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Bondy-Horowitz378
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr.med. Emil Bondy.
Ausbildungen: WS 1915/1916 Inskription an der philosophischen Fakultät der Universität
Wien, zunächst Studium der Kunstgeschichte und Geschichte, im weiteren Studium der
Anthropologie bei Rudolf Pöch (1879 –1921), der E. B.-H. das gesamte anthropologische
Material aus seiner Neuguinea-Expedition (1904 –1906) übergab, welches sie im Rahmen
ihrer Dissertation verarbeitete. 1925 Promotion mit der Dissertation „Die R. Pöch’sche
Sammlung von Schädeln aus Deutsch-Neu-Guinea“.
Laufbahn: In der Folge erhielt E. B.-H. von der Wiener Anthropologischen Gesellschaft
den Auftrag, ihre Dissertation in erweiterter Form für die anthropologische Serie (Serie
A) des „Pöch’schen Nachlasses“ zu bearbeiten. Dieser Band erschien 1930 unter dem Ti-
tel „Beiträge zur Anthropologie von Nordost-Neu-Guinea“ und hatte – wie bereits die
Dissertation – die Analyse der „Rassetypen“ Neuguineas zum Inhalt. Dabei hat es den
Anschein, dass man E. B.-H. als Jüdin nur deswegen am Prestigeprojekt „Pöch’s Nach-
lass“ beteiligte, weil ihr dieser seine anthropologischen Materialien aus Neuguinea testa-
mentarisch vermacht hatte. An eine berufliche Karriere als Anthropologin war dennoch
nicht zu denken. E. B.-H. unterhielt allerdings auch nach 1930 zumindest sporadische
Kontakte mit ihren StudienkollegInnen. Sie scheint 1933 unter den SpenderInnen eines
Denkmals für R. Pöch an der Universität Wien auf; 1938 widmete sie dem Anthropolo-
gischen Institut zu dessen 25-jährigem Bestehen eine kleinere anthropologische Arbeit.
1939 gelang E. B.-H. die Flucht nach Großbritannien, wo sie kurz im Dorf Holcombe
bei Bath Zuflucht fand, bevor sie im Jänner 1940 ihrem Ehemann über London nach
Indien folgen konnte. Dr. Emil Bondy war 1939 die Flucht nach Indien geglückt; zuerst
praktizierte er in Lucknow (1939), später war er im Dienst des Maharadschas von Pa-
tiala bevor er als commissioned physician im RAMS (Royal Army Medical Service) der
Briten Aufnahme fand. 1948 ließ sich das Ehepaar in Harringay, im Norden Londons,
nieder. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen und eine berufliche Karriere scheinen
für E. B.-H. auch in den Wirren des Exils nicht mehr möglich gewesen zu sein, wobei
insbesondere eine patriachal-hierarchisch geprägte Gesellschaft in Indien sowie eine
patriachal-hierarchische britische Kolonialherrschaft kaum Platz für Frauen in der Wis-
senschaft ließen.
Mitglsch.: 1918–34 Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft.
Biografische Hinweise, Mitteilungen: Dr. Margit Franz, Institut für Zeitgeschichte, Uni-
versität Graz.
Qu.: UA Wien. British Library, IOR/L/PJ/7/2823, The Medical Directory 1967, Part I,
A-L, London, p. 216, The Medical Directory 1950, Part I, London, p. 34, Bundesdenkmal-
amt-Archiv, Ausfuhr, Zl. 1038/39 (10. 2. 1939), Bundesdenkmalamt-Archiv, Ausfuhr, Zl.
2627/39 (25. 3. 1939).
W.: „Die R. Pöch’sche Sammlung von Schädeln aus Deutsch-Neu-Guinea. Phil. Diss. Wien“
(1924), „Beiträge zur Anthropologie Nordost-Neu-Guineas“ (1930), „Der Aufbau der late-
ralen Orbitalwand“ (1938)
L.: Dissertationsverzeichnis, Franz 2007, Franz 2010, Fuchs 1996, Fuchs 2002
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika