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den Händen Wechsel in eine Galvanisierungswerkstätte einer Mundharmonikafabrik. Die
Lehre in einer Chinasilber-Fabrik musste sie wegen eines Augenleidens abbrechen. Sie war
danach Fabrikarbeiterin, seit 1891 Spulerin in einer Ottakringer Trikotfabrik; Mitglied
der Gewerkschaft der Textilarbeiter, 1891 Beitritt zum sozialdemokratischen Arbeiterin-
nen-Bildungsverein, Wahl in die Vereinsleitung; 1893 durch Anton Hueber Anstellung bei
der Gewerkschaftskommission für die gewerkschaftliche Organisierung von Frauen. De-
legierte des 1. österreichischen Gewerkschaftskongresses der sozialdemokratischen Freien
Gewerkschaften 1893, seitdem Agitationstouren in die verschiedenen Gebiete der Monar-
chie. 1894 erstmals Delegierte zu einem Parteitag, nahm an fast allen Parteitagen vor dem
Ersten Weltkrieg und in der Ersten Republik teil, trat jedoch nicht oft als Diskutantin in
Erscheinung. 1894 Sekretärin der Gewerkschaftskommission, 1890 die erste Frau im Par-
teivorstand der SDAP; Geschäftsführerin des am 1. Mai 1898 gebildeten Frauen-Reichs-
komitees. Auf dem Parteitag 1900 in Graz kritisierte sie die Partei, dass diese die Forderung
nach dem Frauenwahlrecht vernachlässige. Als eine der österreichischen Vertreterinnen
Teilnahme an der ersten sozialistischen Frauenkonferenz im August 1907 in Stuttgart; Vor-
sitzende der Frauensektion im Bund Freier Gewerkschaften; im 1. WK in Fürsorgeaktionen
und in der Frauenhilfsaktion aktiv; 1918 für die Sozialdemokraten in die Kommission für
Frauenarbeit beim Ministerium für soziale Verwaltung delegiert; Abgeordnete des proviso-
rischen Gemeinderates von Wien 1918–1919, dort Mitglied des Ausschusses zur Beratung
der Gemeindeverfassung, Mitglied der Frauenkommission des Internationalen Arbeitsam-
tes seit 1919, Teilnahme an der Hauptversammlung in Genf 1932, Gewerkschaftskongress
über Frauenarbeit 1928; Mitglied des Gemeinderates von Wien 1919 –1920, Mitglied in
der ersten Reichskommission der freien Gewerkschaften Österreichs, Mitglied der Kon-
stituierenden Nationalversammlung SdP. 4. 3. 1919 – 9. 11. 1920, Abgeordnete zum Natio-
nalrat (I.–III. GP) 10. 11. 1920 –1. 10. 1930, Abgeordnete zum Nationalrat (IV. GP) SdP
2. 12. 1930 –17. 2. 1934; 1934 wurde sie verhaftet und gab im Verhör an, von den Ereignissen
überrascht worden zu sein. Nach sieben Wochen Haft stand sie unter Polizeiaufsicht. 1945
trat A. B. mit 71 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus ihren politischen Funktionen
zurück, blieb jedoch in der Sektion der SPÖ des 15. Bezirkes aktiv und nahm an allen
Frauen- und Gewerkschaftstagungen teil. Noch als 80-jährige referierte sie bei politischen
Schulungskursen, im Sommer 1957 hatte sie bei der Internationalen Sozialistischen Frauen-
konferenz in Wien ihren letzten großen Auftritt.
Ausz., Mitglsch.: 1891 Bekanntschaft mit Maria Krasa, die Mitglied in mehreren Arbei-
terinnen-Vereinen war, durch sie kam A. B. zur Sozialdemokratie. Neben Adelheid Popp die
zweite „Berufspolitikerin“ der österreichischen Sozialdemokratie, mit ihr und Therese Schle-
singer drei Jahrzehnte die unveränderte Führungsschicht der sozialdemokratischen Frauenbe-
wegung auf dem Parteitag. A. B. wurde in Form des Anna Boschek-Lehrmädchen-Heims, das
zwischen 1957 und 1959 für 100 Lehrmädchen errichtet wurde, ein Denkmal gesetzt.
Qu.: Wienbibliothek im Rathaus, VGA; IfZ, Nachlass Motzko; AZ-Archiv; ÖGB-Archiv;
WStLa; Tagblattarchiv (Personenmappen).
W.: „Was fordern die Arbeiterinnen“ (1903), „Gewerkschaftskongreß in Wien im Juni 1928“
(1929)
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika