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die Kinder wurden in diesem Sinne erzogen. So war M. E. von 1912 bis 1913 Mitglied der
Marianischen Kongregation. Nach dem Besuch der Volksschule war sie ab 1912 als Haus-
gehilfin tätig. Um diese Zeit kommt sie auch nach Wien, wo sie ab 1922 bei ihrer Schwester
wohnt und deren Haushalt führt. Später arbeitet sie als Verkäuferin in einer Trafik. Diese
Trafik gilt als „Sammelpunkt klerikal-reaktionärer Kreise in Wien“.
M. E. wird am 10. August 1943 wegen Verdachtes auf Vorbereitung zum Hochverrat fest-
genommen. Die Gestapo findet in ihrem Verkaufsstand große Mengen an Geld, unter an-
derem auch Devisen. Bis 15. September 1943 ist sie im Gefängnis Roßauerlände inhaftiert.
Ab 15. September 1943 wird M. E. im Landesgerichtsgefängnis in Wien inhaftiert. In der
Anklageschrift vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof Berlin vom 13. Oktober 1943
wird sie beschuldigt „durch Weitergabe von staatsfeindlichen Gerüchten [ … ] und durch die
Annahme staatsfeindlicher Schriften und Nachrichten von Anhängern der legitimistischen
Bewegung deren hochverräterische Bestrebungen gefördert zu haben“. Hauptangeklagte
sind Franz und Marie Schönfeld.
Am 15. Juli 1944 werden die Urteile „Im Namen des Deutschen Volkes“ gesprochen. Die
Geschwister Franz und Maria Schönfeld werden vom Volksgerichtshof Wien wegen „Vor-
bereitung des habsburgisch-separatistischen Hochverrats“ zum Tode verurteilt. M. E. wird
gleichfalls des Hochverrates schuldig befunden, jedoch „als eine kranke, gebrechliche Frau“
zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust verurteilt. Aus der Urteilsschrift geht
hervor, dass eine Strafe sie, aufgrund einer Erkrankung in der Untersuchungshaft, schwerer
träfe, als einen gesunden Menschen. Weiters wird ihr zugutegehalten, dass sie eine mehr
„klatschsüchtige als politische“ Frau sei. Die 11-monatige Untersuchungshaft wird ihr auf
die Strafe angerechnet.
M. E. war bis 14. August 1944 im Landesgerichtsgefängnis in Wien inhaftiert und wurde
anschließend in das Zuchthaus Jauer überstellt, wo sie bis 6. April 1945 inhaftiert blieb.
Franz und Marie Schönfeld sterben am 19. September 1944 am Schafott des Wiener Lan-
desgerichtes.
Qu.: DÖW 4282, 20.000/e22, 19793/211.
L.: Dokumentationsarchiv 1984 Karin Nusko
Eckhardt-Gramatté Sophie Carmen, Sonia, geb. Fri(e)dman, verh. Gramatté;
Komponistin, Pianistin und Violinistin
Geb. Moskau, Russland, 6. 1. 1899
Gest. Stuttgart, Deutschland, 2. 12. 1974
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Katharina, geb. Koshevskaya (Kochewskaja), verh. de
Fridman (1862–1939), Klavierpädagogin und Französischlehrerin.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1920 Heirat mit Walter Gramatté († 1929); 1934 Heirat mit
Ferdinand Eckhardt, Journalist und Kunsthistoriker.
Ausbildungen: Studium von Klavier, Komposition und Violine am Conservatoire national
de Musique Paris; Meisterklasse für Komposition bei Max Trapp an der Akademie der
Künste Berlin, Kompositionsstudien bei B. Hubermann.
Laufbahn: Mit 11 Jahren Konzert in Berlin, ab ca. 1936 fast ausschließlich Komponistin, E.-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika