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Gavrić | G 989
Jugendlichen. Sie verlässt 1927 ihr Elternhaus, um nach Paris zu übersiedeln. Dort arbeitet
sie für eine Manufaktur und lernt den jugoslawischen Kommunisten Milan Gavrić kennen.
Die beiden heiraten 1929, im selben Jahr wird die Tochter Inge geboren. Die Wohnung der
Familie wird zu einem konspirativen Zentrum für die aus Jugoslawien emigrierten Kommu-
nistInnen. 1930 übersiedelt die Familie auf Aufforderung der Kommunistischen Jugoslawi-
schen Partei nach Tuzla (Bosnien). Das diktatorische Regime unterdrückt jede Opposition;
KommunistInnen werden besonders hartnäckig verfolgt. Trotzdem bildeten sich überall
im Land illegale kommunistische Zellen. Milan Gavrić wird Sekretär der KP-Leitung in
Tuzla. L. G. arbeitet ebenfalls für die Kommunistische Partei. Sie ist Kontaktperson zu der
KPJ-Organisation in Wien. Durch einen Spitzel werden viele der kommunistischen Orga-
nisationen in Bosnien enttarnt und ihre Mitglieder wegen Hochverrates angeklagt. Auch
Milan Gavrić wird verhaftet, kann aber aus dem Gefängnis flüchten und kämpft später als
Mitglied der Partisanen gegen die deutsche Besatzungsarmee. Nach 1945 ist er als Journalist
tätig; er stirbt 1982.
L. G. und ihre Tochter werden aus Jugoslawien ausgewiesen und kommen Anfang 1934 in
das Wien des Austrofaschismus und des Bürgerkrieges. L. G. kann hier die illegale Arbeit
für die Kommunistische Partei fortsetzen, sie hält den Kontakt zwischen der KPÖ und der
KPJ aufrecht und wird im Auftrag der Partei nach Paris geschickt, wo sie für die franzö-
sische KP tätig ist. 1936, nach dem Franco-Putsch, lässt sich L. G. als Krankenschwester
ausbilden, um am Spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Sie ist in einem Lazarett tätig,
bis die Internationalen Brigaden aus Spanien abgezogen werden. Ihre Tochter wird 1937
durch Vermittlung der Roten Hilfe in die Sowjetunion in das Internationale Kinderheim
von Iwanow gebracht.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris wird L. G. nach Südfrankreich ausgewiesen und muss
einige Zeit im Internierungslager Gurs verbringen. 1941 soll sie im Auftrag der KPÖ nach
Österreich zurückkehren, doch die Rückkehr wird ihr seitens der französischen Regierung
verweigert. Daraufhin nimmt sie mit der Résistance Kontakt auf und wird zur sogenannten
„Mädelarbeit“ eingeteilt. Sie übernimmt in Paris die „Mädel-Gruppen“ von Gerty Schindel.
Aufgabe der österreichischen Frauen und Mädchen in diesen Gruppen war es, jeweils zu zweit
Kontakt mit Soldaten aufzunehmen, deren Gesinnung zu beeinflussen und ihnen Flugblätter
für die Weiterverteilung zu übergeben, um so Agitation gegen den Krieg zu betreiben. Diese
gefährliche und belastende Arbeit führt L. G. bis Ende 1943 aus, dann wird sie, gemeinsam
mit anderen GenossInnen nach Wien entsandt, um hier als französische Fremdarbeiterin
mit falschem Pass ihre Widerstandstätigkeit fortzusetzen. Sie wird enttarnt, im Juni 1944
verhaftet und nach Ravensbrück deportiert. L. G. kann nach sechs Monaten Lagerhaft mit
Hilfe des von Mela Ernst geleiteten illegalen Lagerkomitees als Französin „Louise Desmeth“
in einen Transport des Schwedischen Roten Kreuzes geschmuggelt werden.
Nach einer Erholungspause in Schweden kehrt sie nach Österreich zurück und ist für
die KPÖ sowohl als Generalsekretärin der Gesellschaft für Österreichisch-Jugoslawische
Freundschaft als auch in der Abteilung für Frauenarbeit in Wien tätig.
Ende 1948 übersiedelt sie nach Belgrad, wo sie als Chefredakteurin der Zeitschrift „Schaf-
fende“ wirkt, als Kommentatorin der deutschen Redaktion von Radio Jugoslawien tätig ist
und deutsche Fachleute im Zentralrat der Gewerkschaften als Instrukteurin betreut. Kurz
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika