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Opernsänger. Keines der Kinder sprach Japanisch, da M. C.-K. sie zu Österreichern erziehen
wollte. M. C.-K. konnte in Österreich nur mit ihrem Mann in ihrer Muttersprache sprechen.
Laufbahn: Im Alter von 17 Jahren lernte M. C.-K. den österreichisch-ungarischen Gesand-
ten Heinrich Coudenhove-Kalergi kennen, der bei ihrem Vater Kupferstiche kaufen wollte.
Während der Verkaufsgespräche servierte M. C.-K. ihm Tee. Bald verliebte sich das Paar
und sie wurde seine Konkubine und gebar ihm zwei Söhne. Heinrich liebte Japan und seine
M. und ließ seine Familie in Österreich wissen, dass er nicht zurückkehren wolle. Nach dem
Tod seines Vaters jedoch, musste er seine Pläne radikal ändern, da sein ältester Sohn als
Erbe der böhmischen Güter eingesetzt worden war. M. C.-K. ließ sich daraufhin katholisch
taufen, wurde gefirmt und heiratete Heinrich noch in Tokio am 16. März 1892. Ihr Vater
war sehr konservativ und konnte sich zunächst nicht damit abfinden, dass seine Tochter
gegen seinen Willen einen „fremdländischen Teufel“ geheiratet hatte; doch schließlich ließ
er sich erweichen und akzeptierte den Bund mit dem wohlhabenden Schwiegersohn. Vor
ihrer Abreise nach Europa wurde M. C.-K. zu einer Audienz der japanischen Kaiserin ge-
laden, die sie aufforderte ihre Heimat in der Fremde würdig zu vertreten, was M. C.-K. sehr
ernst nahm. Doch der Kulturschock war groß, sie fühlte sich als Fremde, wie sie in ihrem
Tagebuch feststellte. In der Nähe ihres Mannes allerdings hielt sie sich stets gerne auf, liebte
es, ihm Tee zu servieren, sie malte und kalligraphierte. Im böhmischen Ronsperg wurden
ihre anderen fünf Kinder geboren. Zu ihren Kindern hatte sie, ganz nach der japanischen
Tradition, kein inniges Verhältnis, das sich nach dem Tod ihres Mannes, er verstarb 1906,
verschlechterte. Sie galt von da an als streng und beherrschend. 1908 übersiedelte die Fa-
milie nach Wien, da die Söhne das Theresianum besuchten. 1924 zogen sie nach Mödling.
Im Jahr 1925 erlitt M. C.-K. einen leichten Schlaganfall. Sie verließ daraufhin das Haus nur
noch selten, in dem sie schließlich 1941 verstarb. Ihr Grab befindet sich in der Familiengruft
auf dem Hietzinger Friedhof. M. C.-K. ist in Japan eine äußerst populäre Person, der Filme,
TV-Serien, ein Musical und sogar Comics gewidmet wurden. Sie wird unter den Japaner-
Innen als Symbolfigur der Öffnung Japans zur Welt im 19. Jahrhundert, als mutige Persön-
lichkeit, die es wagte sich für ihre Liebe und gegen die strenge Tradition zu entscheiden,
verehrt. Bis heute hinterlassen japanische TouristInnen Sojafläschchen auf ihrem Grab, um
ihr Referenz zu erweisen. Ihre eigenen Kinder und Nachkommen jedoch zeichnen ein Bild
jenseits der verklärten Vorstellungen. In der eigenen Familie wurde M. C.-K. gefürchtet und
galt als Außenseiterin. Sprachliche Schwierigkeiten, aber vor allem die strenge japanische
Erziehung machten eine echte Annäherung an ihre neue Heimat unmöglich. Aus der Sicht
der Enkelin Barbara Coudenhove-Kalergi lebte M. C.-K. ein einsames, isoliertes Leben.
L.: Krejsa/Pantzer 1989, Wagner 2009a, Wikipedia, http://diepresse.com/home/spectrum/
zeichenderzeit/401370/Sojasauce-auf-dem-Grab, Coudenhove-Kalergi 2013
Coulon Gretl, Margarethe Kurz; Schauspielerin
Geb. Wien, 11. 4. 1914
Ausbildungen: Schauspielausbildung bei Prof. Blum in Wien.
Laufbahn: Schauspielerin beim Film, Mitwirkung in zwei Tonfilmen. 1937 stellte sie ein Aufnah-
megesuch an die RFK, war 1938 auf einer „Judenliste“ mit der Bemerkung „Vorsicht“ verzeichnet.
L.: Trapp/Mittenzwei 1999
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika