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Gomperz | G 1057
Ausbildungen: Nach dem Ersten Weltkrieg verbachte L. G. gemeinsam mit ihrem Bruder
ein dreiviertel Jahr in Schweden. Sie besuchte ein humanistisches Gymnasium und studier-
te an der Universität Wien Rechtswissenschaften, Promotion 24. 1. 1930. Wie die meisten
Frauen, die der ersten Generation von Rechtsanwältinnen in Österreich angehörten, war
auch L. G. Tochter eines Rechtsanwaltes. Als sie nach Absolvierung des Studiums 1931 als
Rechtsanwaltsanwärterin in die Kanzlei ihres Vaters Dr. Karl Gombrich eintrat, verfügte sie
bereits über Berufserfahrung im kaufmännischen Bereich, zudem unterrichtete sie nebenbei
Englisch. Am 18. Juli 1934 erfolgte L. G.s Eintragung in die Verteidigerliste. Mit Bescheid
des Ministeriums für Justiz mit Wirksamkeit vom 9. Juni 1936 wurde sie aus der Liste
gestrichen – die Gründe hierfür sind bislang unbekannt – konnte jedoch ab 16. November
1936 wieder als Rechtsanwaltsanwärterin in der Kanzlei des Vaters tätig werden.
Laufbahn: Am 3. Februar 1937 erfolgte die neuerliche Eintragung L. G.s in die Verteidi-
gerliste. Am 7. Dezember 1937 wurde sie schließlich in die Rechtsanwaltsliste der Kam-
mer für Wien, Niederösterreich und Burgenland aufgenommen, sie übte ihre Tätigkeit in
den Kanzleiräumlichkeiten des Vaters an der Adresse Wien 1, Mölkerbastei 3 aus. Zwar
gehörte L. G. dem evangelischen Religionsbekenntnis AB an, galt jedoch aufgrund der na-
tionalsozialistischen Rassengesetze als Jüdin und wurde daher mit Ende 1938 aufgrund des
Reichsbürgergesetzes aus der Rechtsanwaltsliste gelöscht. In der Folge emigrierte sie nach
Großbritannien, wo sie wegen der völlig unterschiedlichen Rechtssysteme ihren erlernten
Beruf nie mehr ausüben konnte. Sie wurde als Übersetzerin wissenschaftlicher Werke tätig,
insbesondere aus den Bereichen Biologie und Kunstgeschichte, darunter auch die Arbeiten
ihres Bruders, und beschäftigte sich u. a. mit Chagall, Marc, Munch und Picasso. In den
1940er Jahren begann sie, deutsche Sagen und Märchen ins Englische zu übersetzen und
zu bearbeiten.
Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek, Tagblattarchiv/Wienbibliothek (Personenmappe).
W. u. a.: „The Story of Hansel and Grethel“ (1943), „The Story of Aladdin and His Wonder-
ful Lamp“ (1945), „The Story of the Seven Ravens“ (1945), „The Amazing Pranks of Master
Till Eugenspiegel“ (1948 zus. m. Clara Hemsted)
Übersetzungen (Auswahl): „Gombrich, Ernst H.: Kunst und Illusion“ (1967), „Timm, Wer-
ner: Käthe Kollwitz (1867–1945)“ (1980), „Gombrich, Ernst H.: Die Kunst der Renais-
sance“. (1985), „Gombrich, Ernst H.: Das symbolische Bild“ (1986), „Gombrich, Ernst H.:
Kunst und Kritik“ (1993)
L.: Fuss 2001, Kinder- und Jugendliteratur im Exil 1933–1950, ÖNB 2002, Sauer/Rei-
ter-Zatloukal 2010, Seeber 1998
Barbara Sauer
Gomperz Ada, geb. Stepnitz; Innenarchitektin
Geb. Wien, 11. 12. 1884
Gest. Los Angeles, Kalifornien, USA
LebenspartnerInnen, Kinder: 1917 Heirat mit Heinrich Gomperz (1873–1942), Philosoph.
Ausbildungen: 1928–32 Kunstgewerbeschule (Oskar Strnad).
Laufbahn: 15 Jahre Praxis in einem gewerblichen Betrieb. Mitarbeiterin Erich Boltensteins.
Spezialisiert auf die Gestaltung großer Wirtschaftsbetriebe, Hotels, Restaurants, Heime etc.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika