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kende Frauen für den sozialen Fortschritt einzusetzen und so eine sittliche Regeneration
der Gesellschaft herbeizuführen. Der Verein, das eigentliche Lebenswerk A. F.s, die ab 1897
auch dessen Präsidentin war, hat mit seinen Stellungnahmen zu den aktuellen sozialen The-
men wie Dienstbotenfrage, Mutterschutz, Prostitution etc. wesentlich zur Bewusstseinsbil-
dung damaliger Frauen und oft zur Anregung der öffentlichen Diskussion beigetragen. 1895
errichtete A. F. die erste Rechtsschutzstelle für unbemittelte Frauen in Österreich. Sie arbei-
tete organisatorisch an Enqueten über Frauenarbeit mit und unternahm 1899 die schwierige
Organisation der Frauen im Staatsdienst. Zusammen mit Marie Lang und Rosa Mayreder
gründete sie 1899 die demokratisch-fortschrittliche Monatsschrift „Dokumente der Frau-
en“. Ihr letztes Werk war die Errichtung eines Einküchenhauses, zunächst für berufstätige
Frauen, auf genossenschaftlicher Basis („Heimhof“, Wien XIX, eröffnet 1911).
Ausz.: Verkehrsflächenbenennung: Fickertgasse, 1190 Wien, seit 1926, 1929 Enthüllung des
vom Bildhauer Franz Seifert geschaffenen Denkmals im Türkenschanzpark in Wien-Währing.
Qu.: Wien, Wienbibliothek, Handschriftensammlung, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Zur Geschichte einer Petition gegen Errichtung öffentlicher Häuser in Wien“ (o. J.),
Vorträge und Aufsätze in: Dokumente der Frauen 1899–1903, fortgesetzt als: Neues Frauen-
leben, hg. v. A. F., R. Mayreder u. M. Lang 1903 ff.
L.: Autengruber 1995, Flich 1990, Kratzer 2001, ÖBL, Politikerinnen in Wien, Schmid-Bor-
tenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, NFP 11. 6. 1910, 22. 5. 1935, www.aeiou.at, www.onb.
ac.at/ariadne/
Fiechtl Marie (Maria), geb. Dornauer; Bäuerin und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Fügenberg/Schwaz, Tirol, 3. 12. 1883
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Viktoria Dornauer, geb. Steindl, Bäuerin in Fügen-
berg; Vater: Franz Dornauer, Bauer in Fügenberg.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: Alois Fiechtl, Bauer, geb. 30. Mai 1874 in Fügen-
berg, er bewirtschaftete den Bergbauernhof seiner Eltern, den er nach deren Tod übernahm.
1915 rückte er zum 1. Kaiserregiment nach Innsbruck ein und kam nach kurzer Ausbildung
an die italienische Front, wo er bis zum Kriegsende blieb.
Laufbahn: M. F. wuchs als eines der zwölf Kinder der Familie Dornauer in Fügenberg auf.
Die Eltern bewirtschafteten eine kleine Landwirtschaft in der M. F. nach dem Volksschulbe-
such mitarbeitet. 1911 heiratet sie Alois Fiechtl und betreibt gemeinsam mit ihm eine kleine
Landwirtschaft in Schlitter-Fügenberg. Sie wird am 10. September 1940 von der Gestapo
Schlitter-Fügenberg beschuldigt, deutschsprachige Nachrichten ausländischer Radiosender
gehört zu haben und somit gegen die Rundfunkverordnung verstoßen zu haben. M. F. und ihr
Mann Alois haben, laut Anklage, die deutschsprachigen Nachrichten nicht nur gehört und in
Gegenwart von anderen Personen das Radio auf „Feindsender“ eingeschaltet, sondern diese
Nachrichten auch mit Bekannten öffentlich besprochen und weitererzählt. Alois Fiechtl wird
am 10. September 1940 verhaftet. Er ist, laut Innsbrucker Gestapobericht vom 27. Septem-
ber 1940: „In politischer Hinsicht als Gegner der Partei und des Staates anzusehen.“ M. F.
wird ebenfalls als Gegnerin der Partei bezeichnet. Sie wird aus Rücksicht auf ihre Arbeit als
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika