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Chladek | C 501
1963 wird der Sonderlehrgang „Moderne tänzerische Erziehung und Tanzpädagogik-Sys-
tem Rosalia Chladek“ an der Akademie für Musik und darstellende Kunst eingeführt. 1970
wird R. Ch. emeritiert, sie führt danach den Unterricht nach dem System Chladek als ge-
sonderten Hochschullehrgang weiter. 1972 wird die „Internationale Gesellschaft Rosalia
Chladek“ (IGRC) gegründet, die von sechs Ländern vertreten wird und bis heute besteht.
R. Ch. unterrichtet noch als 90-jährige bis kurz vor ihrem Tod. Am 3. Juli 1995 stirbt R. Ch.
nach kurzer Krankheit in Wien.
R. Ch. wurde sowohl im Elternhaus als auch in der Schule sehr streng erzogen. Disziplinier-
te Haltung und Arbeit waren vorrangige Prinzipien, Literatur und Musik waren in dieser
Art von Erziehung nicht vorhanden. Ausgleich zum starren und kalten Elternhaus findet
die junge R. in der ortsansässigen Schule für rhythmische Gymnastik. Die Bildungsanstalt
für Musik und Rhythmus besucht die 15-jährige gegen den Willen des Vaters. Die Ent-
scheidung, sich dem Willen des Vaters zu widersetzen, scheint richtig gewesen zu sein – R.
Ch. hat ideale körperliche Voraussetzungen für den Tanz.
Der Genfer Musikpädagoge Jaques-Dalcroze beeinflusst R. Ch., obwohl sie nie seine per-
sönliche Schülerin war, erheblich. Auch R. Ch.s Lehrerin Jarmila Kroschelova übt einen
starken Einfluß auf das Unterrichtssystem der begabten Tänzerin aus.
R. Ch. stach bereits während ihrer Ausbildung aus dem Heer der Schülerinnen durch ihre
optimalen körperlichen Fähigkeiten hervor. Die Bewunderung ihrer Lehrkräfte für ihre
Tanzbegabung konnte R. Ch. nicht teilen, sie war voller Selbstzweifel und Skepsis. Die
Bewunderung ihrer Technik war der Tänzerin weniger wichtig, sie legte auf den inneren
Ausdruck ihrer Darbietungen größeren Wert.
R. Ch.s Tanzschöpfungen sind ernsten Inhalts und zeichnen sich durch das Fehlen jeglicher
Mimik aus. Ihr Unterrichtssystem beruht auf verstandesmäßiger Kontrolle der Bewegungen.
Das Tanzrepertoire R. Ch.s umfasste dem Nationaltanz verbundene Schöpfungen und Tän-
ze mit religiösen Themen. Weiters sind die dramatischen Solotänze zu erwähnen.
Als Choreografin trat Ch. erstmals im Mai 1929 öffentlich in Erscheinung. In der Folge
schuf sie 50 selbständige Ensemblewerke. In den Jahren 1933 bis 1952 nahm sie häufig mit
Gruppenchoreografien an den klassischen Festspielen von Syrakus und anderen italieni-
schen und griechischen Städten teil. Viele von R. Ch.s Gruppenchoreografien, Schauspiel-
und Operninszenierungen sind in Wien aufgeführt worden. Besonders erfolgreich waren
ihre choreografischen Beiträge zum „Faust“ und zum „Bauer als Millionär“ am Burg- bzw.
Volkstheater 1938.
Am Konservatorium der Stadt Wien bieten heute ehemalige Chladek-Schülerinnen ein
vierjähriges Vollstudium an. Sie haben in Eigenregie das „Studio“ eingerichtet, wo in einem
breiten Kursangebot nach der Methode Chladek gearbeitet wird. So wird das Lebenswerk
dieser großen Tänzerin weitergeführt und auch der jüngeren Generation zugänglich ge-
macht.
Ausz.: Seit 1997 erinnert die „Rosalia Chladek Straße“ im 22. Wiener Gemeindebezirk an sie.
L.: Alexander 1980, Buschbeck 1973, Donath 1987, Eberl 1990, Klingenbeck 1936, Ober-
mayer 1989, Potgieter 1984, Wagner 1996b
Karin Nusko
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika