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Gessner | G 1017
ter Grete (1892–1970) aufwachsen. Die Mutter der beiden ist die 1867 in Bremen geborene
Schauspielerin Christine von Bukovics, der Vater ist der Komponist und Gesangspädagoge
Hofrat Professor Gustav Geiringer (* 1856 Wien). Er ist an der Akademie für Musik und
darstellende Kunst in Wien als Stimmbildner tätig und erteilt auch seinen beiden Töchtern
Gesangs- und Musikunterricht. Katharina Schratt ist eine Freundin der Familie Geiringer,
besonders der Großmutter, und Grete und A.G. sind oft bei ihr zu Gast. A. G. lernt 1911
Enrico Caruso kennen und korrespondiert einige Jahre mit ihm. Grete Geiringer macht
unter dem Namen Bukovics, dem Mädchennamen ihrer Mutter, am Theater Karriere.
A. will ebenfalls den Beruf der Schauspielerin ergreifen und besucht gemeinsam mit Eli-
sabeth Bergner und Karl Farkas die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Für die Saison 1916/17 wird sie an das Stuttgarter Theater engagiert und macht dort die
Bekanntschaft von Raoul Aslan. 1917/18 spielt sie in den Münchner Kammerspielen. A. G.
schließt sich der Münchner Bohème an, dadurch hat sie Kontakte zu Ina und Annemarie
Seidel, Erich Mühsam und Lion Feuchtwanger, um nur einige ihrer damaligen Bekannten
zu nennen. Nach ihrer Zeit in München wird sie an das Wiener Josefstadttheater engagiert;
sie trägt ab 1919 den Künstlerinnennamen Gessner. In dieser Zeit lernt sie ihren späteren
Mann, den Schriftsteller und Regisseur Ernst Lothar kennen. Er ist zu dieser Zeit noch
verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Aus diesem Grund ist die Beziehung zwischen
A. G. und Ernst Lothar problematisch. 1930 beziehen sie eine gemeinsame Wohnung in der
Karolinengasse im vierten Wiener Gemeindebezirk. 1932 wird ein Haus in Salzburg ge-
kauft. Fast fünfzehn Jahre nach der Bekanntschaft mit A. G. wird Ernst Lothar geschieden
und heiratet 1933 seine langjährige Lebensgefährtin.
A. G. spielt ab 1924 im Theater an der Josefstadt. Die junge Schauspielerin wird von Max
Reinhardt geschätzt und gefördert. Ab 1935 übernimmt Ernst Lothar die Direktion des The-
aters an der Josefstadt. Gleich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Ernst
Lothar wegen jüdischer Herkunft seines Postens enthoben. 1938 flüchten A. G., ihr Mann
und Hansi, Lothars Tochter aus erster Ehe, in die Schweiz. Der weitere Emigrationspfad
führt die Familie nach Paris; von dort aus treten sie im April 1939 die Überfahrt nach Ame-
rika an. In New York treffen sie das Ehepaar Zuckmayer und Franz Molnar, Bekannte von
A. G. und Ernst Lothar, die ebenfalls vor dem Terror des Nationalsozialismus geflohen waren.
A. G. und ihr Mann gründen das „Austrian Theatre“, ein sogenanntes Zimmertheater, das
wegen zu geringer finanzieller Mittel nach kurzer Zeit wieder geschlossen wird. Nach dem
Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg im Jahre 1941 geht A. G. auf Tournee und spielt
unter anderem in Philadelphia, Chicago, San Francisco und Los Angeles. Ernst Lothar lehrt
an der Universität von Colorado. Nachdem sie nach New York zurückgekehrt ist, wird sie an
den Broadway engagiert. Dort lernt sie auch Otto Preminger kennen.
1945 nehmen A. G. und ihr Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Ernst Lothars
Tochter Hansi, die 1941 den späteren Burgtheaterdirektor Ernst Haeussermann geheiratet
hat, begeht 1945 Selbstmord. 1946 kehrt A. G. auf Wunsch ihres Mannes mit ihm nach
Österreich zurück. Ernst Lothar ist amerikanischer Kulturbeauftragter. A. G. muss feststel-
len, dass sich das antisemitische Klima in Österreich nach Beendigung der nationalsozia-
listischen Herrschaft kaum geändert hat. 1949 kehrt das Ehepaar noch einmal kurz nach
Amerika zurück. A. G. würde gern in New York bleiben, doch Ernst Lothar, der in der
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika