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Edelpöck656
vinus von Ungarn, gingen folgende Kinder hervor: Johannes/János Corvinus, Herzog von
Liptau 1479 und Troppau 1485, Banus von Kroatien und Slawonien 1495–1497, 1499 –1501
(† 1504), verheiratet mit Beatrix Frangepán (Frangepani) († 1510); zwei Kinder unbekann-
ten Namens aus der Ehe mit Friedrich von Enzersdorf.
Laufbahn: B. stammte aus Stein an der Donau und war die Tochter eines Hans Edelpöck.
Welchen sozialen Status ihre Familie hatte, deren Namen „Edelpeck“ sie führt, ist nicht be-
kannt. B. hat möglicherweise den damals verwitweten König Matthias Corvinus 1470 anläss-
lich seiner Reise nach Wien, vielleicht auch in Wien kennen gelernt, da er sich, wenngleich
vergeblich, um die Hand der Kaisertochter Kunigunde († 1520) bemühte. B. begleitete den
König nach Ungarn und hielt sich jahrelang in dessen Nähe auf, ohne jedoch besonderes
Aufsehen zu erregen. Aus der Verbindung geht der 1473 geborene Sohn Johannes hervor.
Als Matthias sich 1476 mit Beatrix von Neapel-Aragón († 1520) vermählte, scheint er die
Verbindung mit B. endgültig gelöst und sie abgefunden zu haben. Am 31. August 1475 kauft
sie von Georg von Pottendorf († nach 1484) alle seine Besitzungen in Enzersdorf an der
Fischa; der Kaufpreis betrug 95000 ungarische Gulden. 1478 tritt sie beim Kauf einer Müh-
le in Enzersdorf an der Fischa, verheiratet mit Friedrich von Enzersdorf und im Besitz der
Burg Enzersdorf an der Fischa, entgegen. Über Friedrich von Enzersdorf lässt sich nicht viel
ausmachen. Dem Geschlecht der Herren von Enzersdorf, die 1469 auf Schloss Freyenthurn
bei Mannswörth in unmittelbarer Nachbarschaft von Enzersdorf ansässig waren, dürfte er
eher nicht angehört haben, vielmehr dürfte er sich nach der Burg Enzersdorf genannt haben,
dem gemeinsamen Wohnsitz des Paares. Bei Friedrich dürfte es sich um einen Gefolgsmann
des Königs gehandelt haben. Die Burg, ein ursprüngliches Wasserschloss mit zwei Türmen
von den Herren von Tierna (Tyrnau) erbaut, kam im 15. Jahrhundert an den Landesfürsten
und gelangte bei der Besetzung von Niederösterreich durch Matthias Corvinus in dessen
Hände. Aus der Ehe mit Friedrich stammen zwei Kinder, deren Namen unbekannt sind,
und die B. in ihrem Testament auch nicht nennt.
B. war auch im Besitz eines Hauses in Neusohl (Banská Bystrica) in der heutigen Slowakei, das
ihr der König gekauft hat, und das sie dann in ihrem Testament ihrem Sohn Johannes vermachte.
Johannes ist in seinen ersten Lebensjahren unter Obhut seiner Mutter aufgewachsen. Als
es für den Ungarnkönig immer mehr zur Gewissheit wurde, dass aus seiner Ehe mit Beatrix
wahrscheinlich keine Nachkommen mehr zu erwarten sind, ließ er den vierjährigen Knaben
an seinen Hof bringen und ihn als potentiellen Thronerben erziehen. Der König wird ihr
wohl auch später noch Gelegenheit gegeben haben, ihr Kind zu sehen und sie weiterhin
fürstlich versorgt haben. In der Zeit der Auseinandersetzungen mit Kaiser Friedrich III.
seit 1477 bis zur Einnahme Wiens am 1. Juni 1485, wo er dann bis zu seinem Tod residierte,
hielt sich Matthias Corvinus nachweislich zwei Mal in Enzersdorf auf, am 29. Oktober
1482 und am 30. Dezember 1484. Bei ihren Wienaufenthalten dürfte sie vermutlich bei
den Augustinerchorfrauen von Sankt Maria Magdalena vor dem Schottentor abgestiegen
sein, wo sie ihren Perlenschmuck laut ihrem Testament verwahrt hatte. Matthias gelang es
aber nicht, Johannes als seinen Nachfolger durchzusetzen. Dies dürfte nicht zuletzt auch
am Widerstand der Königin Beatrix gescheitert sein, die selbst derartige Ambitionen hatte.
Der plötzliche Tod von Matthias Corvinus am 6. April 1490 in Wien wird für B. einen
entscheidenden Punkt in ihrem Leben markiert haben. Damit war auch die ungarische
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika