigenvirtuosin
eigene Konzerte, heiratete 1919 Klaus Hauptmann, einen Sohn Gerhart Hauptmanns, und
Hans Heinrich (geb. am 8. 10. 1898) später Dr. iur.
Freundschaften: Stand unter dem Einfluss Gerhart Hauptmanns. Kontakt mit Theodor
Fontane, Ludwig Ganghofer, Richard Strauss, Hugo von Hoffmannsthal, Rainer Maria Rilke,
Ricarda Huch, Tilla Durieux, Ludwig Thoma, Bruno Walter, Henrik Ibsen, Max Halbe und
Thomas Mann. Mentorin von Gerty Spies.
Ausbildungen: Durch ihre Eltern kam sie sehr früh mit geistig hochstehender Literatur und
Musik in Berührung. Sie wurde zunächst von Privatlehrern unterrichtet und absolvierte
dann das Neumeyrsche Institut in der Ludwigstraße in München. Sie besuchte ab ihrem
15. Lebensjahr die Schauspielabteilung der königlichen Musikschule.
Laufbahn: E. B.-P. wuchs in München auf und bezeichnete diese Stadt als ihre eigentliche
Heimat. Schon als Kind schrieb sie Verse, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden. Thea-
terstücke, die sie mit befreundeten Kindern aufführte, schrieb sie selbst. Mit einem dieser
Stücke, „Ein Frühlingsspiel“, das in einem Jugendblatt abgedruckt wurde, verdiente sie ihr
erstes Geld. Später war sie als Schauspielerin tätig, unter anderem war sie mit 16 Jahren
am Stadttheater in Magdeburg und am Hoftheater in Braunschweig engagiert. Sie begann
sich schon früh literarisch zu betätigen, nachdem sie wegen eines Augenleidens nicht mehr
spielen konnte und veröffentlichte vor dem Ersten Weltkrieg eine Vielzahl von Dramen
und Novellen. Sie lebte mit ihrem Ehemann in München und leitete ab 1890 einen litera-
rischen Salon. 1912 verbrachte sie mit ihrer nunmehr 18-jährigen Tochter ein Jahr in Paris
um ihr Violinunterricht geben zu können. 1939 wurde ihr Salon geschlossen. Winifred
Wagner, die Schwiegertochter Richard Wagners, besorgte ihr im selben Jahr eine Aus-
wanderungserlaubnis, sie war schon fast erblindet und wollte nicht ohne ihrer Schwester,
für die es keine Erlaubnis gab, gehen. Am 25. 6. 1942 wurden die beiden nach Dachau,
einen Tag später nach Theresienstadt deportiert, die Schwester kam nach vier Wochen
ums Leben. E. B. wurde durch die Hilfe Winifred Wagners in einem „Prominentenhaus“ L
126 in Theresienstadt untergebracht. Sie hielt in Theresienstadt zwei Vorträge, über ihren
evangelischen Glauben, an dem sie festhielt, obwohl sie wieder zur Jüdin gemacht wurde,
und über Peter Cornelius, Franz Liszt und Richard Wagner. Nach dem Kriegsende lebte
sie bei ihrer Tochter in Hamburg und schrieb auf einer Blindenschreibmaschine ihre Er-
innerungen zunächst nur für ihre Familienangehörigen auf. Ihr Gatte hat ihr literarisches
Werk immer unterstützt.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika