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Duczynska626
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Angele von Duczynska, Mutter; Schwester von Hele-
na Duczynska, Malerin; Nichte von Edward Duczynski, Maler.
Ausbildungen: Malschule für Damen von Adolf Kaufmann in Wien, bei Heinrich Lefler,
bei Ferdinand Andri, durch ihn Kontakt zur Secession.
Laufbahn: I. v. D. kam schon als Kind nach Wien und erhielt ihre Ausbildung an der Kunst-
schule Adolf Kaufmann und bei Heinrich Lefler und Ferdinand Andri, der sie besonders
protegierte. Sie beherrschte die Malerei, Grafik und Bildhauerei, besonders schön sind ihre
farbigen Holzschnitte. Ihre Familie wies noch andere Begabungen auf, ihre Schwester He-
lena Duczynska war ebenfalls Malerin in Wien, der Onkel, Eduard von Duczynski, Offizier
und begabter Hobbyzeichner, der kulturhistorisch interessante Skizzen während eines Feld-
zuges 1859 in Italien anfertigte. I. reiste schon in jungen Jahren infolge ihres Lungenleidens
nach Italien und Griechenland, was prägende Eindrücke hinterließ. Sie stellte 1901 in der
Secession aus, ab 1904 im Hagenbund, bei dem sie und drei weitere ungarische Malerinnen
1906 korrespondierendes Mitglied wurden 1909 bei Miethke mit Max Thedy, danach mit
der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs. Sie war gründendes Mitglied des ös-
terreichischen Werkbundes und leitete von 1909 bis 1914 eine eigene Malschule für Damen
in Wien gemeinsam mit Imre Simai, als weitere Mallehrerin wurde Elsa Köveshari-Kal-
mar beschäftigt, ebenfalls korrespondierendes Mitglied beim Hagenbund. Einer Biografie
zufolge übersiedelte I. 1914 nach Rom, wo sie im Frühjahr 1915 von Rudolf Steiner, dem
Begründer der anthroposophischen Gesellschaft, hörte und sofort nach Wien reiste, um an
seinen Vorträgen teilnehmen zu können. Möglich dass dort bereits Kontakte zu Margarete
Morgenstern-Gosebruch von Liechtenstein entstanden oder bereits bestehende vertieft
wurden. Zwischen den beiden Frauen bestand eine lebenslange tiefe Verbundenheit. Nach
anderen Quellenangaben übersiedelte I. bereits 1914 nach München und richtete sich ein
bescheidenes Atelier ein. Durch die enge Freundschaft mit Margarete Morgenstern, der
Witwe nach dem Dichter Christian Morgenstern, aber auch mit Michael Bauer, dem Le-
bensgefährten von Margarete, kam sie der anthroposophischen Bewegung immer näher, was
sich auch in ihrer Themenwahl erkennen lässt, dem Parzival-Zyklus oder Aquarellen mit re-
ligiösen Motiven. Sie selbst nahm Michael Bauer die Totenmaske ab, der 1929 seiner Tuber-
kulose erlegen ist, wie auch Christian Morgenstern 1914 und Hermine Heller-Ostersetzer
1909. I. erlag der heimtückischen Lungenkrankheit 1932 in einem Sanatorium in Wiesneck
bei Freiburg im Breisgau. Die mit Sicherheit zeitweise sehr dramatischen Lebensumstän-
de chronisch Lungenkranker mit ihren tiefen Lebensängsten stellen eine ganz besondere
Herausforderung an die Betroffenen dar. Die eigene körperliche Unzulänglichkeit ist aber
kein Hindernis für geistige Beweglichkeit, die Sehnsucht nach einer anderen, geistigen Di-
mension ist deshalb wahrscheinlich umso größer. Sicher ist, dass sie sich um 1903 besonders
intensiv mit dem Exlibris auseinandergesetzt hat, denn ein Entwurf von ihr, eingesandt bei
dem 1903 ausgelobten Wettbewerb des Deutschen Exlibris Vereines für einen Exlibris-
entwurf für Volksbibliotheken, errang trotz starker Konkurrenz den 2. Preis, gestiftet von
Langenscheidt. Sie wäre sogar für den ersten Preis vorgeschlagen gewesen, aber das unter
dem Motto „Das Licht leuchtete in der Finsternis“ gezeichnete Blatt ließ zu wenig auf die
Bestimmung als Exlibris schließen. Hätte die Jury damals gewusst, dass das preisgekrönte
Blatt von einer Frau stammt, es wäre wahrscheinlich mit einem müden Lächeln beiseite
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika