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schen Beurteilung festgehalten, dass Dr. Sergius Borotha derzeit Amtsgerichtsrat beim
Amtsgericht Wien (Grundbuch) sei, der griechisch-orientalischen Religion angehöre, kein
NSDAP-Mitglied sei und dass er laut einer politischen Auskunft der nationalsozialistischen
Bewegung gegenüber in der Verbotszeit ablehnend eingestellt gewesen sei; seit dem Um-
bruch aber sei sein politisches Verhalten einwandfrei (spendenfreudig, kameradschaftlich,
guter Richter). Er wurde im Amt belassen. Mit 1. 1. 1972 wurde er Präsident des Verwal-
tungsgerichtshofes. Das Ehepaar G. und Sergius Borotha war kinderlos.
Ausbildungen: G. B. legte die Matura an der „Deutschen Mädchenmittelschule mit alt-
sprachlicher Oberstufe“ ab (wo sich die Schule befand, ist in der Quelle nicht vermerkt),
studierte von 1929 bis 1936 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien und wurde am
10. März 1936 zum Dr.iur. promoviert.
Laufbahn: G. B. übernahm 1957 von ihrer Mutter den Verlags- und Druckereibetrieb, in dem
u. a. Werke des Verhaltensforschers Konrad Lorenz erschienen (z. B. „So kam der Mensch
auf den Hund“; „Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression“). 1971 wurde
das Unternehmen eingestellt; wo das Haus gestanden war, wurden von der Gemeinde Wien
Wohnbauten errichtet.
G. B. starb 1984 im Alter von 73 Jahren und wurde am 9. 5. 1984 im Familiengrab am Fried-
hof Döbling bestattet.
Qu.: Trauungsschein Nr. 329, „Nationalien“, Promotionsprotokoll M 32.10, Nr. 4591, UA Wien.
L.: Durstmüller 1982, Filek-Wittinghausen 1993, Mirnik 2004, www.friedhoefewien.at/ver-
storbenensuche
Edith Stumpf-Fischer
Borowicka Silvia; Philosophin
Geb. Salzburg, Sbg., 1907
Gest. 1979
Ausbildungen: Studium der Philosophie an der Universität Wien bei Moritz Schlick.
Laufbahn: Angeblich ist S. B. die Geliebte von Schlick. Als die Beziehung zerbricht, be-
hindert er sie in ihrem Weiterkommen und lehnt ihr Dissertationsthema ab. Sie dissertiert
später bei Robert Reininger über „Untersuchungen der Begriffe des Angenehmen und
Schönen“. Johann Nelböck, ein von ihr abgewiesener Verehrer, weiht sie in sein Vorhaben
ein, Moritz Schlick erschießen zu wollen, was sie unterstützt und an Schlick weitergibt.
Schlick erkennt den Ernst der Lage, beide werden in die Psychiatrie eingewiesen. Sie wird
von Otto Pötzl als „ein nervöses, charakterologisch etwas absonderliches Mädchen“ ein-
gestuft (Stadler, S. 869). Der Aufenthalt in der Psychiatrie habe allerdings ihr Urteilsver-
mögen verbessert, weshalb Pötzl dem Gericht rät, S. B. das Philosophiestudium beenden
zu lassen. Ein Jahr darauf kommt es zu einem folgenreichen Zusammenstoß zwischen
Schlick und Nelböck, ein Streit ergibt sich und Nelböck erschießt Schlick in der Universi-
tät. S. B. lebt später in Mährisch-Schönberg, Kattowitz und Graz. Im Jahr 1945 kehrt sie
nach Wien zurück.
W.: „Eine Untersuchung des Begriffs des Angenehmen und Schönen. Phil. Diss. Wien“
(1931)
L.: Dissertationsverzeichnis, Grieser 2003, Stadler 2001
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika