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Postgasse (damals Barbaragasse) im 1. Wiener Bezirk, wo sich auf Nr. 6 das Verlags- und
Druckereihaus ihres Mannes, erbaut 1852 von Eduard van der Nüll und August Sicard
von Sicardsburg, befand. R. G. nahm lebhaften Anteil an der Tätigkeit ihres Mannes –
in ihrem Salon wurden z. B. noch ungedruckte Werke der Beurteilung unterzogen, wo-
bei ihre Meinung viel galt. Auch interessierte sie sich sehr für Botanik. Sie war selbst
schriftstellerisch tätig. Ihre Reisebeschreibungen ließ ihr Mann in seinem Betrieb dru-
cken. Auf ihr Ersuchen stellte ihre Freundin Goswina von Berlepsch autobiographische
Aufzeichnungen aus ihrem Nachlass zu einer Publikation zusammen. Die unpublizier-
ten Manuskripte vermachte R. v. G. der Österreichischen Nationalbibliothek (damals
Hofbibliothek). Sie selbst beurteilte ihre Arbeiten als dilettantische „Eintagsfliegen“.
Ihre 1300 Bände umfassende Hausbibliothek zeigt ebenfalls ihr lebhaftes literarisches
Interesse. An der geschäftlichen Seite des Betriebes nahm sie jedoch keinen Anteil
und führte ihn nach dem Tod ihres Mannes auch nicht als Witwenfortbetrieb weiter,
zumal sie ihn weder zur eigenen Existenzsicherung noch für Kinder erhalten musste.
Die Leitung übernahm Friedrich Gerold, der ältere Bruder ihres Mannes, der diese am
1. 10. 1885 an seinen Sohn Friedrich Gerold jun. und Hermann Manz übertrug; 1895
zog sich Friedrich Gerold jun. ganz von den Geschäften zurück. Um R. G. wurde es in
ihrer Witwenzeit stiller und ihre Stadtwohnung in der Barbaragasse vertauschte sie bald
mit einem Haus in Dornbach im 17. Wiener Bezirk (Neuwaldeggerstraße 6), wo sie am
16. 1. 1907 starb. Sie wurde am 18. 1. 1907 am Dornbacher Friedhof in der Familiengruft
der Familie Henneberg (Gruppe 1 Nr. 7) bestattet, in der sie bis 1994 lag.
Qu.: Die gedruckten und ungedruckten selbstbiographischen Schriften. Grabprotokoll.
W.: „Eine Herbstfahrt nach Spanien“ (1880), „Ein Ausflug nach Athen und Corfu“ (1885),
„Ein Ausflug nach Kerkyra und Athen. Augenblicksbilder aus dem Buche meiner Erinne-
rungen“ (1904), „Erinnerungen. Aus dem Nachlass hrsg. v. Goswina von Berlepsch“ (1908),
Manuskripte: Hauschronik. Briefwechsel mit Alexander von Warsberg sowie mit Henriet-
te Feuerbach. Die Tagebücher. „Die Frage“ und „Serenade“ (Einakter, nachgedichtet bzw.
übersetzt aus dem Französ.)
L.: Czeike Bd. 2 2004, Jeschke 1990, Gegendorfer 1948, ÖBL, Peham 2013
Edith Stumpf-Fischer
Gerstel von Ucken Sophie Lätitia, geb. Lampl; Verlegerin
Geb. 13. 10. 1879
Gest. 28. 10. 1957
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr. Adolf Gerstel-Ucken.
Ausbildungen: S. G. v. U. promovierte 1904 an der Universität Wien in Geschichte.
Laufbahn: Im Februar 1929 suchte sie um die Konzession für die Gründung des „Ucken-Ver-
lages“ im 19. Wiener Bezirk, Billrothstraße 70 an. Nach einigen Widerständen wurde die
Konzession erteilt. Auch um den Namen des Verlages musste sie kämpfen; am 28. 11. 1931
stand der Verlagsname, S. G. v. U. Gerstel Verlag, fest. Sie war selbst schriftstellerisch tätig
und das etwas extravagante Hausherrenehepaar Gerstel von Ucken führte in Wien-Döbling
einen literarischen Salon. Der Verlag war neben der Buchproduktion auf dem Gebiet des
Bühnenvertriebes aktiv. Verlegt wurden Theaterstücke, darunter von Josef Wenter, sowie
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika