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darunter „Geschichte des Films in Österreich“ und arbeitete als Film- und Ballettkritikerin.
Sie war Mitarbeiterin an Marcel Prawys „Opernführer“ (Sendereihe des ORF) und beim
Österreichischen Filmarchiv. Ab 1960 lehrte sie an der Akademie für Musik und darstellen-
de Kunst, Abteilung Film und Fernsehen. Unveröffentlicht blieb der 1987 abgeschlossene
„Versuch einer Josef Gregor-Biographie“. Der Theaterhistoriker und Dramaturg J. Gregor
(1888 –1960) war ihr akademischer Lehrer gewesen.
Ausz.: In Österreich wurde ihr durch den Bundespräsidenten der Professorinnen-Titel ver-
liehen.
Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek.
L.: Bolbecher/Kaiser 2000
Blend Martha, geb. Martha Immerdauer; Lehrerin und Zeitzeugin
Geb. Wien, 2. 1. 1930
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Elias Immerdauer (Buchhalter); Mutter: Paula Immer-
dauer. Keine Geschwister. Die Eltern wurden beide von den Nazis umgebracht.
LebenspartnerInnen, Kinder: Sie ist mit einem Arzt verheiratet. 1954 und 1957 Geburt
ihrer Söhne.
Ausbildungen u. Laufbahn: M. B. besuchte die Schule in Wien, sie wohnte mit ihren Eltern im
5. Be
zirk. Nach dem „Anschluss“ musste sie eine jüdische Schule besuchen, erhielt nebenbei
Englischunterricht. Als der Vater von den Nazis verhaftet worden war, wurden auch die Mutter
und sie selbst in ein Gefängnis deportiert. Am 20. Juni 1939 wurde sie mit einem Kindertrans-
port nach England geschickt wo sie bei jüdischen Pflegeeltern in London aufwuchs. Die Kriegs-
zeit verbrachten sie in Devon. Nachdem sie die englische Sprache mühelos erlernt hatte be-
suchte sie das Gymnasium in London. Schon bald hatte sie sich gut eingelebt und konnte aktiv
an Theateraufführungen in der Schule mitwirken. Daneben war sie Mitglied des zionistischen
Vereins. Sie besuchte das Queen Mary College und das Lehrerausbildungsseminar. 25 Jahre lang
arbeitete sie als Lehrerin, zunächst unterrichtete sie ein Jahr lang an einer Abendschule und war
einige Zeit in der Arztpraxis ihres Mannes tätig. 23 Jahre davon unterrichtete sie an der Skin-
ners’ School Englisch. Daneben bemühte sie sich auch um eine bessere Völkerverständigung
an der Schule, so war sie unter anderem auch daran beteiligt, einen antirassistischen Lehrplan
auszuarbeiten. Seit ihren Eintritt in den Ruhestand, 1990, widmet sie viel Zeit um Kinder und
Jugendliche über Rassismus und Antisemitismus zu unterrichten. Unter anderem ist sie für das
Holocaust Survivor Centre tätig, spricht in Schulen und Colleges über ihre Erfahrungen und
schrieb zahlreiche Artikel darüber. Immer wieder versuchte sie mehr über das Leben ihrer El-
tern herauszufinden, von denen sie im Alter von neun Jahren für immer getrennt wurde. Zu
diesem Zweck unternahm sie Reisen nach Israel, wo noch eine Schwester ihres Vaters wohnte,
nach Wien und 1991 nach Auschwitz, wo ihre Mutter umgebracht worden war. Ein Jahr später
besichtigte sie auch Buchenwald, wo ihr Vater ermordet worden war.
Qu.: Korrespondenz mit dem Projekt „Österreichische Autorinnen und Autoren jüdischer
Herkunft“.
W.: „A child alone“ (1995, erschien 1998 unter dem deutschen Titel: Ich kam als Kind im
Wiener Picus Verlag)
Susanne Blumesberger
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika